
Der Berliner Charité stehen Tarifverhandlungen mit Forderungen nach deutlich mehr Gehalt für Ärztinnen und Ärzte bevor. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert unter anderem eine Lohnsteigerung um 12,5 Prozent, eine Anhebung der Nachtzuschläge und die Einführung eines neuen Zuschlages für Arbeit in Randzeiten. Die Gewerkschaft will auch die Gesamtarbeitslast reduzieren und die Arbeitsbedingungen verbessern, wie sie auf ihrer Webseite erklärte. Die Verhandlungen beginnen am 26. Januar.
Dem für Krankenversorgung zuständigen Charité-Vorstand Martin Kreis zufolge würde eine Umsetzung der Forderungen eine „übermäßig wirtschaftliche Belastung“ bedeuten, die zu „harten Sparmaßnahmen“ und dem Abbau von Stellen führen würde. „Das kann nachhaltige Auswirkungen auf das Niveau der Krankenversorgung haben“, sagte Kreis am 23. Januar bei einem Pressegespräch.
Tariferhöhung könnte Charité 55 Millionen Euro kosten
Laut Angaben des Charité-Vorstands verdient eine Assistenzärztin an dem Universitätsklinikum derzeit rund 7000 Euro im Monat, inklusive Zulagen und Zeitzuschlägen. Bei einer Lohnsteigerung um 12,5 Prozent müssten rund 1000 Euro obendrauf gezahlt werden. Übertragen auf alle Entgeltgruppen würde das laut Vorstand zu Mehrkosten von etwa 55 Millionen Euro führen. Das sei eine „schwer zu stemmende Mehrbelastung“.
Die Forderungen sind gerechtfertigt und stehen im Einklang mit der Gehaltsentwicklung der Krankenhausärztinnen und Krankenhausärzte bundesweit.
„An der Charité wird Spitzenmedizin geleistet. Das geht mit besonderen Arbeitsbedingungen und extrem hoher Arbeitsbelastung einher, zudem mit Aufgaben in Lehre und Forschung“, teilte der Vorstandschef des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg, Peter Bobbert, auf dpa-Anfrage mit. „Die Forderungen sind insofern gerechtfertigt und stehen im Einklang mit der Gehaltsentwicklung der Krankenhausärztinnen und Krankenhausärzte bundesweit.“ Nötig sei ein gutes Tarifergebnis, damit die Charité den Anschluss an andere Tarifgebiete nicht verliere.
Streik als letztes Mittel
Auf die Frage nach der Streikbereitschaft sagte Bobbert: „Ohne den anstehenden Verhandlungen vorweggreifen zu wollen: Streiks wären das letzte Mittel, unser klares Ziel sind vernünftige Verhandlungen. Letztlich hat das der Arbeitgeber in der Hand.“
Erst 2022 hatten Teile der Charité-Ärzteschaft gestreikt – laut Marburger Bund das erste Mal seit 15 Jahren. Als Resonanz darauf war man im Oktober 2022 erneut zu Gesprächen zusammen gekommen. Die letzte Anpassung des Haustarifvertrags der Charité erfolgte auf dieser Basis im Dezember 2022 und entsprach unter anderem einer Gehaltssteigerung von insgesamt 5,7 Prozent verteilt auf zwei Stufen. Hinzu kamen 3800 Euro als steuerfreie Einmalzahlung.
Ohne den anstehenden Verhandlungen vorweggreifen zu wollen: Streiks wären das letzte Mittel.
Auch in Tarifverhandlungen beim kommunalen Krankenhauskonzern Vivantes geht die Ärztegewerkschaft nach eigenen Angaben mit einer Forderung nach 12,5 Prozent Entgelterhöhung. Der Beginn steht demnach ebenfalls kurz bevor, los geht es nämlich schon am 29. Januar.






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