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BWKG-IndikatorHälfte aller Reha-Kliniken fürchtet 2024 rote Zahlen

46,3 Prozent der Reha-Kliniken schlossen 2023 mit einem Defizit ab. Für 2024 prognostizieren noch mehr Häuser Fehlbeträge (50,7 Prozent). Die lang erwarteten Reformen seien dringend notwendig, so die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG).

Das Dach eines Rettungswagens mit Martinhorn und Blaulicht.
Comofoto/stock.adobe.com
Symbolfoto

Die Reha-Kliniken in Deutschland befinden sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Die Zahlen des jüngsten Indikators der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) sprechen eine deutliche Sprache. Fast die Hälfte der Kliniken weist im Jahresabschluss 2023 Verluste auf. Für 2024 prognostizieren sogar 50,7 Prozent eine negative Bilanz. Für den BWKG-Indikator 1/2024 wurden die Geschäftsführenden der BWKG-Mitgliedseinrichtungen bis Juli 2024 befragt.

„Der Bundesgesetzgeber geht immer noch davon aus, dass die Reha-Kliniken die gestiegenen Kosten 1:1 in den Vergütungsverhandlungen umsetzen können”, erklärt Heiner Scheffold, BWKG-Vorstandsvorsitzender. In der Realität sei dies jedoch praktisch unmöglich. Kostenträger würden nicht nur die Preise verhandeln, sondern auch über die Belegung einer Reha-Klinik entscheiden. Bedauerlicherweise würde oft der Preis die entscheidende Rolle spielen und nicht die Qualität.

Die  Baden-Württembergischen Kliniken bedauern, dass die Reha nicht im Fokus der Reformpolitik stehe. Das müsse sich ändern. „Die Reha-Kliniken im Land arbeiten auf einem hervorragenden medizinischen Niveau und Reha rechnet sich. Reha hilft den Menschen, sie entlastet die Sozialversicherung und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor”, so Scheffold.

Probleme und Forderungen

Die schlechte wirtschaftliche Lage der Reha-Kliniken sei eine Folge von nicht gegenfinanzierten Kostensteigerungen und dauerhaft unzureichend finanzierten Personalkosten. „Mit Tagessätzen auf dem Niveau einer durchschnittlichen Hotelübernachtung lassen sich weder die medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Leistungen für die Rehabilitanden noch die dringend notwendige Digitalisierung finanzieren. Die Reha-Kliniken brauchen schnell einen deutlichen Aufschlag auf ihre Vergütungen“, betont der BWKG-Vorsitzende.

Die Reha-Kliniken brauchen schnell einen deutlichen Aufschlag auf ihre Vergütungen.

An die Politik richtet die Krankenhausgesellschaft eine weitere Forderung, nämlich dass Ärzte und Ärztinnen Reha- und Versorgemaßnahmen für alle Indikationen direkt verordnen können und Patienten und Patientinnen unter den zugelassenen Kliniken frei wählen können, ohne den Aufschlag von Mehrkosten.

Auch der verschärfte Personalmangel sei für viele Rehabilitationseinrichtungen zu einem großen Problem geworden. Neben einer guten Bezahlung, sowie guten Arbeitsbedingungen müsse es eine schnelle und bürokratiearme Gewinnung von ausländischen Fachkräften geben.

Zahlen aus dem BWKG-Indikator 1/2024:

  • 81,5 Prozent der Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen von Reha-Einrichtungen haben Probleme freie Stellen im ärztlichen Dienst neu zu besetzen,
  • 77,6 Prozent haben Schwierigkeiten Pflegefachkräfte zu finden,
  • 65,7 Prozent haben Probleme Stellen im medizinisch-technischen Dienst zu besetzen.

Koalitionsvertrag vs. Wirklichkeit

Ein besonders wichtiger Aspekt sei die Ausbildung von Fachpersonal, an der sich die Reha-Kliniken gerne beteiligen würden. Obwohl im Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen” der Regierungsparteien (SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP) festgelegt wurde, dass die Kliniken Träger der generalistischen Pflegeausbildung sein dürfen, sähe dies in der Realität anders aus.

Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft bedauert es darüber hinaus, dass die Stärkung der medizinischen Rehabilitation bisher nicht erfolgt sei – und in der aktuellen Diskussion zur Krankenhausreform gar ganz außen vor bleibt.

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