
Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Statt der im Wirtschaftsplan für das Jahr 2023 geplanten rund 28,8 Millionen Euro wird der Jahresfehlbetrag des Ortenau Klinikums bei mehr als 39,8 Millionen Euro liegen. Insgesamt verzeichnete das Klinikum bei einer auf rund 520 Millionen Euro gestiegenen Bilanzsumme einen Bilanzverlust von rund 33,1 Millionen Euro. Diese Zahlen stellte der scheidende Vorstandschef Christian Keller am 23. Juli dem Kreistag vor.
Für die rund elf Millionen Euro schwere Abweichung von der Planung machte Fischer vor allem deutlich geringer ausgefallene Ausgleichszahlungen für die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und Energiepreissteigerungen verantwortlich. Dafür hatten die Verantwortlichen in Offenburg mit insgesamt 27 Millionen Euro gerechnet, geflossen, so Keller, seien von Bund und Land jedoch nur 14 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr hat der Klinikverbund in Baden-Württemberg zumindest eine Trendumkehr geschafft: Insgesamt wurden 61 163 Patienten stationär behandelt, 1006 mehr als 2022. Damit seien erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder Patienten hinzugewonnen worden. Auch bei ambulanten Behandlungen sei mit 180 551 Fällen gegenüber 2022 ein Zuwachs von 2,08 Prozent verzeichnet worden, so Keller, und der Trend zur Ambulantisierung halte an.
Kritik an G-BA-Vorgaben
Was dem Vorstandschef neben geringen Ausgleichszahlungen, hohen Tarifabschlüssen und gestiegener Inflation noch bitter aufstößt, sind unter anderem die Rahmenbedingungen, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) setzt: „Aufgrund von verpflichtenden gesetzlichen Vorgaben, wie zum Beispiel einer 30-minütigen Erreichbarkeit durch einen Facharzt oder der Vorhaltung einer Facharztquote, sind wir insbesondere in den relevanten Spezialversorgungsbereichen, wie in der Unfallklinik Offenburg oder der Kinderklinik Offenburg, sehr unwirtschaftlich geworden.“
Pro Dienstreihe werden bis zu 200 000 Euro Personalmehrkosten verursacht.
Die G-BA-Vorgabe führe dazu, dass statt eines Rufdienstes ein Bereitschaftsdienst eingerichtet werden müsse, „der pro Dienstreihe (Besetzung nachts und am Wochenende) bis zu 200 000 Euro Personalmehrkosten gegenüber einem Rufdienst (keine zeitliche Vorgabe) verursacht“, so Keller. Dadurch seien die Kosten, bei identischen Erlösen, elementar gestiegen.
Auch für die kommenden Jahre machte Keller den Kreispolitikern wenig Hoffnung. Das Spannungsfeld zwischen einer nicht auskömmlichen Krankenhausfinanzierung in Deutschland, einem sich verschärfenden Fachkräftemangel und starken Kostensteigerungen lasse weiter deutliche Verluste erwarten, sagte er: „Wir gehen in den nächsten Jahren durch ein Tal der Tränen.“






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