
Auch in seinem mittlerweile zweiten Insolvenzverfahren innerhalb weniger Monate sorgt das Krankenhaus Geesthacht wieder in kurzen Abständen für Schlagzeilen. Nachdem das Amtsgericht Schwarzenbek Ende Oktober erneut die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet hatte, läuft mittlerweile das vom Gericht und vom vorläufigen Sachwalter vorgegebene neue Bieterverfahren.
Dieser Schritt sei bei Eigenverwaltungsverfahren üblich, betont die CTP Gruppe, der das schleswig-holsteinische Haus aktuell gehört. Potenzielle Bieter können nun ihr Interesse zur Fortführung des Krankenhauses bekunden und sollen dann bis Mitte Dezember verbindliche Gebote einreichen, erklärt ein Sprecher des Krankenhauses. Anschließend werde CTP mit jenen Bietern in konkrete Verhandlungen eintreten, „deren Vorschläge die tragfähigsten Perspektiven aufzeigen“.
Vielleicht ist es möglich, das Krankenhaus unter Beteiligung der Stadt Geesthacht fortzuführen.
Dazu könnte unter Umständen auch die Stadt Geesthacht gehören. Denn Stadtpolitik und -verwaltung mögen sich mit dem von CTP nun eingeschlagenen Weg nicht abfinden. Man traue dem jetzigen Eigentümer nicht mehr, formulierte es ein Redner in der jüngsten Ratsversammlung.
Bürgermeister Olaf Schulze soll deshalb jetzt ausloten, welche Chancen und Risiken eine eventuelle Kommunalisierung des Hauses unter Einbeziehung des Kreises Herzogtum Lauenburg und der Stadt Geesthacht hätte. Ziel dieser Gespräche solle es beispielsweise sein, „dass das im ersten Insolvenzverfahren entwickelte Konzept für das Geesthachter Krankenhaus umgesetzt wird“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
CTP offen für Verkauf
In ihrem Beschluss fordert die Ratsversammlung, „den Weg freizumachen für einen neuen Betreiber, der den bestehenden Versorgungsauftrag und das vorgelegte Sanierungskonzept ernst nimmt und erfüllt“. Die Ratsversammlung, so wird betont, sei – vorbehaltlich entsprechender Genehmigungen durch das Land – „bereit, einen Beitrag zum Erhalt des Geesthachter Krankenhauses mit Geburtshilfe, Gynäkologie und Notfallmedizin auf der Grundlage des Sanierungskonzepts und der angebahnten Kooperationen zu leisten“.
CTP zeigt sich für einen Verkauf des Hauses durchaus zugänglich: „Sollte ein Bieter ein Konzept vorlegen, das medizinisch, wirtschaftlich und strukturell nachweislich bessere Perspektiven für Standort, Mitarbeitende und Region bietet, wird CTP eine Übergabe unterstützen“, sagt der Sprecher. Entscheidend bleibe „das bestmögliche Ergebnis für Geesthacht“.
Grundsätzlich ziehe sich die Gruppe nicht aus der Verantwortung zurück, wird betont: „Wir nutzen dieses Verfahren, um einen klaren Neustart zu ermöglichen.“ Das Sanierungsteam arbeite „an einem belastbaren Fortführungskonzept, das die tatsächlichen medizinischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten berücksichtigt – und damit vor allem die zu optimistischen Annahmen der Vergangenheit korrigiert“.
Das Unternehmen des Reeders und Logistikunternehmers Thomas Pötzsch hatte den ehemaligen Standort der Johanniter im Sommer übernommen und in „Vitalcampus Geesthacht“ umfirmiert. Mit Verweis auf ein unrealistisches Sanierungskonzept wurde dann aber, wie berichtet, nur wenige Monate später erneut die Eigenverwaltung beantragt. Zudem hat CTP inzwischen angekündigt, dass Abteilungen wie die Geburtshilfe und die Notaufnahme bis Ende März 2026 schließen sollen – um den Standort grundsätzlich erhalten zu können. Nach dem Sanierungskonzept aus dem ersten Insolvenzverfahren sollte die Geburtshilfe dagegen sogar ausgebaut werden.
Petition für das Krankenhaus gestartet
Während CTP erklärt, es gebe in der Belegschaft zunehmend Verständnis und Unterstützung für den neuen Ansatz, sorgt insbesondere die Entscheidung gegen die Geburtshilfe auch für heftige Kritik. Anfang November wurde etwa die Petition „Rettet das Krankenhaus Geesthacht – für den Erhalt von zentralen Abteilungen“ gestartet, für die es bislang (Stand: 17. November) 7080 Unterschriften gibt.
Bürgermeister Schulze gibt sich nach dem jüngsten Ratsbeschluss bedingt zuversichtlich: „Vielleicht ist es möglich, das Krankenhaus unter Beteiligung der Stadt Geesthacht fortzuführen“, sagt er, schränkt aber auch ein, dass noch viele Fragen offen seien.
Schulze habe schon während des ersten Insolvenzverfahrens mitgewirkt, dass Kooperationen mit der Vamed-Klinik Geesthacht, dem Krankenhaus Lüneburg sowie dem Land Mecklenburg-Vorpommern zustande kamen, heißt es in der Mitteilung der Stadt weiter. Es sei wichtig, „dass wir weiterhin in Gespräche gehen und dass wir weiterhin Kooperationen führen“, betont er. Vamed zum Beispiel könne sich eine Zusammenarbeit noch immer vorstellen. Außerdem, so Schulze, werde er „prüfen, ob wir eine Form der Beteiligung der Bevölkerung und der Mitarbeitenden erreichen können“.







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