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Thomas PötzschDeal mit dem Reeder – Geesthacht soll Leuchtturm werden

Thomas Pötzsch übernimmt mit seiner CTP Gruppe das insolvente Krankenhaus Geesthacht. Der Reeder hat mit dem Standort in Schleswig-Holstein große Pläne und will weiter investieren. Tobias Vaasen bleibt Geschäftsführer.

Thomas Pötzsch in Geesthacht
Sandra Biegger
Antrittsbesuch in Geesthacht: Investor Thomas Pötzsch (2.v.l.) mit (v.l.) Bürgermeister Olaf Schulze, Geschäftsführer Tobias Vaasen, Yvonne Kempf (Betriebsratsvorsitzende der Geriatrie und des Seniorenzentrums) und Anne-Kathrin Hille (Mitglied der Mitarbeitervertretung).

Der Neue startet mit einer ambitionierten Ansage: „Geesthacht hat das Potenzial, zu einem Vorzeigestandort in der Medizin und der Pflege ausgebaut zu werden. Dafür werde ich mich mit erfahrenen Partnern engagieren“, erklärte Thomas Pötzsch am 28. März im Konferenzraum des Krankenhauses Am Runden Berge 3. Da hatte der Reeder und Logistikunternehmer aus Rellingen kurz vorher gerade den Kaufvertrag für das insolvente ehemalige Haus der Johanniter unterzeichnet – samt Geriatrie und Seniorenzentrum sowie MVZ.

Das Ganze ist nun wie geplant notariell beurkundet. Der Deal sei mit den Gläubigerausschüssen abgestimmt, heißt es, nun werde noch ihre offizielle Zustimmung für Pötzsch‘ Angebot eingeholt. Die Übernahme erfolge dann zum 1. Juli.

Ich möchte als Mensch für andere Menschen da sein.

Damit dürfte Pötzsch, der sich nach der Vertragsunterzeichnung den Beschäftigten vorstellte, schon bald gehören, was zuletzt noch unerwartet umkämpft war: Im Dezember 2024 war eigentlich schon das Unternehmen Navicare-Med als Käufer vorgestellt worden, und dessen Geschäftsführung, Dr. Stephan Engels-de Rey und Yenna Haack, wollte, wie berichtet, nicht akzeptieren, dass man auf den letzten Metern noch gegen den neuen Bieter ausgetauscht wurde. Der Reeder war erst Mitte März öffentlich benannt worden.

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Jetzt also Pötzsch. Mit seiner CTP Gruppe übernimmt er in Geesthacht alle Einrichtungen, auch die rund 700 Beschäftigten mit ihren bestehenden Arbeitsverträgen, heißt es in einer Mitteilung. Zur Höhe des Kaufpreises sei Stillschweigen vereinbart worden.

„Ich möchte als Mensch für andere Menschen da sein“, betont Pötzsch: „Als Unternehmer stelle ich mein Wissen und das notwendige Kapital zur Verfügung, um Entwicklungen im Gesundheitssektor zu fördern.“ Er habe fest zugesagt, in Geesthacht gezielt in Infrastruktur und Personal zu investieren, heißt es weiter. Die Einrichtungen sollen demnach unter anderem vollständig digitalisiert werden.

Leuchtturmprojekt digitaler Medizinkompetenz

Pötzsch will den Standort zur „vorbildlichen Einrichtung beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz und digitalen Anwendungen in der Patientenversorgung“ machen. Es biete sich „die einmalige Gelegenheit, das Krankenhaus als Leuchtturmprojekt digitaler Medizinkompetenz und mit einem Referenz-Anspruch zukunftsweisender telemedizinischer Kompetenz über die Region hinaus zu etablieren“. Neben der medizinischen Versorgung sollen am Standort Geesthacht auch Angebote zur Altenpflege, zu altersgerechtem Wohnen sowie zur Psychiatrie gemacht werden.

CTP Gruppe

Die CTP Gruppe ist eine 1931 gegründete und von Capt. Thomas Pötzsch inhabergeführte Schifffahrts- und Logistikgruppe. Mit ihrer CTP.BIZ GmbH als Holding engagiert sie sich in neuen Geschäftsfeldern, vorrangig in den Bereichen Digitalisierung, Medien (u.a. „brand eins“) und schwerpunktmäßig im Gesundheitssektor.

In den vergangenen Jahren wurden mehrere Beteiligungen in dem Bereich erworben, etwa an der TCC GmbH in Hamburg und am Athleticum am Volkspark. Zu den Gesellschaftern dieses Kompetenzzentrums für Sport-, Bewegungs- und Präventionsmedizin gehören neben der CTP Gruppe das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), der Hamburger SV und Philips. Seit mehr als sieben Jahren betreibt die Gruppe mit der CTP Health GmbH und der Hey Health GmbH zudem ein Sanitätshaus, das sich auf die mobile Versorgung durch Betriebliche Gesundheitsmaßnahmen und Betriebliche Gesundheitsförderung spezialisiert hat.

Das Hamburger Start-up TCC (Telehealth Competence Center) dürfte dabei eine entscheidende Rolle spielen. An dem Telemedizin- und KI-Unternehmen hatte sich Pötzsch erst im November 2024 mit 20 Millionen Euro beteiligt. TCC ist 2022 im Bereich der digitalen Fernbetreuung von Intensivstationen gestartet und will sich jetzt auf die Entwicklung und Zulassung von KI-Algorithmen spezialisieren, die auf Vitaldaten basieren.

Tobias Vaasen bleibt Geschäftsführer

Der bisherige Sanierungsgeschäftsführer Tobias Vaasen wird in Geesthacht auch künftig das Sagen haben. Die Hospital Management Group (HMG), zu deren Führungs-Trio Vaasen ebenfalls gehört, werde den Managementauftrag behalten, erklärt Pötzsch: „Mir ist als Unternehmer die personelle Konsistenz sehr wichtig, dies gilt insbesondere für die Situation hier in Geesthacht.“

Pötzsch habe „ein in vollem Umfang überzeugendes Erwerberkonzept vorgelegt“, lobt Vaasen. Geesthacht behalte nicht nur Krankenhaus, Geriatrie, Seniorenzentrum und MVZ, sondern das medizinische und pflegerische Angebot werde zudem weiterentwickelt. Auch der Generalhandlungsbevollmächtigte Stefan Denkhaus von der Kanzlei BRL sieht mit dem „engagierten Investor“ eine „klare Zukunftsperspektive“ für den Standort. Darüber hinaus, so Sachwalter Andreas Romey, biete „das erzielte Ergebnis den Gläubigern die bestmögliche Befriedigung“.

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