
Der Marburger Bund positioniert sich zum Auftakt der Tarifverhandlungen 2022 mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Der Verband der angestellten und verbeamteten Ärztinnen und Ärzte setzt sich im Rahmen des auszuhandelnden TV-Ärzte für linear 8,9 Prozent mehr Gehalt und eine bessere Bezahlung von Nacht- und Wochenendarbeit an den Universitätskliniken in Deutschland ein. In den bundesweit 23 Universitätsklinika arbeiten 20 000 Ärzt*innen, die jedoch nicht alle vom TV-Ärzte betroffen sind, beispielsweise in Berlin, Hamburg und Hessen andere Tarifverträge gelten. Haustarifverträge finden für die Unikliniken in Dresden und Mainz Anwendung; sie werden von den entsprechenden Landesverbänden des Marburger Bundes verhandelt.
Laut Marburger Bund wäre es höchste Zeit für eine höhere Wertschätzung der ärztlichen Leistungen, da sie neben der Behandlung von Patient*innen, dem Betreiben von Forschung und Lehre sowie der eigenen Weiterbildung in der Corona-Pandemie mit einer steten Verdichtung ihrer Arbeit und zusätzlichen Belastungen zu kämpfen hatten. „Im Vergleich zu anderen Beschäftigten sind sie regelmäßig bei sogenannten Corona-Prämien und staatlichen Bonuszahlungen leer ausgegangen. Wir setzen deshalb in dieser Tarifrunde ein klares Signal: Die hochqualifizierte Arbeit der Ärztinnen und Ärzte an den Uniklinika muss die Wertschätzung erfahren, die sie verdient hat“, betonte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes.
Inflation on top zu hoher Arbeitsbelastung
Die angestrebte lineare Erhöhung der Gehälter sei nicht nur wegen der hohen Inflation folgerichtig. „Wir wollen, dass die Gehälter dem hohen Engagement folgen, das Ärztinnen und Ärzte an den Uniklinika jeden Tag, rund um die Uhr, im Schicht- oder Bereitschaftsdienst, unter Beweis stellen. Hochspezialisierte Medizin braucht attraktive Arbeitsbedingungen. Wettbewerbsfähige Gehälter sind ein Teil davon“, sagte Johna. Wer nachts stundenlang höchst konzentriert operiere, solle dafür auch eine deutlich höhere Vergütung als am Tag erwarten können. Dass immer mehr regelhafte Arbeit in der Nacht stattfinde gelte es zu verhindern. Wir wollen hier ganz bewusst umsteuern, um zu verhindern, dass immer mehr regelhafte Arbeit in der Nacht stattfindet, weil das am Ende günstiger ist, als neues Personal einzustellen“, sagte Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes.
Daher kündigte der Marburger Bund an, auf die Aufwertung der Arbeit zu ungünstigen Zeiten einen weiteren Schwerpunkt in den Verhandlungen zu legen. Zwar erhalten die Ärztinnen und Ärzte bereits neben dem Entgelt für die tatsächliche Arbeitsleistung Zeitzuschläge je Stunde, der Verband fordert jedoch, den Nachtzuschlag generell auf 25 Prozent und für die „tiefe Nacht“ zwischen 0 und 4 Uhr auf 40 Prozent anzuheben. Der Sonntagszuschlag soll auf 50 Prozent steigen und der Samstagszuschlag für den gesamten Tag 20 Prozent betragen.
Zusätzliche Entgeltstufe
Ebenso will der Marburger Bund die zunehmend mit regelhafter Arbeitsleistung belegten Randzeiten des Tages aufwerten. Vollarbeit soll deshalb am Abend (vor Beginn des Nachtzeitraums) sowie am frühen Morgen ebenfalls mit Zuschlägen in unterschiedlicher Höhe (10 bis 20 Prozent) belegt werden. Einen Ausgleich der Belastungen für Ärztinnen und Ärzte will der Verband nicht zuletzt auch dadurch erreichen, dass zukünftig eine einfache und einheitliche Regelung zum Zusatzurlaub eingeführt wird. Unabhängig von der Dienstform soll es zukünftig fortlaufend bei einer Ableistung von jeweils 144 Nachtarbeitsstunden einen Tag Zusatzurlaub geben.
Mit der Schaffung einer zusätzlichen Entgeltstufe sollen zudem langjährige Oberärztinnen und Oberärzte Entwicklungsperspektiven erhalten, um Wettbewerbsnachteile abzubauen und einer möglichen Abwanderung besonders erfahrener Ärztinnen und Ärzte aus den Universitätskliniken zu begegnen.





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