
Streik als letztes Mittel: Mehrere hundert Ärztinnen und Ärzte der Berliner Charité wollen am 25. April für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld streiken. Der Marburger Bund hat die insgesamt rund 2700 Ärzte der drei Charité-Standorte zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, wie mitgeteilt wurde. Die zentrale Kundgebung soll um 9:30 Uhr am Robert-Koch-Platz stattfinden. Anschließend ist ein Umzug über die Reinhardtstraße zum Washingtonplatz geplant. Ein Notdienst ist nach Angaben des Marburger Bunds eingerichtet.
Wir registrieren eine hohe Streikbereitschaft unter unseren Mitgliedern. Viele haben den Eindruck, dass ihren Leistungen zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird.
„Wir registrieren eine hohe Streikbereitschaft unter unseren Mitgliedern. Viele haben den Eindruck, dass ihren Leistungen zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird“, erklärte der Vorstandschef des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg, Dr. Peter Bobbert. Im ärztlichen Alltag würden immer mehr Überstunden und zusätzliche Dienste angehäuft.
Die Tarifverhandlungen hatten am 26. Januar 2024 begonnen. Damals antwortete Bobbert auf die Frage nach der Streikbereitschaft: „Ohne den anstehenden Verhandlungen vorweggreifen zu wollen: Streiks wären das letzte Mittel, unser klares Ziel sind vernünftige Verhandlungen. Letztlich hat das der Arbeitgeber in der Hand.“
In den Verhandlungen mit der Charité fordert der Marburger Bund unter anderem eine Lohnsteigerung um 12,5 Prozent, eine Anhebung der Nachtzuschläge und die Einführung eines neuen Zuschlages für Arbeit in Randzeiten. In bislang drei Verhandlungsrunden versuchte die Gewerkschaft eigenen Angaben zufolge eine Einigung mit der Charité zu erreichen. „Das vorgelegte Angebot, von jeweils 2,3 Prozent lineare Entgelterhöhung für 2024 und 2025 sowie eine theoretische Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf einheitlich 40 Stunden, ist völlig unzureichend“, kritisierte die Gewerkschaft in einer Mitteilung.
Der Charité-Vorstand hatte schon im Januar vorgerechnet, dass eine Lohnsteigerung um 12,5 Prozent übertragen auf alle Entgeltgruppen zu Mehrkosten von etwa 55 Millionen Euro führen. Das sei eine „schwer zu stemmende Mehrbelastung“.
Wegen des Streiks seien planbare und nicht dringende Eingriffe am 25. April verschoben worden, sagte ein Charité-Sprecher auf Anfrage. Betroffene Patienten wurden demnach kontaktiert. „Zeitkritische Tumoroperationen, Transplantationen, Operationen von Kindern, die Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Schlaganfall, Herzinfarkten und anderen Notfällen werden wir durchführen.“
Erst 2022 hatten rund 1000 Ärztinnen und Ärzte der Charité gestreikt – das erste Mal seit 15 Jahren, wie der MB damals mitteilte. Im Ergebnis war man im Oktober 2022 erneut zu Gesprächen zusammengekommen. Die letzte Anpassung des Haustarifvertrags der Charité erfolgte auf dieser Basis im Dezember 2022 und entsprach unter anderem einer Gehaltssteigerung von insgesamt 5,7 Prozent verteilt auf zwei Stufen. Hinzu kamen 3800 Euro als steuerfreie Einmalzahlung.






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