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TarifverhandlungenErneut Warnstreik für bessere Arbeitsbedingungen in Frankfurt

Rund 300 Beschäftigte kamen am Donnerstagmorgen zum Start des von Verdi angekündigten Warnstreiks am Universitätsklinikum Frankfurt. Die Tarifverhandlungen am Mittwoch blieben ohne Einigung.

Universitätsklinikum Frankfurt
Universitätsklinikum Frankfurt
Der Eingang des Universitätsklinikums Frankfurt.

Am Donnerstag ziehen laut Verdi rund 300 Beschäftigte vom Uniklinikum zum Gewerkschaftshaus in Frankfurt. Sie skandieren: „Mehr von uns ist besser für alle“ und „Mehr Personal ist keine Frage, das ist eine Kampfansage“. Weiter hinten läuft Rieke Kolbeck. Die Anästhesietechnische Assistentin hat vor zehn Monaten ihre Ausbildung beendet und kämpft an diesem Tag für „mehr Gehör“. Der Druck in ihrem Beruf werde „am realsten, wenn schlimme Dinge passieren, aber wir kaum Zeit haben, sie zu verarbeiten“. Diese Belastung nehme sie mit nach Hause.

Der Arbeitskampf führe zu „erheblichen Einschränkungen der medizinischen Versorgungsleistung“, berichtet die Uniklinik. „Einige Stationen wurden vollständig geschlossen, in vielen weiteren wurde die betriebene Bettenzahl reduziert.“ Verschiebbare Operationen und Eingriffe seien weitgehend abgesagt worden. Verdi und die Klinik hatten sich auf eine Notdienstvereinbarung verständigt.

Zuvor war die zweite Runde bei den Tarifverhandlungen über einen Entlastungstarifvertrag ergebnislos geblieben. „Wir sind von einer Einigung noch weit entfernt“, sagte eine Sprecherin von Verdi am Mittwoch. Die Verhandlungspartner wollen sich nun am 29. August wieder treffen.

Verantwortungsvolle Patientenversorgung gefordert

Die Verhandlungen drehen sich um eine Entlastung für rund 4000 nichtärztliche Angestellte. Verdi fordert unter anderem eine Begrenzung dafür, wie viele Patienten eine Pflegekraft auf Station pro Schicht versorgen muss. Außerdem geht es um bessere Ausbildungsbedingungen und Ausgleich für Arbeit in Überlastungssituationen.

Auch der Marburger Bund sieht mit großer Sorge, dass in Frankfurt in vielen Bereichen personeller Mangel beklagt wird. Daher unterstützt der Marburger Bund Hessen die Forderungen nach Personalstandards und Entlastung. „Zugleich plädieren wir dafür, für alle Berufsgruppen am Frankfurter Universitätsklinikum die personellen und strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, die eine verantwortungsvolle Patientenversorgung ermöglichen“, macht der Vorsitzende der Ärztegewerkschaft in Hessen, Dr. Christian Schwark, deutlich.

HKG: effizienteres Gesundheitssystem

Die Beschäftigten in den hessischen Krankenhäusern seien „seit Jahren maximal belastet“, erklärt die Hessische Krankenhausgesellschaft (HKG). „Die Mitarbeiter sind dauerbelastet, ausgepowert und zum großen Teil auch desillusioniert“, sagt der Geschäftsführende Direktor Steffen Gramminger. Es sei verständlich, dass sie unzufrieden seien und sich Gehör verschafften. Inwiefern aber ein Entlastungstarifvertrag weiterhelfen könne, scheine zumindest zweifelhaft – denn zur Umsetzung wäre mehr Personal nötig, was nicht vorhanden sei.

Geändert werden müssten die Rahmenbedingungen, sagte Gramminger und forderte: „Weg mit der Bürokratie, mehr Qualifikationsmix und Aufwertung der Pflege am Bett.“ Das Gesundheitssystem müsse effizienter werden, so dass das rare Fachpersonal dort eingesetzt werden könne, wo es am meisten gebraucht werde. Die Digitalisierung könne dazu ebenfalls beitragen.

Das Universitätsklinikum Frankfurt ist eine von nur zwei Universitätskliniken in Hessen. Das Uniklinikum Gießen-Marburg (UKGM) wurde privatisiert und gehört zur Rhön-Klinikum AG. Auch dort sind Beschäftigte in den vergangenen Wochen in den Warnstreik getreten. Hintergrund ist nach Angaben von Verdi das drohende Auslaufen wichtiger Sicherheiten für die Beschäftigten, weil die UKGM-Betreiberin eine Vereinbarung mit dem Land zur Zukunft des Krankenhauses gekündigt hatte. Die Mitarbeiter fürchten der Gewerkschaft zufolge unter anderem Kündigungen sowie das Ende von Übernahmegarantien für Auszubildende. Derzeit laufen die Verhandlungen zwischen Land und Rhön-Klinikum über eine neue Vereinbarung.</de0007042301>

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