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Krankenhaus Rating Report 2016Große Sorge um den Patient Krankenhaus

Er hat sich zwar stabilisiert, aber fit für die Zukunft ist der Patient Krankenhaus nicht. Diese Diagnose stellt der mittlerweile zwölfte „Krankenhaus Rating Report“, der beim Hauptstadtkongress in Berlin präsentiert wurde. Demnach besteht weiter bei elf Prozent der deutschen Krankenhäuser erhöhte Insolvenzgefahr, und auch grundsätzlich ist die Kapitalausstattung der Kliniken im Land noch immer unzureichend.

Dem vom RWI, der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) und der Philips GmbH erstellten Report zufolge ist die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert geblieben. Elf Prozent befanden sich demnach im „roten Bereich“. Die Ertragslage habe sich allerdings verbessert, die Umsatzrendite stieg von 1,3 auf 1,8 Prozent. Auf Konzernebene schrieben 23 Prozent der Krankenhäuser einen Jahresverlust, 2013 waren es noch 30 Prozent. Aufgrund der verbesserten Ertragslage waren 2014 zudem 54 Prozent der Kliniken voll investitionsfähig, heißt es im Rating Report weiter.

Investitionsstau von rund 28 Milliarden Euro
Die Kapitalausstattung der Krankenhäuser sei aber noch immer unzureichend. Ihr jährlicher Investitionsbedarf (ohne Universitätskliniken) betrage mindestens 5,5 Milliarden Euro. Die Länder steuerten die Hälfte davon bei, die Krankenhäuser aus eigener Kraft rund 1,9 Milliarden Euro. Dabei gebe es allerdings große länderspezifische Unterschiede. Der kumulierte Investitionsstau betrage rund 28 Milliarden Euro.

Werde der Status quo aus 2014 fortgeschrieben würde der Anteil der Krankenhäuser mit erhöhter Insolvenzgefahr bis 2020 auf 23 Prozent steigen, warnen die Report-Autoren. Berücksichtige man dagegen die Maßnahmen des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) ab 2016, dürfte der Anteil mit Insolvenzgefahr (auf Konzernebene) bis 2020 nahezu konstant bei zwölf Prozent bleiben.

Der „Krankenhaus Rating Report" basiert auf einer Stichprobe von 517 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2013. Sie umfassen insgesamt 871 Krankenhäuser mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 69 Prozent. Zudem flossen 333 Jahresabschlüsse aus dem Jahr 2014 in die Auswertung ein.

Ostdeutsche Kliniken stehen gut da
In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser laut Report auch 2014 wieder am besten. Am schwierigsten war sie demnach in Niedersachsen/Bremen, Baden-Württemberg und Hessen. Auch wenn Verbesserungen zu beobachten seien, blieben die Krankenhausstrukturen in vielen Regionen ungünstig. Es gebe zu viele kleine Einrichtungen, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung. Gerade ein hoher Spezialisierungsgrad sei jedoch in wirtschaftlicher und qualitativer Hinsicht vorteilhaft.

Bei einer Betrachtung nach Trägern lagen 21 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im Jahr 2014 im „roten Bereich“, zehn Prozent der freigemeinnützigen und drei Prozent der privaten. Damit habe sich die Situation vor allem bei öffentlich-rechtlichen Häusern leicht verschlechtert, bilanzieren die Autoren.

Probleme auf dem Land
Die Zahl der Krankenhausfälle stieg 2014 um 1,9 Prozent, das gesamte Leistungsvolumen (Casemixvolumen) um zwei Prozent. Die Zahl der Betten blieb unverändert bei knapp über 500.000, während sich die Zahl der Krankenhäuser um 0,9 Prozent auf 1.980 verringerte. Auch die durchschnittliche Verweildauer der Patienten sank weiter auf 7,4 Tage. Die Krankenhauskosten je Einwohner waren im Jahr 2014 mit rund 892 Euro in Baden-Württemberg am niedrigsten und mit 1.203 Euro im Saarland am höchsten.

Eine Sonderanalyse ergab, dass die wirtschaftliche Lage ländlicher Grundversorger schlechter war als beim Durchschnitt aller Krankenhäuser. Dazu zählen Häuser mit 50 bis 200 Betten, die nicht in kreisfreien Städten oder Stadtstaaten liegen und keine Fachkliniken sind. Im Jahr 2014 gab es laut Report insgesamt 231 solcher Grundversorger mit rund 133 Betten je Einrichtung, vor allem in den Bereichen „Innere Medizin“ und „Chirurgie“.

Bedarf an Pflegefachkräften steigt
Mit Blick auf die Personalausstattung des Pflegedienstes im Krankenhaus sehen die Autoren keinen akuten Handlungsbedarf. Der Bedarf an Pflegefachkräften werde durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft jedoch weiter wachsen. Rein demografisch bedingt dürfte die Zahl der Fälle im Krankenhaus bis zum Jahr 2020 um drei Prozent, bis zum Jahr 2030 um fünf Prozent steigen. Berücksichtige man zudem die Trends in der Häufigkeit bestimmter Krankheiten und das ambulante Potenzial, könnte die Zahl der Fälle bis 2020 um sieben Prozent, bis 2030 sogar um 18 Prozent zunehmen. Daher sollten bereits jetzt Maßnahmen ergriffen werden, die dem Arbeitsmarkt kurz-, mittel- und langfristig mehr Pflegefachkräfte zur Verfügung stellen, mahnen die Report-Autoren.

Zudem empfehlen sie einen bundesweiten „Investitionspakt“ sowie einen „Pakt für ländliche Versorgung“, um mit Hilfe von sektorenübergreifenden Angeboten die Menschen auf dem Land weiterhin adäquat versorgen zu können. Zudem raten sie zu einer Weiterentwicklung des DRG-Systems, um bestehende Fehlanreize zu reduzieren, und empfehlen Prozess- und Systemoptimierung, um das knapper werdende Personal so effizient wie möglich einzusetzen. Mehr Qualitätswettbewerb und mehr Marktdynamik könnten zudem helfen weniger effiziente zügiger durch effizientere Angebote zu ersetzen, und durch Digitalisierung sowie eine breite Versorgungsforschung lasse sich Qualität besser identifizieren.

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