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InsolvenzverfahrenNeue Hoffnung in Bad Bramstedt – ein Investor will jetzt alles

Nach 15 Monaten, einem geplatzten Deal und vielen Hiobsbotschaften gibt es eine neue Lösung für das insolvente Klinikum Bad Bramstedt. Ein Investor will das gesamte Unternehmen kaufen – die Vereinbarung ist unterzeichnet.

Klinikum Bad Bramstedt
Klinikum Bad Bramstedt
Für das Klinikum Bad Bramstedt ist ein neuer Investor gefunden.

Diesmal soll es unbedingt klappen: Wenn nicht erneut etwas schiefgeht, ist die Zukunft des insolventen Klinikums Bad Bramstedt seit Mittwoch geklärt. Am 21. August wurde eine Investoren-Vereinbarung unterzeichnet, nach der die IGP medical GmbH, eine Investorengruppe mit Firmensitz in Norderstedt, den gesamten Konzern Klinikum Bad Bramstedt übernimmt – sowohl den Standort im schleswig-holsteinischen Landkreis Segeberg als auch die Hamburger Standorte. Das hat das Klinikum mitgeteilt.

Neben der Kaufverpflichtung sollen diesmal auch alle finanziellen Fragen geklärt sein, ist zu hören. Genau daran war eine kurz vor Weihnachten 2023 schon einmal verkündete Investoren-Vereinbarung wieder gescheitert. Damals waren die IGPmed GmbH mit Sitz in Düsseldorf und das kommunale Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in Neumünster als Investoren genannt worden. Das FEK wollte den Krankenhausteil mit der Akutversorgung übernehmen, die IGPmed den Reha-Bereich sowie Liegenschaften und Tochterunternehmen.

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Mitte Juli platzte der Deal jedoch, weil die Finanzierung Probleme bereitete, unter anderem wegen schärferer Bedingungen der beteiligten Banken. Schließlich beendete die Stadt Neumünster als Träger des FEK die Verhandlungen zur Übernahme des Akutbereichs, weil sie die Kommune finanziell zu sehr belastet hätte.

Läuft im neuen Anlauf alles nach Plan, soll beim Amtsgericht Neumünster bis Ende August der Insolvenzplan eingereicht werden. Die unterzeichnete Investoren-Vereinbarung ist die Grundlage dafür. Stimmen der Gläubigerausschuss und die Gläubigerversammlung dem Plan zu, könnte das Sanierungsverfahren Ende Oktober 2024 beendet werden. Dann würde der Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens mittlerweile 17 Monate zurückliegen – ein äußerst langer Zeitraum für ein solches Verfahren.

Investoren übernehmen auch defizitären Akutbereich

Hinter der IGP medical stehen Dr. Stephan Engels und Yenna Haack als Gesellschafter. Sie seien bereit, „mit der Übernahme der Kliniken und der Liegenschaften ihre Expertise und Ressourcen in Bad Bramstedt umfassend einzusetzen und die erfolgreiche Zukunft des Klinikums fortan zu unterstützen“, heißt es in der Mitteilung des Klinikums.

In Bad Bramstedt beinhaltet die Übernahme demnach das Fachkrankenhaus mit einer rheumatologischen und orthopädischen Expertise mit 146 Planbetten sowie einem MVZ mit mehreren Facharztsitzen. Ebenso werde die Investorengruppe auch die Rehabilitationsklinik am Standort Bad Bramstedt mit 450 Betten sowie die Klinikliegenschaften und die dazugehörigen Tochtergesellschaften als alleinige Gesellschafterin übernehmen, heißt es weiter.

Gesundheitsquartier geplant

Mit dem Konzept könnten am Standort alle Gesellschaften und Geschäftsbereiche auf dem vorhandenen Klinikareal in der Patientenversorgung unter Erhalt sämtlicher rund 1000 Arbeitsplätze in vollem Umfang fortgeführt werden. Zudem beinhalte der Kauf die Übernahme der zwei Reha-Standorte des RehaCentrums Hamburg.

Zu keiner Zeit mussten wir in dem Verfahren den Betrieb von Stationen oder Bereichen einstellen.

Zur wirtschaftlichen Genesung sei vorgesehen, dass das Akut-, Rehabilitations- und Immobiliengeschäft mit den zugehörigen Tochtergesellschaften als eigenständige Gesellschaften unterhalb der IGP medical rechtlich angegliedert sei, erklärt das Klinikum. Die Leitung der Konzernbetriebsgesellschaften bleibe bei den Geschäftsführern Claudia Meixner und Jens Ritter.

Ritter zufolge werden nicht nur das medizinische Angebot und die Arbeitsplätze erhalten. Es werde auf der vorhandenen Liegenschaft auch ein Gesundheitsquartier mit systemübergreifenden Vernetzungen entwickelt, erklärt der Geschäftsführer. Er freue sich, dafür mit der IGP medical einen Partner gewonnen zu haben, „der sich mit der medizinischen als auch baulichen Projektentwicklung hervorragend auskennt“.

Kaulitz-Brüder machten sich für das Haus stark

Mit der Belegschaft hat Ritter in den vergangenen Monaten eine wahre Achterbahn erlebt. Neben dem geplatzten FEK-Deal stand das Haus einige Male im Fokus kritischer Berichterstattung, gegen die sich die Verantwortlichen zum Teil mit Gegendarstellungen wehrten. Darüber hinaus gab es aber auch unerwartete Fürsprecher. Zuletzt hatten sich etwa die Brüder Bill und Tom Kaulitz von der Band Tokio Hotel in ihrem reichweitenstarken Podcast „Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood“ für das Klinikum stark gemacht – offenbar, weil dort jemand aus dem engen Familienkreis wegen einer Rheuma-Erkrankung behandelt wird.

Trotz allem sei es gelungen, „die Motivation hochzuhalten und nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren“, betont Jens Ritter. Besonders beeindruckt sei er von der Loyalität und Treue der Beschäftigten und ihrer Verbundenheit zum Klinikum: „Zu keiner Zeit mussten wir in dem Verfahren den Betrieb von Stationen oder Bereichen einstellen.“

Für den Generalhandlungsbevollmächtigten in dem Verfahren, Michael Schütte von der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte, ist die nun gefundene Lösung im Sinne aller: „Wir sind davon überzeugt, nach einer Zustimmung zum Insolvenzplan die Voraussetzungen zur Sicherung des Fortbestands des Hauses erreicht zu haben“, sagt er. Besonders unter den Vorzeichen der ausstehenden Gesundheitsreform sei dies kein einfaches Unterfangen gewesen.

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