Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

Voranschreitende ImpfungenWelche Klinikdaten braucht es zur Pandemie-Bewältigung?

Lange war die Zahl der Neuinfektionen der zur Beurteilung der Corona-Lage maßgebliche Wert. Nun rücken weitere Angaben in den Fokus. Eine regionale Hospitalisierungs-Inzidenz könnte der wesentliche Maßstab werden. 

Virenschutz
sompong tom/stock.adobe.com
Symbolfoto

Den einen perfekten Wert, von dem sich nötige Corona-Maßnahmen ableiten lassen, hat es in der Pandemie noch nie gegeben. Es wird weiter erforderlich sein, mehrere Faktoren im Blick zu haben. Verschiebungen bei der Gewichtung der Daten sind mit Fortschritten bei den Impfungen aber durchaus möglich. So wird wohl die Situation in den Krankenhäusern bald eine größere Rolle spielen als die reinen Infektionszahlen. Welche Klinik-Kennzahlen gibt es und was sagen sie aus?

Kein fester Grenzwert für die „7-Tage-Inzidenz Hospitalisierung“

Neben der 7-Tage-Inzidenz für neu registrierte Ansteckungen wird in der Pandemie auch die Zahl der Menschen erfasst, die wegen einer Covid-19-Diagnose in eine Klinik kommen. Diese „7-Tage-Inzidenz Hospitalisierung“ bildet die übermittelten Fälle über eine Woche pro 100 000 Einwohner ab. Im Lagebericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom 26.8.2021 überschritt der Wert die 1,5, Tendenz weiter steigend. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.

Für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) gibt es aktuell keinen festen Grenzwert, ab dem die Lage unbeherrschbar würde. Vielmehr müsse man differenzieren. Aus der Erfahrung der Pandemie-Wellen wisse man, dass bundesweit gesehen auf Intensivstationen grundsätzlich eine Belastungsgrenze bei rund 5000 Covid-19-Fällen liege. Das gelte aber bereits unter der Voraussetzung, dass planbare Operationen verschoben würden.

Hospitalisierungsrate sinkt, Anzahl der Intensiv-Covid-19-Patienten steigt

Die Zahl der Covid-19-Patienten in Kliniken wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Dabei spielen für die DKG neben den Inzidenzen bei Ansteckungen auch die Impfquoten, die Infektionsdynamik und die Altersgruppen eine große Rolle. So zeigt zum Beispiel die Hospitalisierungsrate in den RKI-Tabellen den Anteil aller gemeldeten Corona-Fälle, die in einer Klinik behandelt werden müssen. Nach den Berechnungen lag dieser Wert um die Weihnachtszeit bei 12 Prozent und bewegte sich dann in Wellenbewegungen abwärts. Im Moment sind es rund 5 Prozent, Nachmeldungen sind allerdings möglich.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin erfasst gemeinsam mit dem RKI die Zahl belegter beziehungsweise freier Intensivbetten (Divi-Register). Diese Zahlen sind tagesaktuell und Meldungen nach Angaben der Vereinigung verpflichtend für Kliniken. Erfasst wird dabei auch die Anzahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen. Die Höchstzahl in der Pandemie lag bei 5762, im Moment sind es rund 840 - mit wieder steigender Tendenz.

Regionale Klinikbelegung als wesentlicher Maßstab

Für Experten zeigen die Klinik-Kennziffern Trends. Ein Echtzeit-Blick können sie nicht sein. Denn zum einen vergehen laut RKI zwischen Infektion und Krankenhauseinweisung im Schnitt weiterhin etwa 10 Tage. Zum anderen wird bei den Hospitalisierungs-Inzidenzen die Einweisung erfasst, nicht aber zum Beispiel eine baldige Entlassung.

Die bundesweite Hospitalisierungs-Inzidenz kann eher kein Richtwert sein. Geplant ist hier der regionale Blick. So soll die regionale Klinikbelegung mit Corona-Patienten nach Ideen des Bundesgesundheitsministeriums künftig der wesentliche Maßstab werden, um Gegenmaßnahmen wie Alltagsbeschränkungen auszulösen. Entscheiden müssten darüber dann die Bundesländer.

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen