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KommentarMit der Förderung des KHZG zur digitalen Klinik

Entlassmanagement und Nachsorge

Die Digitalisierung der Krankenhäuser hört aber natürlich längst nicht bei der Behandlung auf. Vielmehr eröffnet sie gerade im Bereich des Entlassmanagements und der Nachsorge ein immenses Potenzial – beispielsweise, wenn es um einen anschließenden Reha- oder Pflegeaufenthalt geht. Digital vernetzt kann die behandelnde Klinik dem Patienten über ihr Portal eine Auswahl möglicher Einrichtungen auf sein Handy zukommen lassen. Hat sich dieser für eine Einrichtung entschieden, kann die Klinik alle relevanten Daten direkt übertragen, sodass ein lückenloser Austausch einen reibungslosen Behandlungsverlauf garantiert. Genauso ist der Datenaustausch natürlich auch zwischen Klinik und Hausarzt, Klinik und Apotheker, Klinik und Physiotherapeut, Klinik und Logopäde, und, und, und… möglich. Ich denke, der Punkt wird deutlich.

Und wieder kommen wir zurück auf die Videosprechstunde – ein wichtiges Tool mit einem deutlich breiterem Einsatzspektrum als allgemein vermutet. Denn Nachsorge kann natürlich auch bedeuten, dass Patienten im Anschluss an ihren Krankenhausaufenthalt engmaschig überwacht werden müssen. Da helfen zunächst natürlich digitale Tools wie individuell gestaltete Fragebögen oder Tagebücher, über die Patienten auch zu Hause im engen Austausch mit ihren behandelnden Ärzten stehen. Für Follow-up-Termine bietet sich dann die Videosprechstunde an, um den Patienten einen zu weiten Weg in die Klinik zu ersparen. Das ist natürlich nicht immer möglich, eine physische Vorstellung kann zwingend erforderlich sein. In vielen Fällen aber sorgt die Videosprechstunde in der Patientennachsorge für eine erhebliche Entlastung für alle Beteiligten und trägt damit zu einer höheren Effizienz bei.

Medikation und Datenbasis

Wer glaubt, das war’s schon, den muss ich enttäuschen. Denn bisher haben wir das wichtige Feld der Medikation noch gar nicht gestreift. Komplett digital organisiert, eine kleine Wunderwaffe als Entlastung im Klinikalltag und ein immenser Zugewinn in Sachen Patientensicherheit und Medikamentenadhärenz! Ärzte können sich bei Neuverschreibungen beispielsweise auf eine automatische Prüfung von Wechselwirkungen verlassen. Und auch in der Nachsorge spielt die digitale Medikationsplanung eine wichtige Rolle. Patienten können über ihr Smartphone beispielsweise Erinnerungen einstellen und die regelmäßige Einnahme dokumentieren.

Zu guter Letzt möchte ich an dieser Stelle noch über die Daten sprechen, die über all diese verschiedenen Digitalisierungsschritte gesammelt und idealerweise genutzt werden sollten. Eine Möglichkeit ist natürlich, den laufenden Betrieb anhand der Daten zu optimieren. Größere Einrichtungen könnten aber auch zu einem regionalen Hub, zu einer Art Anlaufstelle für kleinere Kliniken, MVZ oder Arztpraxen werden, indem sie ihre Datenbasis dazu nutzen, Entscheidungshilfe in schwierigeren Fällen oder digitale Konsultationen zu ermöglichen. Das würde meiner Meinung nach die Versorgungsqualität in vielen Regionen deutlich erhöhen und auch für eine gleichmäßigere Verteilung der Patienten sorgen. Dann nämlich, wenn man auch in kleinere Kliniken auf das Know-how vertrauen und im Zweifel Experten aus anderen Häusern in die Behandlung involviert werden könnten.

Status Quo in deutschen Kliniken

Soviel zum Einblick in einige der heute schon zur Verfügung stehenden technisch Möglichkeiten. Doch wie sieht der Status Quo aus. Meines Wissens nach gibt es in Deutschland zwar einige Häuser, die bei der Digitalisierung ihres Betriebs schon sehr weit sind. Dass aber wirklich alle Möglichkeiten auch schon voll ausgeschöpft werden, wäre mir neu.

Damit will ich vor allem jenen Einrichtungen Mut machen, die bisher nur wenige – oder vielleicht auch keine – der oben genannten Möglichkeiten nutzen. Wichtig ist, den Anfang zu machen! Nur weil etwas möglich ist, muss nicht gleich alles auf einmal umgesetzt werden. Gerade im laufenden Betrieb sind Digitalisierungsvorhaben ein Großprojekt. Die gute Nachricht ist jedoch: Alles ist skalierbar und kann auf den individuellen Bedarf angepasst werden. Wie Herr Spahn richtig sagt, das KHZG ist ein wichtiges Signal. Trauen Sie sich also, mit der Förderung den ersten Schritt zu machen – wie groß dieser ist, entscheiden schließlich alleine Sie.

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