
Überraschung in Schleswig-Holstein: Mitten in seiner eigenen Sanierung hilft das insolvente Krankenhaus Geesthacht jetzt einem anderen Insolvenzfall aus der Klemme. Das Haus werde das Medizinische Versorgungszentrum Geesthacht aus dessen Regelinsolvenzverfahren übernehmen und in vollem Umfang weiterführen, teilen die Verantwortlichen mit.
Damit gehört wieder zusammen, was vorher schon zusammengehörte – das Krankenhaus wird erneut Träger des MVZ. So war es auch unter den Johannitern als den bisherigen Eigentümern, bevor das MVZ in die Regelinsolvenz und das Krankenhaus in die Eigenverwaltung ging. Mit dem Unterschied, dass das MVZ künftig in Klinikräumen untergebracht wird. Der bisherige, etwa einen Kilometer entfernte Standort wird aufgegeben.
Das MVZ macht das Krankenhaus für Investoren noch attraktiver.
Die eher ungewöhnliche Maßnahme im laufenden Verfahren habe Andreas Romey, der als Insolvenzverwalter beziehungsweise Sachwalter der beteiligten Unternehmen fungiert, als „konzeptionell gute Idee“ überzeugt, erklärt Tobias Vaasen im Gespräch mit kma. Vaasen ist Sanierungsgeschäftsführer des Krankenhauses, und er sieht im MVZ eine Ergänzung des Portfolios und eine Stärkung der Strukturen. Der Wert des Hauses werde gesteigert, und es werde auch für Investoren noch attraktiver.
„Mit der Übernahme stellen wir zudem die Hausarztversorgung sicher und bringen sie näher mit dem Krankenhaus zusammen“, sagt Vaasen. Dadurch sei eine enge Verknüpfung zur stationären Versorgung gewährleistet. Zu dem MVZ, das eine eigenständige GmbH bleibt, gehören drei Arztsitze und insgesamt rund zehn Beschäftigte. Pro Quartal werden rund 2500 Patienten behandelt.
Ohnehin sei ein funktionierender ambulanter Bereich auch im Sinne der Krankenhäuser – schon um die Notaufnahmen zu entlasten, so Vaasen. In Geesthacht etwa seien mehr als 70 Prozent der Patienten in der Notaufnahme ambulante Patienten. Vaasen schwebt für den Standort eine integrierte Notfallversorgung vor, für die das MVZ ein Baustein sei. Langfristig strebt er, wie an vielen anderen Orten auch, „eine Art Gesundheitscampus“ an.
Übernahme-Interessenten für das MVZ gab es nicht
Ohne das Engagement des Krankenhauses hätte dem MVZ die Schließung gedroht, so Insolvenzverwalter Romey. Interessenten für eine Übernahme habe es nicht gegeben. Nun wird das Team, das ambulante Versorgung aus den Fachbereichen Allgemeinmedizin und Angiologie (Gefäßerkrankungen) bietet, Anfang Dezember ins Erdgeschoss des Krankenhauses umziehen. Dort müsse umorganisiert werden, so Vaasen zu kma, doch durch die bereits angesiedelte Anlaufpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung seien die notwendigen Räume verfügbar. Diese könnten in der Kernarbeitszeit für das MVZ genutzt werden, erklärt der Geschäftsführer.
Der Investorenprozess für das Krankenhaus geht derweil in die entscheidende Phase. Bis zum 27. November sollen die finalen Angebote eingehen, sagt Vaasen, und das Interesse sei nach wie vor „überraschend gut“. Entsprechend hoch sei die Spannung, wie die Angebote schließlich ausfallen werden.







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