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MVZ sind insolventNeue Hiobsbotschaft für Medizin Campus Bodensee

Compliance-Drama, hohes Millionen-Defizit und nun eine Pleite: Der krisengeschüttelte Medizin Campus Bodensee schickt seine MVZ in Friedrichshafen und Tettnang in die Insolvenz. Für die Stadt als Hauptgesellschafter wird es eng.

Klinikum Friedrichshafen
Felix Kaestle/Medizin Campus Bodensee
Das Klinikum Friedrichshafen kämpft mit einem hohen Millionen-Defizit.

Der Medizin Campus Bodensee (MCB) kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Am 28. Mai habe das Unternehmen für seine beiden MVZ beim zuständigen Amtsgericht Insolvenzantrag gestellt, heißt es aus Friedrichshafen. Betroffen sind demnach die Medizinische Versorgungszentrum GmbH am Klinikum Friedrichshafen sowie die Medizinische Versorgungszentrum Tettnang GmbH.

Ziel des Verfahrens sei es, Klarheit über die wirtschaftliche Gesamtsituation der ambulanten Einrichtungen zu gewinnen und ein geordnetes Verfahren sicherzustellen, so die MCB-Verantwortlichen. Die rund 90 Mitarbeitenden an den Standorten Friedrichshafen, Tettnang und Kressbronn seien von der Geschäftsleitung in der vergangenen Woche über die aktuelle Entwicklung informiert worden. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der beiden Gesellschaften wurde Steffen Beck von der Pluta Rechtsanwalts GmbH bestellt.

Der medizinische Betrieb in den Versorgungszentren werde vorerst uneingeschränkt fortgeführt, so der MCB. Alle bereits vereinbarten Termine der ambulanten Patienten behielten ihre Gültigkeit.

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Der MCB wird seit September 2023 im Rahmen eines Managementvertrages von den Sana Kliniken geleitet. Alleinige Geschäftsführerin ist seit November 2024 Anthea Mayer. Das Unternehmen, das aktuell ein mittleres zweistelliges Millionen-Euro-Defizit ausweist, hat sich seitdem unter anderem eine neue Medizinstrategie gegeben und intern organisatorisch sowie auf der Führungsebene einiges umgebaut.

Wie das Klinikum stehen auch die MVZ unter starkem finanziellen Druck, im Jahr 2024 haben beide Gesellschaften Verluste verbucht. „Die Versorgungszentren müssen aufgrund der finanziellen Lage saniert werden“, sagt Anthea Mayer: „Daher mussten wir reagieren und haben die Anträge für beide Gesellschaften gestellt. Wir sind zuversichtlich, dass im Rahmen des Verfahrens eine dauerhafte Lösung möglich ist.“ Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter werden man eng zusammenarbeiten.

Lösung für die gesamte Region?

Gesellschafter der Klinikum Friedrichshafen GmbH sind die Stadt Friedrichshafen, die 95,5 Prozent der Anteile hält, und die Waldburg-Zeil-Kliniken GmbH & Co. KG (4,5 Prozent). Wegen der hohen Verluste sieht die Stadt auch den Bodenseekreis in der Pflicht. Über dessen Beteiligung an den MCB-Kosten ist aber noch nicht entschieden. Politisch wird auch eine trägerübergreifende Lösung für die gesamte Region diskutiert, in der auch die Oberschwabenklinik, das Helios Spital Überlingen, die Asklepios Klinik Lindau und mehrere Kliniken in Konstanz angesiedelt sind.

Der MCB war nach dem Suizid einer Oberärztin im Dezember 2023 heftig in die Kritik geraten. Weil sie vor ihrem Tod schwere Vorwürfe erhoben und auf Missstände am MCB hingewiesen hatte, war im Januar 2024 eine umfangreiche Compliance-Untersuchung eingeleitet worden. Damit hatte der Aufsichtsrat die Anwaltskanzlei Feigen Graf beauftragt.

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