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Votum des AufsichtsratesUnerwartete Radikalkur für das Elbe-Elster Klinikum

Keine Gynäkologie und Pädiatrie mehr in Herzberg, nur noch Psychiatrie in Finsterwalde – der Aufsichtsrat plant einschneidende Änderungen für das Elbe-Elster Klinikum. Hoffnungen liegen auf einer Lenkungsgruppe, die demnächst startet.

Elbe-Elster Klinikum Finsterwalde
diepiktografen.de
Am Standort Finsterwalde des Elbe-Elster Klinikums verbleibt eventuell nur die psychiatrische Abteilung.

Dass es nicht wie gehabt weitergehen wird am Elbe-Elster Klinikum in Brandenburg, war kein Geheimnis. Die einschneidenden Maßnahmen allerdings, für die sich der Aufsichtsrat jetzt ausgesprochen hat, treffen die drei Häuser des Klinikums mit Wucht: Mit Ausnahme der psychiatrischen Abteilung in Finsterwalde soll die stationäre Versorgung ab Juni 2024 an den beiden Standorten Elsterwerda und Herzberg konzentriert werden. Zudem plädieren die Kontrolleure dafür, in Herzberg die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Jahresende zu schließen.

Die zu treffenden Entscheidungen sind schwer, aber unausweichlich.

„Es geht um den Erhalt des Elbe-Elster Klinikums“, betont Aufsichtsratschef Bernd Heinke: „Alle Mitglieder des Aufsichtsrates haben in der Sitzung erneut deutlich gemacht, dass die zu treffenden Entscheidungen schwer, aber unausweichlich sind.“ In diesem Jahr rechnet das Klinikum, das dem Landkreis Elbe-Elster gehört, erstmals mit einem Defizit – die Verantwortlichen gehen von rund neun Millionen Euro aus.

Zusammenschluss der Standorte

Von der Konzentration der stationären Versorgung auf zwei Standorte erhofft sich die Klinikleitung hohe Kosteneinsparungen. Die Kapazitäten zur stationären Behandlung der Patienten des Landkreises würden weiter ausreichen, heißt es in einer Mitteilung, denn die aktuelle Auslastung über alle drei Häuser liege bei lediglich 50 Prozent.

Nach dem Plan des Aufsichtsrates verbliebe in Finsterwalde künftig nur die Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die seit Oktober 2023 von einem neuen Chefarzt geführt wird. Zudem solle in Finsterwalde nach der Konsolidierung der Standorte aber eine medizinische Basisversorgung inklusive der ambulanten Notfallversorgung etabliert werden, heißt es weiter.

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In Herzberg soll die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Jahresende wegfallen. Grund seien hohe Kosten für den dauerhaften Einsatz von Honorarärzten. Als ein Kompensationsangebot werde geprüft, einen von Hebammen geführten Kreißsaal einzurichten. Außerdem könne in Herzberg ab Mitte nächsten Jahres auch die Pädiatrie nicht mehr durch die personellen Ressourcen des Klinikums aufrechterhalten werden. Daher votiere der Aufsichtsrat dafür, die Abteilung zu schließen und ein Konzept für eine ambulante pädiatrische Tagesklinik zu erarbeiten.

Lenkungsgruppe nimmt verspätet ihre Arbeit auf

Am Klinikum wird seit Monaten über ein Zukunftskonzept diskutiert. Auf Basis eines Gutachtens wurde die „3+1-Strategie“ entwickelt, die regionale Gesundheitszentren an den drei Standorten und den Neubau eines zentralen Level-2-Krankenhauses vorsah. Eine Lenkungsgruppe sollte eigentlich bereits seit dem Sommer Konzepte für die Standorte erarbeiten, wurde jedoch laufend verschoben. Jetzt nimmt sie – unter den neuen Vorzeichen – Anfang Dezember 2023 ihre Arbeit auf. Beteiligt sind neben Klinikvertretern unter anderem der Landkreis, die Bürgermeister der drei betroffenen Orte, der Betriebsrat und die Kassenärztliche Vereinigung.

Auch Ideen der Mitarbeitenden seien gefragt, heißt es beim Klinikum. Nach dem Voting des Aufsichtsrates würden jetzt an allen Standorten Info-Veranstaltungen und Frage-Runden organisiert – auch um die Beschäftigten zu halten. Verstärkte Kündigungen würden bislang nicht verzeichnet, heißt es auf Nachfrage von kma.

Die finanzielle Situation des Landkreises gibt es nicht her, Defizite der Klinikgesellschaft auf Dauer auszugleichen.

Offenbar wird auch die Idee eines vierten Krankenhauses weiter verfolgt. „Ganz klar muss es das übergeordnete Ziel bleiben, mit einem leistungsfähigen und modernen Krankenhaus an zentraler Stelle über 95 Prozent unserer Bevölkerung zu erreichen und Leistungen anzubieten, die wir aktuell als Grundversorgungs-Krankenhäuser nicht vorhalten“, sagt Landrat Christian Jaschinski.

Ob die vom Aufsichtsrat geplanten Maßnahmen schließlich umgesetzt werden, liegt am Kreistag. Der kommt am 11. Dezember zur nächsten Sitzung zusammen und könnte dann darüber beraten und entscheiden. Allerdings scheint es, als würden die Kommunalpolitiker noch etwas länger Zeit bekommen. Um den Druck aus der Debatte zu nehmen, könnten erste Ergebnisse der Lenkungsgruppe abgewartet werden. Der Landrat hat auf jeden Fall schon betont, „dass es die finanzielle Situation des Landkreises nicht hergibt, Defizite der Klinikgesellschaft auf Dauer auszugleichen“.

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