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Nord-Kreis KlinikenStadt sichert Krankenhaus Jülich – Linnich muss schließen

Die insolventen Nord-Kreis Kliniken Linnich und Jülich sind in ihrer jetzigen Form schon bald Geschichte. Während das Haus in Jülich von der Stadt übernommen wird, muss der Standort Linnich schließen – wohl bereits in diesem März.

Julia Disselborg ist überzeugt, dass es keine Alternative gab. Wäre die Konzentration der Katholischen Nord-Kreis Kliniken Linnich und Jülich (KNK) auf einen Standort nicht gelungen, „hätten beide Kliniken schließen müssen, und an der Liquidation der KNK hätte kein Weg vorbeigeführt“, sagt die KNK-Geschäftsführerin. Jetzt steht fest: Das St. Elisabeth-Krankenhaus in Jülich bleibt erhalten, das St. Josef-Krankenhaus in Linnich wird den Klinikbetrieb einstellen – voraussichtlich noch in diesem März.

Die beiden kleineren Grund- und Regelversorger im nordrhein-westfälischen Kreis Düren zwischen Aachen und Köln bilden bislang zusammen die Katholische Nord-Kreis Kliniken Linnich und Jülich GmbH und stecken seit Jahren in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit stellte die KNK-Geschäftsführung am 8. November 2022 einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung. Für den Erhalt ihres Hauses legt die Stadt Jülich jetzt 4,7 Millionen Euro auf den Tisch und übernimmt die Klinik. In einer außerordentlichen Sitzung gab der Stadtrat die entsprechende Finanzierungszusage.

Alle Investoren sprangen ab

„Wir freuen uns, dass es durch die konstruktiven Gespräche mit der Stadt Jülich sowie ihr finanzielles Engagement zu einer guten Zukunftslösung gekommen ist“, sagt Dr. Mark Boddenberg von der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte, der Generalhandlungsbevollmächtigte der KNK in dem Sanierungsverfahren. Im Investorenprozess seien zuvor alle Interessenten abgesprungen, erklärt der zweite Generalhandlungsbevollmächtigte Michael Schütte. Am Ende habe kein einziges Angebot vorgelegen.

In den kommenden Monaten wird nun daran gearbeitet, das Ein-Haus-Konzept zu entwickeln. In Jülich sollen dafür medizinische Fachabteilungen und Personal zusammengeführt werden, wodurch „erhebliche Synergien gehoben werden“ könnten, wie es heißt. Durch den Transfer könne die bisher eher schwächere Auslastung im St. Elisabeth-Krankenhaus deutlich verbessert werden, sagt Geschäftsführerin Disselborg. Beide Kliniken seien unter anderem deshalb in die finanzielle Schieflage geraten, weil sie durch Personalengpässe auf Fremdpersonal angewiesen gewesen seien, welches sie teuer auf dem freien Markt hätten einkaufen müssen – für bis zu dreimal höhere Kosten als beim Einsatz von eigenem Personal.

Momentan (Stand: 1. März 2023) sind in den Kliniken, die insgesamt 288 Planbetten haben (156 in Jülich und 132 in Linnich), 559 Mitarbeitende beschäftigt (299 in Jülich, 260 in Linnich), und mittlerweile wird auch über einen möglichen Stellenabbau spekuliert. Auf Anfrage von kma erklärte Mark Boddenberg, zum jetzigen Zeitpunkt könne er noch nicht sagen, wie viele Mitarbeitende aus Linnich künftig in Jülich gebraucht werden. Tatsache sei allerdings, dass es in Jülich erheblichen Bedarf gebe, um das Fremdpersonal abbauen zu können, so Boddenberg.

Häuser gehören bislang zur Josefs-Gesellschaft

Derzeit ist die KNK eine Beteiligungsgesellschaft der Caritas Trägergesellschaft West gGmbH (ctw). Diese wiederum gehört seit 2019 der Josefs-Gesellschaft gGmbH (JG) und dem Caritasverband für das Bistum Aachen (DiCV). Die JG mit Sitz in Köln, zu der momentan unter anderem sieben Krankenhäuser zählen, ist mit 93 Prozent Mehrheitsgesellschafter, der DiCV hält die übrigen sieben Prozent.

Bei der Eröffnung des Sanierungsverfahrens Ende 2022 hatte die JG erklärt, beide Kliniken seien seit vielen Jahren defizitär. In der Region gebe es eine hohe Dichte konkurrierender Akut-Krankenhäuser. Im Vergleich zu ihnen verfügten die KNK über keine ausreichende Auslastung, hieß es damals. Zudem seien die baulichen Strukturen der Standorte veraltet und entsprächen nicht dem aktuellen Standard moderner Kliniken. Perspektivisch seien hohe Investitionen zur Steigerung der Attraktivität sowie der medizinischen Leistungsbereiche erforderlich.

Obwohl die JG als Mehrheitsgesellschafter der KNK seit dem Erwerb der beiden Häuser Mitte 2019 mehr als zehn Millionen Euro zur Restrukturierung sowie zum Erhalt der Arbeitsplätze investiert habe, sie dies nicht erfolgreich gewesen. Trotz beträchtlicher finanzieller Unterstützungsmaßnahmen habe sich keine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ergeben, hatte die JG erklärt.

Das ist ein schwarzer Tag für alle in der Stadt Linnich.

Im von Jülich nur knapp 13 Kilometer entfernten Linnich herrscht nach dem nun verkündeten Aus für das dortige Krankenhaus vor allem Resignation. Man habe in den letzten Tagen und Wochen hart gekämpft, um den Standort Linnich zu sichern, heißt es in einer Stellungnahme auf der Homepage der Stadtverwaltung. Der Stadtrat habe sich auch mit einem einstimmigen Beschluss zur Übernahme eines Gesellschaftsanteils bereit erklärt, doch leider sei dieser Beschluss nicht ausreichend gewesen. Bevor dann endgültig über ein weitergehendes Engagement habe entschieden werden können, sei die Entscheidung gegen das Krankenhaus gefallen. „Letztlich hatte das Haus in Linnich keine Chance“, schreibt die Stadtverwaltung: „Das ist ein schwarzer Tag für alle in der Stadt Linnich.“

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