
In Warendorf drohen kommunale Altverpflichtungen und politische Zurückhaltung die Sanierung des insolventen Joseph-Hospitals zu gefährden. Die Ameos Gruppe hatte das Haus im Rahmen eines Investorenprozesses 2025 übernommen. Trotz der erfolgreichen Übernahme gerät die geplante Sanierung nun ins Stocken. Hintergrund ist eine Verpflichtungserklärung aus dem Jahr 1986, mit der die Stadt Warendorf Betriebsrenten für Klinikmitarbeitende garantiert hatte.
Streit um Rentengarantie
Nun, da das Krankenhaus von Ameos übernommen wurde, müsste die Stadt diese Garantie verlängern, damit die Rentenansprüche der Mitarbeitenden weiterhin abgesichert sind. Die Stadt verweigerte dies jedoch mit Verweis auf fehlende wirtschaftlich werthaltige Sicherheiten. In einer Sitzung des Stadtrats dazu am 25. September 2025 wurde die Entscheidung vertagt.
Beobachter werten dies als Vorbereitung auf einen möglichen Rechtsstreit mit der Kommunalen Versorgungskasse Westfalen-Lippe (KVW). Denn: Verlängert die Stadt ihre Verpflichtungserklärung nicht, müsste sie laut Ameos rund 80 Millionen Euro an die KVW, welche für die Altersvorsorge kommunaler Beschäftigter zuständig ist, zahlen. Um die Zahlung zu vermeiden, wolle die Stadt scheinbar vor Gericht gehen, um zu klären, ob sie durch die Übernahme überhaupt zur Kasse gebeten werden kann.
Neuer Betreiber unzufrieden mit Entscheidung
Ameos reagierte laut WDR enttäuscht auf die „Nicht-Entscheidung“. Vorstandschef Dr. Axel Paeger betonte: „Wir bedauern diese Entwicklung sehr. Jetzt gilt es, zunächst ohne die Stadt den Fortbestand des Krankenhauses und der Arbeitsplätze zu sichern und im Nachgang den Beitrag der Stadt einzufordern.“ In ihrer Pressemitteilung wertete die Klinikgruppe die Zurückhaltung der Stadt als Signal, die medizinische Versorgung der Bürger nicht gewährleisten zu wollen.
Jetzt gilt es, zunächst ohne die Stadt den Fortbestand des Krankenhauses und der Arbeitsplätze zu sichern.
Der Kreis Warendorf hingegen zeigt sich kooperativ. In einer Dringlichkeitssitzung wurde über eine Freistellung von städtischen Forderungen gegenüber dem Krankenhaus beraten, um den Weiterbetrieb zu ermöglichen.
Der Kreis sieht die städtische Haltung allerdings als gefährdend für die Sanierung und die Altersvorsorge der Beschäftigten an, da die Stadt laut Kreisverwaltung im Fall eines Gerichtsverfahrens sogar versuchen könnte, sich das Geld über die Grundstücke des Krankenhauses zurückzuholen. Das würde wiederum den Fortbestand der Klinik gefährden. Damit verbunden ist die Sorge vor erheblicher Unruhe in der Mitarbeiterschaft und möglichen Abwanderungen, die die Sanierungsbemühungen zusätzlich erschweren könnten.
Über das Joseph-Hospital
Das kommunale Krankenhaus Joseph-Hospital Warendorf gilt mit 241 Betten und zwölf Fachabteilungen als zentraler Bestandteil der regionalen Gesundheitsversorgung in Nordrhein-Westfalen. Versorgt werden hier jährlich rund 12.600 vollstationäre und 33.000 ambulante Fälle. Die Integration in das Ameos-Netzwerk soll nicht nur die medizinische Versorgung sichern, sondern auch die Arbeitsplätze erhalten.






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