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TarifverhandlungenDRK Kliniken Berlin bieten 35-Stunden-Woche an

Nach den Waldkliniken Eisenberg bringen auch die DRK Kliniken Berlin in Tarifverhandlungen eine 35-Stunden-Woche ins Spiel. Der Geschäftsführer schlägt ein Modellprojekt für die Pflege vor. Die Gewerkschaft reagiert verhalten – und fürchtet eine Spaltung der Belegschaft.

Dr. Christian Friese
DRK Kliniken Berlin
Dr. Christian Friese ist Vorsitzender der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin.

Dr. Christian Friese möchte es gerne wagen. Bei „allen unbestreitbaren Schwierigkeiten“, wie er in einem LinkedIn-Post schreibt. Dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin schwebt ein Modellprojekt für die Einführung einer 35-Stunden-Woche für Pflegekräfte bei vollem Lohnausgleich vor. Und genau das hat Friese zum Auftakt der Tarifverhandlungen für nicht-ärztliche Beschäftigte bei seinen vier Krankenhäusern in das Angebot aufgenommen.

Ein solches Modellprojekt für die Pflege solle „einen Beitrag zur Entlastung unserer Mitarbeitenden in dieser Berufsgruppe leisten“, erklärt Friese. Als zweite Stellschraube neben dem Thema Arbeitszeit gilt ihm die Bezahlung. Damit die Beschäftigten zügig deutlich mehr Geld erhalten, schlägt die Klinikleitung eine Inflationsausgleichsprämie von 2000 Euro im zweiten Halbjahr 2023 und eine weitere Prämie von 1000 Euro im ersten Halbjahr 2024 vor. Parallel sollen die Tabellenentgelte zum 1. Juli 2024 linear um 5,9 Prozent und zum 1. April 2025 um 2,5 Prozent erhöht werden.

Verdi sieht das Angebot „extrem kritisch“

Bei der Gewerkschaft Verdi hat das Angebot am ersten Verhandlungstag noch keine Jubelstürme ausgelöst. Die Idee einer 35-Stunden-Woche werde „extrem kritisch gesehen“, weil sie nur auf die Pflege begrenzt sein solle, sagt Verhandlungsführerin Gisela Neunhöffer auf Anfrage von kma. Die Gewerkschaft fürchte eine Spaltung der Belegschaft, zumal alle Berufsgruppen belastet seien.

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Das Angebot sei noch nicht zu Ende gedacht, sagt Neunhöffer: „Es gibt viele Fragen.“ Unter anderem müsse geklärt werden, wie sich ein solches Modell im Schichtbetrieb umsetzen lasse. „Werden dann Stellen aufgestockt“, fragt Neunhöffer, „oder kommt es zu einer weiteren Arbeitsverdichtung?“ Dabei sei der Ansatz, die Arbeitszeit zu verkürzen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern, grundsätzlich „spannend“, nur sei eine für alle Berufsgruppen attraktive Lösung gefragt.

Es ist notwendig, im Krankenhaus neue Wege zu beschreiten.

Des Konfliktpotenzials ist sich Christian Friese offenbar durchaus bewusst. Sich „eine solche Regelung in einem arbeitsteilig so komplexen System wie einem Krankenhaus (vorerst) für nur eine Berufsgruppe vorzustellen“, sei heikel, schreibt er auf LinkedIn. Angesichts der vielen freien Pflegestellen sei es aber notwendig, im Krankenhaus neue Wege zu beschreiten. Deshalb würde er sich freuen, „in einen konstruktiven Austausch zu kommen“. Die Möglichkeit dazu besteht nach den Berliner Sommerferien. Weitere Verhandlungstermine sind für den 4. und 15. September 2023 anberaumt.

Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr

Verdi jedenfalls lege den Fokus in den Verhandlungen klar auf die finanzielle Entlastung. Da gebe es eine große Erwartungshaltung unter den Mitgliedern, so Neunhöffer: „Unser Wunsch ist eine deutliche Nachbesserung.“ Die Gewerkschaft fordert eine Entgelterhöhung von 15 Prozent auf die Tabellenentgelte, aber mindestens 500 Euro. Für ein solches klares Signal hätten sich zuvor mehr als 1200 Beschäftigte mit einer Unterschriftenaktion ausgesprochen, so Neunhöffer.

Die DRK Kliniken Berlin sind ein freigemeinnütziger Unternehmensverbund mit vier Krankenhäusern, einem Hospiz und einer stationären Pflegeeinrichtung, deren alleiniger Gesellschafter die DRK-Schwesternschaft Berlin ist. Verdi hat mit den DRK Kliniken, die rund 4000 Mitarbeitende haben, einen Haustarifvertrag abgeschlossen. In den aktuellen Verhandlungen geht es um die Tabellenentgelte. Zu den nicht-ärztlichen Mitarbeitenden zählen neben der Pflege beispielsweise Beschäftigte in der Physiotherapie oder der Verwaltung.

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