
Nur wenige Stunden nach den Gesprächen in Niedersachsen wurde bekannt, dass das Agaplesion Evangelisches Krankenhaus Holzminden einen Insolvenzantrag gestellt hat. „Leider können wir unter den aktuellen gesundheitspolitischen Voraussetzungen, die keinerlei Perspektiven bieten, den Krankenhausbetrieb in Holzminden nicht länger aufrechterhalten“, sagte Markus Horneber, Vorstandschef des Mehrheitsgesellschafters Agaplesion. Die wirtschaftliche Situation habe sich in den vergangenen Monaten wegen der Inflation enorm zugespitzt.
Aufgrund der Unterfinanzierung im Investitionskostenbereich musste der Mehrheitsgesellschafter im Laufe der letzten Jahre über 15 Millionen Euro aus Eigenmitteln in das Krankenhaus investieren.
Der Insolvenzantrag wurde bereits vergangenen Freitag (18. August 2023) beim zuständigen Amtsgericht eingereicht. Auch die Agaplesion Med Versorgungszentren Holzminden gGmbH ist von der Insolvenz betroffen, teilt der Gesundheitskonzern mit.
400 Mitarbeitende betroffen
Horneber kritisierte: „Die Gesundheitspolitik hat den Zeitpunkt, an der sich die Welle an Krankenhauspleiten hätte aufhalten lassen, verstreichen lassen.“ Nach Angaben des Unternehmens sind mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.
Holzmindens Landrat Michael Schünemann äußerte sich in einem Statement zur Zukunft des Hauses. Wie diese und die der Beschäftigten aussehen könne, sei gegenwärtig noch nicht absehbar. Dies werde Aufgabe des vorläufig eingesetzten Insolvenzverwalters in den kommenden Wochen und Monaten sein. Die Insolvenz müsse laut Schünemann nicht zwingend eine endgültige Schließung bedeuten, sei aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht ausgeschlossen.
Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) sieht in dem Fall einen Vorboten für das, was in den nächsten Jahren noch häufiger bevorstehen könnte. „Die Situation unserer Krankenhäuser ist so angespannt wie nie zuvor“, sagte der NKG-Vorsitzende Hans-Heinrich Aldag. „Die Lage ist ernst. Die Zeit drängt.“





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