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InvestorenstreitEskalation in Geesthacht – geht es jetzt vor Gericht?

Mit dem Unternehmer Thomas Pötzsch steht der neue Investor für das insolvente Krankenhaus Geesthacht fest. Doch nun will Navicare-Med, der bislang favorisierte Interessent, ihn noch „substanziell überbieten“ – und vor Gericht ziehen.

Zwei Holz-Spielfiguren vor blauem Hintergrund stehen sich gegenüber und sind mit einer verknoteten roten Schnur verbunden.
Andrii Zastrozhnov/stock.adobe.com
Symbolfoto

Das Insolvenzverfahren des Krankenhauses Geesthacht ist mittlerweile in immer kürzeren Takten für neue Facetten gut: Einerseits ist mit Thomas Pötzsch jetzt bekannt, wer der neue Investor ist, der Mitte März überraschend als „ein renommierter Unternehmer aus Schleswig-Holstein“ verkündet wurde. Andererseits will sich das Unternehmen Navicare-Med als bisheriger Interessent nicht damit abfinden, dass es doch nicht zum Zug kommen soll.

Wie die Sanierungsgeschäftsführung gegenüber kma mitteilt, tritt Thomas Pötzsch mit seiner CTP-Gruppe als alleiniger Bieter für das Krankenhaus Geesthacht, für die Geriatrie und das Seniorenzentrum sowie für das MVZ auf. Pötzsch ist Reeder und Logistikunternehmer und hat seinen Firmensitz in Rellingen.

Verstärktes Engagement im Bereich Gesundheit

Mit der CTP.BIZ, der Holding seiner Reederei- und Logistikgruppe, investiert er schon länger auch in den Gesundheitsmarkt. Zuletzt war er im November 2024 mit 20 Millionen Euro bei dem Hamburger Telemedizin- und KI-Unternehmen TCC (Telehealth Competence Center) eingestiegen.

In seiner Gruppe spiele der Bereich Gesundheit, unter anderem mit den CTP Health Sanitätshäusern, mittlerweile „die herausragende und weiter auszubauende Rolle“, erklärt Pötzsch auf der Webseite des Athletikums am Volkspark, an dem er ebenfalls mit 25,1 Prozent beteiligt ist. Dieses neu entstehende sportmedizinische Kompetenzzentrum ist ein Gemeinschaftsprojekt des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), des Hamburger Sportvereins (HSV) sowie von Philips und CTP.

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Dass die Eigenverwaltung in Geesthacht nun Pötzsch den Zuschlag für das Krankenhaus geben will, möchte der bisher favorisierte Bieter nicht akzeptieren. Eigentlich stand das Unternehmen Navicare-Med des Investoren-Duos Dr. Stephan Engels-de Rey und Yenna Haack, das im Oktober 2024 das Klinikum Bad Bramstedt aus der Insolvenz übernommen hatte, schon als Käufer fest. Allerdings war die notarielle Beurkundung noch nicht erfolgt, und plötzlich wurde der Bieterprozess Mitte März mit Verweis auf das „verbindliche, höhere finanzielle Angebot“ von Pötzsch überraschend fortgesetzt.

Höheres Angebot und einstweilige Verfügung

Als Reaktion darauf wolle Navicare den Kaufpreis des neuen Investors nun „so substanziell überbieten, dass die Gläubiger bei einem durchgepeitschten Kaufvertrag Schadensersatzansprüche gegenüber dem Sachwalter und den Mitgliedern des Gläubigerausschusses geltend machen könnten“, heißt es in einer wie eine Drohung formulierten Mitteilung. Darüber sei der Sachwalter schriftlich informiert worden.

