
Aufatmen in Berlin. Das Mitte Oktober 2024 eingeleitete Schutzschirmverfahren für das insolvente Krankenhaus Waldfriede werde in den kommenden Wochen aufgehoben, teilen die Sanierer mit. Anfang der Woche hatten die Gläubiger den Insolvenzplan beim Amtsgericht Charlottenburg einstimmig angenommen.
In den vergangenen Monaten seien umfangreich operativ und finanzwirtschaftlich wirkende Sanierungsmaßnahmen umgesetzt und das Haus neu ausgerichtet worden, heißt es weiter. Es werde mit allen acht Abteilungen und allen 700 Beschäftigten ohne Einschränkungen weitergeführt.
Wir haben die Abläufe in allen Abteilungen sehr genau unter die Lupe genommen.
„Wir haben die Abläufe in allen Abteilungen sehr genau unter die Lupe genommen und Maßnahmen ergriffen, die der Klinik bereits jetzt, aber insbesondere langfristig weiterhelfen“, sagt Vorstand Bernd Quoß. Zukünftig will er insbesondere die ambulante Patientenversorgung weiterentwickeln. „Die Ärzte führen immer häufiger Operationen ambulant durch“, erklärt Quoß. Dafür habe man schon im Jahr 2021 ein ambulant-stationäres OP-Zentrum in Betrieb genommen.
Allerdings habe der Trend zu ambulanten Operationen Grenzen, betont Quoß: „Wir haben ein komplexes Leistungsspektrum und sind zum Beispiel bei der robotergestützten Chirurgie, die ausschließlich stationär durchgeführt wird, in Berlin weit vorne.“ Sein Haus führe etwa die zweitmeisten Darmkrebs- und Brustkrebsoperationen in der Hauptstadt durch und verfüge über die größte handchirurgische Abteilung in Deutschland. Im Bereich der Pankreaschirurgie gehöre es zu den wenigen Kliniken bundesweit, die diesen Eingriff robotergestützt durchführten.
Wir haben das interne System stärker an Leistungen orientiert.
Das alles sei eine wichtige Basis für eine nachhaltige Sanierung des Krankenhauses, erklärt der Generalbevollmächtigte Christopher Seagon von der Sozietät Wellensiek. Das mit dem Krankenhaus und der Beratungsgesellschaft Consus Health erarbeitete Sanierungskonzept verbinde die finanzwirtschaftlichen Sanierungsmöglichkeiten eines Schutzschirmverfahrens mit der leistungswirtschaftlichen Sanierung. So vermeide Waldfriede etwa durch optimierte Prozessabläufe Leasingpersonal und damit unnötige Ausgaben.
„Wir haben das interne System stärker an Leistungen orientiert“, erläutert Seagon weiter. Durch das Schutzschirmverfahren sei das Krankenhaus jetzt finanziell auf künftige Anforderungen vorbereitet, und im Klinikbetrieb seien verschiedene Abläufe verbessert worden, „mit denen wir Waldfriede zum Beispiel auf Entwicklungen in der Medizin angepasst haben“, so Seagon. Hierzu seien das medizinische Leistungsspektrum geschärft sowie die internen Prozessabläufe optimiert worden, ergänzt Marco Martin von Consus Health. So sei beispielsweise die OP-Kapazität erheblich erweitert worden.
Neuer ärztlicher Direktor
Im Zuge der Neuaufstellung wurde auch die Position des ärztlichen Direktors neu mit PD Dr. Martin Lautenbach besetzt, der bereits zuvor als Chefarzt tätig war. Die Pflegedienstleitung soll ebenfalls neu besetzt werden.
Im Krankenhaus Waldfriede im Berliner Stadtbezirk Steglitz-Zehlendorf, das der Krankenhaus Waldfriede e.V. betreibt, werden jährlich rund 15 000 Patienten stationär und 120 000 Patienten ambulant behandelt. Es ist Ausbildungszentrum für Robotik in der Pankreaschirurgie, europäisches Ausbildungszentrum für Operationstechniken in der Koloproktologie und als onkologisches Zentrum der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.






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