Plattformen schaffen damit nicht nur Effizienz in einzelnen Wertschöpfungsketten und Vereinfachen das Leben für ihre Partner und Kunden. Sie haben auch das Potenzial im ganzen Gesundheitswesen einen Mehrwert zu schaffen, in dem durch einen klugen Datenaustausch und Vernetzung verschiedener Akteure eine bessere Integration von Gesundheitsleistungen ermöglicht werden kann. So können Plattformen auch einen Beitrag zu einer besseren Versorgungsqualität leisten.
Je größer desto attraktiver?
Das Risiko von Plattformen liegt daher vor allem in der Attraktivität ihrer Größe. Je größer die Reichweite und das Angebot einer Plattform umso attraktiver scheint sie für ihre Kunden. Die negativen Effekte bekommen diese dann erst später zu spüren. Ein Beispiel kommt aus dem Taxi Markt. Hier haben FreeNow (ehem. myTaxi) und Uber sich zu den Platzhirschen für die Vermittlung von Fahrten herauskristallisiert und es wächst eine junge Generation heran, die nicht mehr weiß, dass man früher ein Taxi bei einer Taxizentrale telefonisch bestellt hat. Gebucht wird bei dieser Zielgruppe über die jeweilige App. Dabei nehmen die beiden Anbieter stattliche Umsatzbeteiligungen von den Fahrern. Möchte ein Fahrer dagegen aufbegehren muss er sich gut überlegen, ob er sich das leisten kann. In Berlin etwa wird es schwierig internationale Touristen als Kunden zu bekommen, wenn man nicht bei Uber aktiv ist. Die beiden Plattformen haben sich entsprechend so nachhaltig in die Wertschöpfungskette geschoben mit einem so großen Marktanteil, dass sie in der Lage sind sehr hohe Umsatzbeteiligungen einzufordern.
Dieses Beispiel zeigt, dass eine monopolartige Position von Plattformen zu einer großen Abhängigkeit der jeweiligen Kunden bzw. Partnern führen kann und durch diese Positionierung auch die Preisfindung – auf Seiten der Lieferanten und der Endkunden - sehr stark durch die wenigen Plattformanbieter bestimmt wird.
Welche Spielregeln brauchen wir?
Schaffen wir im Gesundheitswesen einen gelungenen Spagat, um die Vorteile von Plattformen zu nutzen, ohne den Preis der Monopolgefahr zu zahlen? Wir haben die Chance dazu, denn der Gesundheitsmarkt ist deutlich stärker reguliert als Consumer-orientierte Geschäftsbereiche und basiert auf dem gesamtgesellschaftlichen Ziel der Daseinsfürsorge und des Sicherstellungsauftrags für die Versorgung. Wir haben also die Möglichkeit Spielregeln zu formulieren, die Plattformanbietern einen Rahmen geben. Dabei wird es sicherlich für die Vielzahl der verschiedenen Plattformen unterschiedliche Perspektiven geben. Doch manche Prinzipien lassen sich allgemein formulieren. Ein Schlüsselaspekt wird dabei die Interoperabilität sein.
Durch die Nutzung gemeinsamer und international etablierter Standards haben die Kunden die Möglichkeit Plattformen zu wechseln, wodurch die Unabhängigkeit von einzelnen Plattformen gewahrt wird. Gleichzeitig stärkt Interoperabilität auch die Chance die Effizienzpotenziale von Plattformen zu nutzen. Sei es das eRezept als gemeinsame Sprache im Apothekenmarkt oder die Nutzung standardisierter Datenformate für den sektorübergreifenden Datenaustausch. Ein wichtiger Aspekt beim Thema Datenaustausch ist ein zeitgemäßes Einwilligungsmanagement bei den Nutzern: Nur wenn der Aufwand zur Einholung einer Einwilligung zur einrichtungsübergreifenden Datenverarbeitung durch eine Plattform verhältnismäßig ist, werden z.B. Leistungserbringer hiervon Gebrauch machen und die Plattform kann ihr Potenzial in der Vernetzung voll ausschöpfen. So ist eine gemeinsame Akteneinsicht für beispielsweise Konsile oder sektorübergreifende Zusammenarbeit durch Plattformen technisch darstellbar und von Patienten und medizinischem Fachpersonal gewünscht – aber oft scheitern solche Vorhaben am umständlichen Umsetzung von Datenschutzvorgaben.
Wenn eine wertschöpfende Co-Existenz von Plattformen möglich sein soll, muss eine Kommunikation zwischen den Systemen möglich sein. Ob dies ausreicht, um ein wertschöpfendes Ökosystem von Plattformen im Gesundheitswesen wachsen zu lassen, wird sich zeigen – aber es ist in jedem Fall ein guter Anfang.







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