„Wir haben in einem ordentlichen, strukturierten Investorenprozess ein überzeugendes Erwerberkonzept vorgelegt und uns gegen viele andere Interessenten aus der Branche durchgesetzt“, erklärt Geschäftsführer Dr. Stephan Engels de Rey: „Deswegen können wir die Chancen und Risiken eines weiteren Angebots qualifiziert einschätzen.“ Sein Unternehmen habe Hinweise auf Interessenkonflikte bei am Verfahren Beteiligten, die „bislang nicht einmal halbherzig öffentlich dementiert“ worden seien, heißt es weiter. Vor dem Landgericht Lübeck will Engels de Rey eine einstweilige Verfügung „gegen einen übereilten Kaufvertrag“ beantragen.

Verstoß gegen Verschwiegenheitspflicht?

Die Sanierungsgeschäftsführung des Krankenhauses Geesthacht wiederum reagierte „verwundert“ auf die Ankündigungen. Zwischen Navicare und den Krankenhausgesellschaften sei eine Vertraulichkeitsvereinbarung geschlossen worden, „weswegen es verwundert, dass Navicare nach unserem Dafürhalten unter Verstoß gegen diese Verschwiegenheitsverpflichtung derartige, insbesondere gegenüber der Belegschaft und den Patienten rücksichtslose Pressearbeit betreibt“, sagte ein Sprecher.

Man selbst beschränke sich „auf sachliche und allgemein gültige Aussagen, die unabhängig vom konkreten Fall gelten“: „Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens, insbesondere eines Insolvenzverfahrens über einen Krankenhausträger ist Verlässlichkeit und Transaktionssicherheit für die Organe des Insolvenzverfahrens, die die Gläubigerinteressen vertreten, und für die Belegschaft das höchste Gut“, so der Sprecher: „Wenn ein Investor mangels üblichem Finanzierungsnachweis eine anberaumte Beurkundung wiederholt absagt, dann ist es die Aufgabe der Eigenverwaltung und des Sachwalters, sich nach alternativen Investoren umzuschauen.“

In jedem Insolvenzverfahren stehe es bis zum Vertragsschluss jedem Interessenten frei, „ein mit einem belastbaren, auflagenfreien Finanzierungsnachweis unterlegtes Angebot zu übermitteln“, erklärte der Sprecher weiter: „Bei einer solchen Sach- und Rechtslage läge ein belastbares Angebot vor.“

Pingpong der Stellungnahmen

Am Morgen des 27. März meldete sich daraufhin erneut Navicare-Med zu Wort, insbesondere mit Blick auf das Thema Vertraulichkeit: Die Eigenverwaltung selbst habe die Öffentlichkeit mehrfach aktiv über den Investorenprozess, die Entscheidung für Navicare-Med und auch die spätere Absage informiert, so die Mitteilung. Nach Auffassung des Unternehmens hätte Navicare „zwingend logisch die Chance erhalten müssen, ihr Angebot nachzubessern“.

Auch dem „Verdacht fehlender Transaktionssicherheit“ wird widersprochen. Ohne Finanzierungszusage erhalte kein Bieter im Investorenprozess den Zuschlag, wird argumentiert – und: „Ohne Finanzierungszusage, die dem Antrag auf einstweilige Verfügung beigefügt ist, würde keine Eigenverwaltung einen Notartermin reservieren“, erklärt Navicare-Med mit Blick auf den angekündigten Gang vor das Landgericht Lübeck. Das Unternehmen habe sich „verlässlich und professionell verhalten und sich mit eigenen öffentlichen Erklärungen zurückgehalten“. Man sei „unverändert willens und in der Lage, die Kaufverträge unverzüglich notariell zu beurkunden“.

Termin für notarielle Beurkundung

Nach der bisherigen Planung werde am 28. März die notarielle Beurkundung des Vertrages mit Thomas Pötzsch erfolgen, hatte Sanierungsgeschäftsführer Tobias Vaasen zuletzt zu kma gesagt. Im Anschluss daran werde sich der Investor in Geesthacht zuerst den Beschäftigten und anschließend Medienvertretern persönlich vorstellen. Die Belegschaften beider Häuser seien bereits Anfang der Woche informiert worden, so Vaasen: „Die Nachricht wurde positiv aufgenommen.“

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