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SchutzschirmverfahrenRotkreuzklinik Lindenberg muss 122 Mitarbeitende entlassen

Die Rotkreuzklinik Lindenberg befindet sich mitten im Insolvenzverfahren. Als Teil der Restrukturierungsmaßnahmen werden die 24 Stunden Notaufnahme und die innere Chirurgie geschlossen. Das Aus für 122 Mitarbeitende.

Rotkreuzklinik Lindenberg
Schwesternschaft München vom BRK e.V.
Die Rotkreuzklinik Lindenberg im Landkreis Lindau ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 174 Betten.

Seit dem Eintritt ins Schutzschirmverfahren im Juli 2023 hat sich einiges an der Rotkreuzklinik in Lindenberg getan. Nachdem sich Landkreis und Klinikträger im September auf die Erstellung eines regionalen Versorgungsgutachtens einigten, besprachen die Beteiligten jetzt erstmals das frisch entwickelte Zukunftskonzept und die damit verbundenen Sanierungsmaßnahmen der Klinik. Elmar Stegmann, Landrat des Landkreises Lindau, betonte den offenen und kooperativen Austausch.

In diesem Bereich darf keine Versorgungslücke entstehen.

Nichtsdestotrotz ist auch die Sanierung in Lindenberg mit radikalen Einschnitten verbunden. Rund 20 Prozent des Leistungsumfangs will der Träger – die Schwesternschaft München vom BRK e. V. – abbauen. Die 24 Stunden Notaufnahme und die innere Chirurgie fallen Ende März 2024 weg. Harald Sievers, Landratdes Landkreises Ravensburg, forderte, dass im Bereich der Notfallversorgung und des Rettungswesens im Westallgäu keine Versorgungslücke entstehen dürfe. „Selbstverständlich wird die Oberschwabenklinik in Wangen ihren Beitrag leisten, um die Notfallversorgung der Bevölkerung aus dem Westallgäu sicherzustellen.“ Weiterhin habe er bereits ein Gutachten beim Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement am Klinikum der Universität München veranlasst, welches klären soll, ob durch den Wegfall Kapazitäten in Lindenberg zusätzliche Rettungswagen benötigt werden.

Es ist nicht zielführend, Geld in Bereiche zu investieren, die schon jetzt aufgrund fehlenden Personals nicht mehr richtig betrieben werden können.

Die Restrukturierung sei aber nicht nur vom Faktor Geld getrieben, so der Generalhandlungsbevollmächtigte der Rotkreuzklinik Dr. Mark Boddenberg. „Es ist nicht zielführend, Geld in Bereiche zu investieren, die beispielsweise schon jetzt aufgrund fehlenden Personals nicht mehr richtig betrieben werden können“, erklärt der Rechtsanwalt. 122 der 395 Stellen – vorrangig in personalintensiven Bereichen – müsse man daher noch in diesem Jahr streichen. „Die Mitarbeiter in den Kliniken müssen vieles ertragen. In der Pandemie waren sie an vorderster Front gefordert und jetzt bereiten die aktuellen Entwicklungen große Unsicherheit“, bedauert Landrat Stegmann.

Positive Perspektiven gibt es allerdings für die Mitarbeitenden, die bereits ihre Kündigung erhalten haben. Die Asklepios Klinik in Lindau, die OSK in Wangen sowie viele ambulante Dienste suchen Fachkräfte.

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„Wichtig ist, dass wir gemeinsam tragfähige Lösungen finden, die den Rahmenbedingungen gerecht werden, dass unsere Bürger medizinisch gut versorgt werden und die Mitarbeiter weiterhin attraktive Arbeitsplätze haben. Ich teile die Ansicht des Insolvenzverwalters Mark Boddenberg, dass wir genau schauen müssen, welche Bereiche noch weiter sinnvoll betrieben werden können und wo einem Erkrankten mit einer spezialisierten Klinik besser geholfen werden kann“, so Landrat Elmar Stegmann.

Bei dem Gutachten zur Struktur der Gesundheitsversorgung sei man auf einem guten Weg, wie Stegmann ergänzte. Die Inhalte seien bereits definiert und am 29. November 2023 habe die Rotkreuzklinik erste Angebote von Gutachtern vorgelegt. Noch in diesem Jahr soll der Auftrag vergeben werden. Mit Ergebnissen kann dann voraussichtlich Mitte nächsten Jahres gerechnet werden. Im Gespräch ist dabei auch die regionale Kondensierung auf einen gemeinsamen Klinikstandort.

Hintergrund

Am 13. Juli 2023 stellte die Rotkreuzklinik Lindenberg gGmbH Antrag auf Durchführung eines Schutzschirmverfahrens. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurde daraufhin im Oktober vom Amtsgericht München eröffnet. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden seien gesichert, wie die Klinik damals angab.

Lediglich auf der Leitungsebene werde man sich personell verändern. Mitte Oktober übernahm Krankenhausdirektorin Caroline Vogt die Geschäftsführung von Alexandra Zottmann. Zottmann bleibe aber im Verbund und ziehe sich nur aus der örtlichen Geschäftsführung zurück.

Begleitet wird die Klinik im Insolvenzverfahren durch die Sanierungsexperten der Kanzlei Eckert. Zusätzlich agiert Dr. Hubert Ampferl der Kanzlei Dr. Beck und Partner als Sachverwalter.

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