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Im kma GesprächKlinikmanager Werner erwartet belastende vierte Covid-Welle

Wie hat die Pandemie die Zusammenarbeit der Professionen beeinflusst?  

Die Pandemie hat den Prozess beschleunigt, die Mauern zwischen den einzelnen Disziplinen im Haus abzubauen. Das Miteinander im Unternehmen wurde gestärkt. Ohne Pandemie wäre das nicht so gut und so schnell der Fall gewesen. Dennoch bleibt hier noch einiges an Arbeit zu tun. Teambildung, Führungsverhalten sowie der respektvolle und wertschätzende Umgang aller im Unternehmen Beschäftigten ist und bleibt eines unserer größten Aufgabenfelder.

Gibt es weitere Prozesse, die sie aufgrund der Pandemieerfahrungen angepasst haben?

Ja. Nehmen wir das Thema Besucher. Lange haben wir keine Besuche im Klinikum zugelassen. Dennoch waren wir darauf angewiesen, dass die Kommunikation zwischen Patienten und Angehörigen erfolgt. Das hatte zur Folge, dass Pflegekräfte zusätzlich die Aufgabe als Mittler zwischen Patienten und Angehörigen bekamen und nicht selten dadurch zusätzlich belastet worden. Wir haben auch unsere Kooperationen mit der Stadt und einigen Krankenhäusern weiterentwickelt. Mit der Pandemie haben wir schneller gelernt, viele Prozesse schneller anzupassen und diese sicherlich nicht nur unter aber auch dem Aspekt der Krankenhaushygiene zu denken, bis hin zur Größe und Struktur des Raumes, in dem der Mensch nun warten darf oder eben nicht. Corona zwingt einen permanent, Abläufe zu hinterfragen, aus Sicht der Patienten, Angehörigen und Mitarbeitenden.

Ihr Personal auf den Covid-19-Stationen steht mit Ausnahmen von wenigen Pausen seit anderthalb Jahren am Anschlag. Wie haben Sie auf diese Dauerbelastung reagiert?

Wir haben durch Adjustierung der Belegung in bestimmten Bereichen versucht einen Ausgleich zu finden. Bei einigen Elektivbehandlungen haben wir den Betrieb extrem heruntergefahren, um die Beschäftigten in den überbelasteten Bereichen indirekt etwas zu entlasten. In allen anderen Bereichen, wo lebensgefährlich erkrankte Patienten behandelt werden, können wir als Uniklinikum keine Abstriche machen. So haben wir Mitarbeitenden in den Covid-19 Patienten versorgenden Intensivbereichen ermöglicht, für einige Zeit in andere Bereiche zu wechseln, um sich „ein wenig zu entlasten“. Wir haben den Anteil an Zeitarbeitskräften erhöht, sofern diese eine ausreichende Qualifikation für die geforderten Tätigkeiten hatten. Leider aber wirkt auch solch eine Maßnahme nur begrenzt. Die ganz großen Veränderungen kann man in solchen Phasen nicht erreichen, wohl aber die Unterstützung einzelner Themen, wozu natürlich auch psychologische Unterstützungen gehören.

Ist Ihr Personal inzwischen nicht auch ermüdet vom Kampf gegen Covid-19?

Natürlich setzt mittlerweile eine Ermüdung ein. In der ersten Welle war die Bereitschaft zur Tätigkeit im Covid-Bereich sehr hoch, bei der zweiten und dritten Welle war die Erfahrung da. Die hohe Anzahl an ECMO-Versorgungen uferte jedoch aus, teilweise war die Belastung grenzwertig. Bei der vierten Welle erahnen schon alle, was jetzt kommt und da braucht es schon erheblicher Motivation, sich dieser Aufgabe mit aller Kraft zu widmen.

Ihr Haus ist auf dem Weg zum Smart Hospital. Wie sehr profitieren Sie in der laufenden Pandemie von der Digitalisierung in ihrem Haus?

Schon sehr. Wir haben 2018 die elektronische Patientenakte (ePA) eingeführt. Wenn uns die Pandemie 2015 erwischt hätte, wären die Probleme größer gewesen. Die Orientierung bei Suchvorgängen verlief zum Beispiel viel einfacher, wir konnten zudem schneller reagieren und sagen, wir markieren bestimmte Patienten, damit wir wissen, wo wir wen mit wem zusammenlegen können. Das elektronisch basierte Management der ePA hilft uns auch beim Bestellsystem oder Terminbuchungssystem. Das ist ein Vorteil für uns gewesen.

Vor der Smart Hospital-Initiative hatten wir keine zentrale Notaufnahme. In der Pandemie hat die neue, digitalbasierte Notaufnahme vieles abgepuffert. Ebenso stand unsere Lungenfachklinik vor unserer Digitalisierungsinitiative quasi wie auf einer Insel, angeschlossen über ein Faxgerät. Sie hat durch die Covid-19-Pandemie eine ganz andere Bedeutung bekommen, ist inzwischen ein weiterer wichtiger Standort zur Behandlung von Covid-19-Patienten geworden. Ohne die vollständige digitale Integration der Lungenfachklinik 2019 wäre die Abstimmung zwischen beiden Standorten viel chaotischer gewesen.

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