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Neue MedizinstrategieStreit um harten Sanierungskurs am Rheinland Klinikum

Die von den kommunalen Gesellschaftern geplante Sanierung des Rheinland Klinikums sorgt schon vor dem Start für Disput. Das Klinikum reagiert vergrätzt. Jetzt hat es einen Lenkungsausschuss gebildet – und einen groben Zeitplan genannt.

Rheinland Klinikum
Rheinland Klinikum
Rheinland Klinikum Fahne

Die Lage ist ziemlich ernst am Rheinland Klinikum. Nur eine harte Sanierung kann den kommunalen Klinikverbund mit Sitz im rheinländischen Neuss vor der Insolvenz retten. Die Stadt und der Rhein-Kreis Neuss als Gesellschafter haben dafür im September ein Zukunftskonzept beschlossen, und das Klinikum hat gerade den offiziellen Start des Sanierungsprojekts verkündet – doch in der lokalen Politik sorgen die Pläne schon jetzt für heftigen Widerstand.

Ohne Sanierungskonzept und die Bündelung von medizinischen Leistungen drohe allerdings tatsächlich eine Insolvenz des gesamten Klinikums, wird in Neuss betont. Hochgerechnet für das Jahr 2024 erwartet der Verbund ein Minus von 21,4 Millionen Euro. Und wegen des Auseinanderlaufens von Erlös- und Aufwandssteigerungen gehen die Verantwortlichen in den Folgejahren von einer weiteren Ergebnisverschlechterung von rund 2,8 Millionen Euro jährlich aus.

Deutliche Veränderungen an den Standorten

Die Gesellschafter wollen zwar alle drei Krankenhausstandorte in Neuss, Dormagen und Grevenbroich erhalten, doch sehen sie deutliche Veränderungen vor:

  • Das Lukaskrankenhaus in Neuss soll demnach als Level-2-Standort mit erweiterter Notfallversorgung als Krankenhaus der Regel- und Schwerpunktversorgung erhalten bleiben und sein Leistungsspektrum erweitern.
  • Der Klinik-Standort in Dormagen soll künftig Level-1-Krankenhaus und orthopädische Schwerpunktklinik mit zentraler Notaufnahme sowie Schwerpunkten unter anderem im Bereich der Hüft- und Knieprothesen und bei Wirbelsäulen-OPs, der Intensiv- und Palliativmedizin sowie Kardiologie sein. Die Gynäkologie sowie die Geburtshilfe sollen nach Neuss verlagert werden.
  • Das Elisabethkrankenhaus in Grevenbroich soll ebenfalls Krankenhaus-Standort bleiben. Dort sollen eine geriatrische Fachklinik, ein Standort der inneren Medizin sowie eine ambulante Fachklinik, möglicherweise auch mit einem ambulanten Operationszentrum, und zusätzliche Pflegeangebote entstehen. Der Erhalt der Notfallaufnahme ist in Grevenbroich nicht mehr vorgesehen.
  • Das Angebot der Rheintor Klinik in Neuss als Fachklinik bleibt unverändert bestehen.

Insbesondere der geplante Wegfall der Notaufnahme in Grevenbroich und das Aus von Gynäkologie und Geburtshilfe in Dormagen haben in den beiden Orten zu Protesten geführt. Dabei betont das Klinikum derzeit noch, Aussagen zu möglichen Schließungen beruhten nicht auf Planungen des Verbundes – da es „diese Pläne schlichtweg noch gar nicht gibt“. Derzeit gebe es lediglich von den Gesellschaftern beschlossene Eckpunkte mit einem Zielbild.

Neuer Lenkungsausschuss arbeitet

Für konkrete Planungen habe am Klinikum am 17. Oktober erst jetzt ein Lenkungsausschuss seine Arbeit aufgenommen, dem neben Geschäftsführung, Ärztlicher Direktion, Pflegedirektorin, der kaufmännischen Leitung und der Leitung des Projektmanagement des Rheinland Klinikums auch der Betriebsrat sowie die Kämmerer des Rhein-Kreises Neuss und der Stadt Neuss angehören. Unterstützt werde das Projekt von dem Beratungsunternehmen Roland Berger, so das Klinikum. Damit sei der Startschuss für konkrete Einzelprojekte gegeben worden.

Der Lenkungsausschuss definiere die Projektstruktur, beauftrage die einzelnen Sanierungsprojekte und steuere den Gesamtprozess, heißt es weiter. Die Prozesse zu bearbeiten beziehungsweise die Neustrukturierung des Klinikums in Einzelprojekten aufzusetzen, nehme allerdings Zeit in Anspruch. Konkrete Zeitpläne zu den sich daraus ergebenden Maßnahmen sollen demnach bis zum Ende des Jahres 2024 stehen. Erste Umsetzungen sollen frühestens ab dem Jahr 2025 stattfinden.

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