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Gießen/MarburgDer erste Entlastungstarifvertrag einer privatisierten Klinik

Nach mehrwöchigem Arbeitskampf und Verhandlungen haben sich UKGM und Verdi geeinigt. Der Tarifvertrag Entlastung bringt unter anderem die PPR 2.0 und zusätzliche Vollzeitstellen mit sich. Verdi zeigt sich zufrieden.

Zwei Geschäftsleute verüben einen Handschlag. Im Hintergrund applaudiert eine Person.
Wasan/stock.adobe.com
Symbolfoto

Das Ringen um die Arbeitsbedingungen der 7000 nicht-ärztlichen Beschäftigten am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) hat ein Ende. Am 14. April einigten sich das Klinikum und die Gewerkschaft Verdi.

Der bundesweit erste Entlastungstarifvertrag in einem kommerziell betriebenen Krankenhaus verspricht unter anderem schichtgenaue Personalvorgaben (PPR 2.0) für Stationen und Funktionsbereiche. Bei besonderen Belastungen wie fachgebietsfremden Einsätzen oder tätlichen Übergriffen soll es einen Belastungsausgleich geben. Insgesamt werde man über 400 neue Vollzeitstellen schaffen. Zudem gilt der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen und Outsourcing nun auch für die rund 300 Beschäftigten der UKGM Service GmbH.

Die Gewerkschaft Verdi hat die nach wochenlangem Tauziehen erzielte Einigung gelobt. „Das ist ein hervorragendes Ergebnis, das der hohen Streik- und Aktionsbereitschaft der Beschäftigten zu verdanken ist“, teilte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler mit. An dem mittelhessischen Klinikum waren nach Gewerkschaftsangaben zuletzt täglich etwa 1000 Beschäftigte im Streik, etliche Stationen waren geschlossen. Mit Beendigung des Frühdienstes am 15. April wurde der Streik eingestellt. Der Übergang zum Normalbetrieb wird allerdings noch dauern. Vielen ambulanten Patientinnen und Patienten habe man wegen des Ausstands Termine absagen und Operationen verschieben müssen. Diese Termine würden nun sukzessive nachgeholt.

Streik zwang UKGM zum Handeln

Das Universitätsklinikum teilte am 16. April in einem Schreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit, „an die Grenze der Belastbarkeit des UKGM gegangen“ zu sein. Man sei sich aber sicher, dass die Einigung die Arbeitssituation in allen Bereichen des UKGM sowie der UKGM Service GmbH deutlich verbessern werde. „Wir verstehen, dass es eine große Unzufriedenheit darüber gibt, dass wir als UKGM immer mehr leisten müssen als andere Universitätskliniken“, heißt es laut dpa in dem Schreiben. Es dürfe aber nicht vergessen werden, was man schon gemeinsam geschafft habe, betonte die Klinikleitung.

Zu den zu erwartenden Mehrkosten durch die Vereinbarungen wollte sich das Klinikum nicht äußern. Noch könne man nicht genau wissen, welche der zusätzlichen Personalkosten zukünftig von den Krankenkassen im Rahmen des ausgegliederten Pflegebudgets zu finanzieren sein werden, hieß es aus Gießen.

Noch am Morgen des 14. April hatten die Direktoren der Kliniken an die Tarifpartner appelliert, eine Aussetzung des Streiks zu verabreden. Der Streik gefährde die ärztliche Versorgung, teilten sie mit. „Es entsteht an den Unikliniken Gießen und Marburg ein zunehmend unerträglicher Zustand, weil die nicht versorgbaren Patienten in ihrer Anzahl zunehmen und die Verlegung in andere Krankenhäuser oft nicht möglich ist.“ Auch die studentische Ausbildung leide.

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