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UmfrageCharité wehrt sich gegen Kritik von PJlern

Die Charité ist bundesweit bekannt und genießt einen guten Ruf. Unter angehenden Ärzten scheint das nicht ganz so zu sein. Das legen zumindest die Daten einer Umfrage nahe. Die Universitätsmedizin bezeichnet die Umfrage als haltlos.

Medizinstudenten
Africa Studio/stock.adobe.com
Symbolfoto

Die Ärztevereinigung Marburger Bund sieht bei der Ausbildung von angehenden Medizinern Handlungsbedarf. Das gilt insbesondere mit Blick auf das Praktische Jahr (PJ) im Krankenhaus am Ende des Medizinstudiums. Kritik gibt es in dieser Hinsicht an der Berliner Charité. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage des Landesverbands der Ärztevereinigung Berlin gaben fast zwei Drittel der Befragten an, sie nicht als Lehrkrankenhaus für das PJ zu empfehlen. 

„Unsere Umfrage unter den Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJ) an der Charité bestätigt die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage des Marburger Bundes aus dem vergangenen Jahr“, teilte der Vorsitzende des Landesverbands Berlin-Brandenburg, Peter Bobbert, auf dpa-Anfrage mit. „Es gibt deutschlandweit das Problem, dass der letzte Studienabschnitt (PJ) oft nicht so organisiert und gestaltet wird, um die Studierenden optimal auf den Berufsalltag als Ärztin oder Arzt vorzubereiten. Hier muss sich dringend etwas ändern.“

Charité-Sprecher nennt die Umfrage methodisch unsauber 

Über die Umfrage „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Lehre im PJ“, hat zuerst das Magazin „Stern“ berichtet. Für die Erhebung der Daten wurden im Juli und August dieses Jahres insgesamt 235 Menschen befragt, die aktuell in Berlin im Praktischen Jahr sind oder es in den vergangenen zwei Jahren waren. Nur ein kleiner Teil hatte das PJ bereits ohne einen PJ-Abschnitt in Berlin beendet. 

Ein Sprecher der Universitätsmedizin teilte auf dpa-Anfrage mit, die Umfrage unter Studierenden im PJ sei haltlos. Sie sei methodisch unsauber, habe eine nicht ausreichende Datenbasis und sei damit irreführend. An der Charité und ihren Lehrkrankenhäusern hätten in den letzten zwei Jahren über 3000 Medizinstudierende mindestens einen Ausbildungsabschnitt des PJ absolviert. 

In der Umfrage wurde unter anderem die Frage gestellt: „Würdest du deinen Kommiliton*innen empfehlen, ein Tertial an der Charité zu absolvieren?“. Das Praktische Jahr im Medizinstudium wird in drei sogenannte Tertiale à 16 Wochen gegliedert, die an verschiedenen Krankenhäusern absolviert werden können. 

Angehende Ärzte sehen Ausbildung an der Charité kritisch

Eine deutliche Mehrheit der Befragten, die diese Frage beantwortet haben, würde dies nicht empfehlen. So antworteten 72 mit Nein, 41 mit Ja. Die Frage „Würdest du deinen Kommiliton* innen empfehlen ein Tertial an einer Berliner Klinik zu absolvieren?“ beantworteten dagegen 112 der Befragten mit Ja, 48 mit Nein. Bei der Umfrage gab es die Möglichkeit, Fragen zu überspringen, sodass nicht sämtliche Teilnehmer alle Fragen beantwortet haben.

„Daher scheint die Online-Umfrage größtenteils berufspolitisch geprägt zu sein. Die Charité führt seit Jahren repräsentative und differenzierte Evaluationen im PJ durch“, so der Charité-Sprecher weiter. Diese im Rahmen des Qualitätsmanagements vorgenommenen Evaluationen zeigten ein anderes Bild. 

„Nach Daten, denen die Bewertungen von über 1400 PJlerinnen und PJlern pro Jahr zugrundeliegen, urteilt die weit überwiegende Mehrheit, dass sie sich in ihrer jeweiligen Abteilung im PJ in den Einrichtungen der Charité wohl gefühlt beziehungsweise sehr wohl gefühlt haben“, sagte der Sprecher. „Etwa zwei Drittel würden das jeweilige Tertial beziehungsweise die Charité weiterempfehlen. Ebenfalls rund zwei Drittel halten fest, dass sie das Tertial beziehungsweise das Praktische Jahr an der Charité in ihrer Ausbildung weitergebracht habe.“

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