
Die Nachricht dürfte so manchen Beobachter überrascht haben: Das Investoren-Duo, das erst im Oktober 2024 mit seiner IGP Medical GmbH das insolvente Klinikum Bad Bramstedt übernommen hat, greift nun nach einem weiteren insolventen Haus in Schleswig-Holstein. Einer Mitteilung der Sanierungsgeschäftsführung zufolge wollen Dr. Stephan Engels-de Rey und Yenna Haack jetzt auch das Krankenhaus Geesthacht übernehmen – diesmal in einem Konsortium mit weiteren Investoren.
Das Angebot des Konsortiums habe die Gläubigerausschüsse der Krankenhaus Geesthacht GmbH und der Geriatrie und Seniorenzentrum Geesthacht GmbH überzeugt und sie hätten sich dafür ausgesprochen, heißt es in der Mitteilung. Über die weiteren Investoren neben Haack und Engels-de Rey wurden auf Nachfrage von kma mit Verweis auf die IGP Medical keine näheren Angaben gemacht. Im nächsten Schritt sollen in den kommenden Wochen die entsprechenden Verträge final verhandelt und anschließend notariell beurkundet werden.
Die IGP Medical hat ihren Firmensitz in Norderstedt. Ihre beiden Geschäftsführer Yenna Haack und Stephan Engels-de Rey sind für die Öffentlichkeit bislang wenig greifbar. Entsprechend wenig ist auch über ihre Erfahrungen im Klinikmanagement und ihre konkreten Pläne bekannt. Die beiden Häuser – Bad Bramstedt im Norden von Hamburg und Geesthacht im Südosten – sind rund 90 Kilometer voneinander entfernt.
Bisheriger Geschäftsführer raus – Asklepios rein
In Bad Bramstedt haben sich Engels-de Rey und Haack erst kürzlich von dem langjährigen Geschäftsführer des Hauses, Jens Ritter, getrennt. Auf der Webseite des Klinikums sind derzeit Ritters bisherige Co-Geschäftsführerin Claudia Meixner und Engels-de Rey selbst als Verantwortliche genannt.
Kurz vor der Nachricht über die Trennung von Ritter war bekannt geworden, dass Asklepios in Bad Bramstedt aktiv wird. Der Konzern sei gebeten worden, die Klinik „nach Abschluss des Insolvenzverfahrens mit unserer Expertise für eine nachhaltige und positive Entwicklung des Klinikstandortes zu unterstützen“, erklärte Asklepios gegenüber kma. Dieser Bitte sei man „gerne nachgekommen“.
Ziel sei es, regionale Synergien für die Klinik Bad Bramstedt nutzbar zu machen, die Größenvorteile von Asklepios – etwa im Bereich der Logistik – zu heben und vom Management-Know-how des Konzerns zu profitieren, hieß es von Asklepios: „Mit der Kooperation wollen wir eine stabile Basis schaffen, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Region zugeschnitten ist.“
Strukturelle Veränderungen in Geesthacht
Für das insolvente Haus in Geesthacht, das bislang zu den Johannitern gehörte, sei mit den jetzt getroffenen Entscheidungen „ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft gemacht“, sagt der Generalhandlungsbevollmächtigte Stefan Denkhaus: „Zusätzlich zur finalen Verhandlung der Verträge stehen jetzt die bereits angekündigten strukturellen Veränderungen an, wie beispielsweise die Eingliederung der Geriatrie ins Krankenhaus.“
Fachliche Feinjustierungen in einzelnen Fachgebieten sind möglich.
Vorgesehen sei, dass der größte Teil der 720 Beschäftigten in den beiden Krankenhäusern und in der Altenpflege an Bord bleibe, so Denkhaus. „Fachliche Feinjustierungen in einzelnen Fachgebieten“ seien möglich. Mit der gefundenen Lösung könnten alle Leistungsbereiche erhalten werden, betont Sanierungsgeschäftsführer Tobias Vaasen. Die am Standort geplante integrierte Notfallversorgung nehme durch den Umzug des Medizinischen Versorgungszentrums ins Krankenhaus (kma berichtete) bereits Formen an.
Konzept mit Vamed Klinik und Klinikum Lüneburg
Zudem werde für eine zukunftsfähige Geburtshilfe der Ausbau der kinderärztlichen Versorgung von Neugeborenen notwendig, so Vaasen. Vor diesem Hintergrund hätten das Krankenhaus Geesthacht, die Vamed Klinik Geesthacht und das Klinikum Lüneburg eine Absichtserklärung unterzeichnet: „Wir haben vereinbart, ein gemeinsames Konzept für eine umfassendere medizinische Versorgung der Neugeborenen zu entwickeln.“
Aus Sicht von Sachwalter Andreas Romey zeige „die Entscheidung für das Investorenkonsortium und die von ihm angebotene breite medizinische Versorgung, dass die Eigenverwaltung engagiert für eine gute Zukunft des Gesundheitsstandorts Geesthacht arbeitet und zugleich die vorhandenen Klinik-Strukturen fachlich stärkt“.
Es gibt viel zu tun!
Das verspricht auch Stephan Engels-de Rey: „Mit dem heutigen Tag wollen wir unseren Beitrag leisten, das Krankenhaus Geesthacht auszubauen. Es gibt viel zu tun“, sagt der IGP-Medical-Geschäftsführer. Er und seine Mitstreiter seien überzeugt von Geesthacht, „denn die Stadt ist ein zentraler Punkt der östlichen Metropolregion Hamburg für die medizinische Versorgung – von Notfällen über Geburten bis hin zur medizinischen Pflege von Menschen“.
Dabei drängen sich Erinnerungen an die nun genau zwölf Monate zurückliegende Situation in Bad Bramstedt auf. Auch dort war kurz vor Weihnachten eine Lösung im Insolvenzverfahren verkündet worden – mit einer anderen Engels-de-Rey-Firma, der IGPmed GmbH mit Sitz in Düsseldorf, und dem kommunalen Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster. Ein halbes Jahr später platzte jedoch alles, weil die Finanzierung nicht gesichert war. Später traten Engels-de Rey und Haack mit der IGP Medical dann als alleinige Käufer auf.







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