
Nach schweren Vorwürfen gegen Klinikärzte des Medizin Campus Bodensee (MCB) in Friedrichshafen hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Die Vorwürfe reichen vom Verdacht der fahrlässigen Tötung bis zum Anfangsverdacht des Abrechnungsbetrugs, wie die Polizei und Staatsanwaltschaft am 7. März mitteilten. Es werde auch wegen des Verdachts ärztlicher Fehlbehandlungen mit den Tatbeständen Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung ermittelt. Beschuldigt seien insgesamt fünf Ärztinnen und Ärzte.
Im Klinikum seien am 7. März Beweismittel sichergestellt worden. Dabei handele es sich vor allem um elektronische Daten. Eine eingerichtete Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Cura“ befasse sich mit dem Fall. Laut einer Mitteilung des MCB seien den Ermittlern in den Räumen des Klinikums und der Verwaltung angeforderte Unterlagen übergeben worden.
Die ersten Vorermittlungen sind den Angaben zufolge nach dem Suizid einer Oberärztin des Klinikums Ende November 2023 in Gang gekommen, die auf die Missstände hingewiesen hatte. Laut einem Bericht des „Südkuriers“ über die Vorwürfe der Frau soll eine ungenügende Personalausstattung der Klinik zu erheblichen Behandlungsfehlern geführt haben – mit Todesfolge für mindestens einen Patienten.
Laut Klinikum hatte die Oberärztin einem Chefarzt unter anderem vorgeworfen, Komplikationen bei der Behandlung von Patienten verheimlicht und damit das Patientenwohl gefährdet zu haben. Außerdem, so der Vorwurf der Oberärztin, seien auf der Intensivstation eingesetzte Assistenzärztinnen und -ärzte überfordert gewesen. Die Ärztin hat im Dezember vergangenen Jahres vermutlich Suizid begangen.
Die Ermittlungen in dem Fall seien in der zweiten Februarhälfte eingeleitet worden, sagte die Staatsanwältin. „Die Vorwürfe richten sich gegen die internistische Intensivstation des Klinikums.“ Weitere Details nannte die Ermittlungsbehörde nicht.
Wir stellen alle gewünschten Daten und Unterlagen zur Verfügung.
In seiner Mitteilung erklärt der MCB, dass gegen fünf ehemalige und aktive Ärztinnen und Ärzte des Klinikums ermittelt werde. „Wir arbeiten hier selbstverständlich mit polizeilichen Ermittlern zusammen und stellen alle gewünschten Daten und Unterlagen zur Verfügung“, sagte eine Sprecherin. Es liege „selbstverständlich und nach wie vor im Interesse des Klinikums Friedrichshafen, die Ermittlungsbehörden bestmöglich zu unterstützen und den Sachverhalt aufzuklären“.
Interne Compliance-Untersuchung dauert an
Bis zum Abschluss des Verfahrens gelte weiter die Unschuldsvermutung, betont der MCB. Mit der Einleitung des Verfahrens bejahe die Staatsanwaltschaft Ravensburg einen sogenannten Anfangsverdacht und bringe damit zum Ausdruck, dass die Möglichkeit einer Straftatbegehung bestehe. Die gesetzlichen Anforderungen an eine solche Verfahrenseinleitung seien gering. Das Ermittlungsverfahren diene dazu, in einem geregelten Verfahren zu überprüfen, ob der Anfangsverdacht sich erhärten lasse oder unbegründet sei.
Parallel zu den behördlichen Untersuchungen habe der Aufsichtsrat der Klinik – wie berichtet – beschlossen, die Vorwürfe auch selbst durch eine umfangreiche Compliance-Untersuchung mit externer Begleitung aufklären zu lassen, heißt es in der Mitteilung weiter: „Auch diese Ermittlungen halten nach wie vor an.“







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