
Ich oute mich an dieser Stelle als großer Geschichts-Fan. Ich bin davon überzeugt, dass wir unheimlich viel lernen können, wenn wir zurückblicken, Fehler und Chancen gleichermaßen analysieren und auf dieser Basis Entscheidungen für die Gegenwart ableiten. Und genau deshalb möchte ich kurz an den Marshallplan erinnern, das amerikanische „Konjunkturpaket“ für Europa nach dem zweiten Weltkrieg. Er war als Hilfe für die notleidende und teilweise hungernde Bevölkerung in Europa gedacht, sollte den Einfluss der Sowjetunion und damit die Ausbreitung des Kommunismus eindämmen und – nicht ganz uneigennützig – die US-Absatzmärkte in Europa stabilisieren.
Worauf ich hinaus will: Der Marshallplan war für Europa, vor allem aber auch für Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg eine große Chancen, die letztendlich – neben anderen Faktoren – für den Aufschwung in den Nachkriegsjahren, das deutsche Wirtschaftswunder, gesorgt und damit die Grundlage für unseren heutigen Wohlstand gelegt hat.
Corona-Konjunkturpaket als Chance für die Zukunft
Nun haben wir mit dem Ausbruch von Covid-19 – aus anderen Gründen, dennoch ähnlich wie während des zweiten Weltkriegs – erneut einen heftigen Zusammenbruch der Weltwirtschaft erleben müssen. Mittlerweile ist das erste Ausmaß klar und die Regierungen weltweit haben entsprechende Maßnahmen ergriffen, die der Krise angemessen sind und damit sicherlich auch wirkungsvoll sein werden. Allein in Deutschland wurde ein in der Nachkriegsgeschichte beispielloses Konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Und ich bin davon überzeugt, dass wir damit die Chance auf ein deutsches „Wirtschaftswunder 2.0“ haben – wenn wir die Gelder, die nun zur Verfügung gestellt werden, denn sinnvoll nutzen.
Zukunftsprojekte statt an Altem festhalten
Beispielsweise sieht ein Aspekt des Corona-Konjunkturprogramms die Stärkung des Gesundheitswesens vor, um bei einer nächsten Pandemie besser geschützt zu sein. Dafür stehen im Rahmen des „Pakts für den öffentlichen Gesundheitsdienst“ insgesamt vier Milliarden Euro, für das „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ drei Milliarden Euro zur Verfügung. Konkret heißt das, es stehen Gelder für die Hard- und Softwareausstattung im Gesundheitswesen bereit, für neue Informations- und Kommunikationstechnologien, für notwendige Schulungen der Belegschaften, für übergreifende Kommunikations- und Interoperabilitäts-Lösungen, für eine bessere IT-Infrastruktur in Krankenhäuser und Versorgungseinrichtungen, für einen Ausbau der IT- und Cybersicherheit und für neue telemedizinische Lösungen bereit – um nur ein paar Aspekte zu nennen. Kurz: Das aktuelle Konjunkturpaket kann der Schlüssel für die digitale Zukunft unseres Gesundheitswesens sein – und zwar für eine von deutschen und europäischen Unternehmen getriebene und gestaltete Zukunft.
Europäische Standards hochhalten
Mein Appell: Wir müssen diese Chance jetzt für den Ausbau zukunftsgerichteter Innovationen nutzen und nicht an alten Strukturen festhalten. Ansonsten laufen wir Gefahr, den hohen medizinischen Standard, den wir in Europa, vor allem aber in Deutschland haben, herabzusetzen. Ich habe kürzlich in einem Kommentar mit Besorgnis darüber berichtet, wie Amazon sich im Gesundheitssektor ausbreitet und gezielt Chancen nutzt. Dabei haben wir hier in Europa bereits viel besser entwickelten Lösungen, die bislang jedoch nicht die Beachtung bekommen, die sie verdient hätten. Daher lassen Sie uns die Botschaft verbreiten. Das Konjunkturpaket der Regierung bietet Kliniken, Versorgungseinrichtungen, Arztpraxen und dem Gesundheitswesen insgesamt die Gelegenheit, in die digitale Zukunft zu investieren. Wir können gemeinsam ein Wirtschaftswunder 2.0 schaffen. Und was daraus entstehen kann, lehren uns die Geschichtsbücher.





Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen