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Harte VerhandlungenUnikliniken in BaWü vereinbaren außergewöhnlichen Tarifvertrag

Satte 13 Runden und mehrere Streiks hat die Verhandlung des neuen Tarifvertrags für die Universitätskliniken in Baden-Württemberg angedauert. Was den nichtärztlichen Beschäftigten – neben mehr Geld – jetzt zusteht.

Warnstreik
karepa/stock.adobe.com
Symbolfoto

In der insgesamt 13. Verhandlungsrunde für ein Zukunftspaket für die nichtärztlichen Beschäftigten an den vier Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm hat Verdi Baden-Württemberg jetzt ein Ergebnis erreicht.

Begleitet von einer dritten Warnstreikwelle, bei der in der Spitze vom 1. Juli bis 3. Juli über 2000 Beschäftigte im Ausstand waren, haben die Arbeitgeber in den Verhandlungen in der Nacht zum 4. Juli ihre Blockade bei Regelungen zu Zeit und Entlastung aufgegeben. Damit konnte die Gewerkschaft entsprechende Kompromisse in allen vier Themenfelder des geforderten Zukunftspakets erreichen. Die große Tarifkommission hat die Annahme des Ergebnisses bereits am 4. Juli empfohlen. Die Laufzeit des Tarifvertrags liegt bei regulär 24 Monaten.

Mit den zusätzlichen freien Tagen und der Wahlmöglichkeit zwischen Geld und Freizeit betreten wir echtes Neuland bei den Unikliniken im Land.

Verdi Verhandlungsführer Jakob Becker kommentierte das Ergebnis wie folgt: „Mit ihrem Arbeitskampf haben die Kolleginnen und Kollegen die strikte Blockade ihrer Arbeitgeber bei allen Zeitfragen gelöst. Das jetzt geschnürte Zukunftspaket bringt sofort mehr Geld mit sozialer Komponente, mehr Entlastung durch mehr Zeit sowie verbindlichere Ausbildungsqualität. Mit den zusätzlichen freien Tagen und der Wahlmöglichkeit zwischen Geld und Freizeit betreten wir echtes Neuland bei den Unikliniken im Land. Mit diesem Tarifergebnis ist der Weg zu einer grundsätzlichen Neuaufstellung der Arbeitsbedingungen eingeschlagen.“

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Konkret beinhaltet der neue Tarifvertrag:

  • Eine Gehaltsanpassung für die nichtärztlichen Beschäftigten von 4,3 Prozent, mindestens jedoch 160 Euro, zum Oktober 2024 und von weiteren 3,7 Prozent ab Oktober 2025
  • eine Inflationsausgleichzahlung in Höhe von 1050 Euro für nichtärztliche Beschäftigte und 1505 Euro für Auszubildende
  • die Erhöhung der Ausbildungsvergütung 100 Euro ab August 2025 und weitere 75 Euro ab April 2026
  • erhöhte Zeitzuschläge für Sonntags- und Nachtarbeit sowie Bereitschaftsdienste.

Für unterbesetzte Schichten in der Pflege werden zur Entlastung verbindliche Ausgleichstage neu eingeführt. Bis zu einer automatisierten Umsetzung des Belastungsausgleichs gibt es pauschal einen Entlastungsbetrag, der wahlweise in freie Tage pro Jahr umgewandelt werden kann. Das entspricht einem Äquivalent von 5 Tagen. Gleichzeitig werden die Unikliniken ein automatisches digitales System zur Erfassung von unterbesetzten Schichten implementieren.

Ab 2025 werden sogenannte Lebensphasetage eingeführt. Je nach Betriebszugehörigkeit ab mindestens fünf Jahren gibt es zwischen ein und vier zusätzliche freie Tagen im Jahr, die wahlweise ausgezahlt, in Freizeit genommen oder auch auf einem Langzeitkonto angespart werden können.

Eigener Tarifvertrag

Für die vier Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm gilt ein eigener, mit dem Arbeitgeberverband Uniklinika abgeschlossener Tarifvertrag, der für rund 30 000 Beschäftigte Gültigkeit. Das ärztliche Personal fällt unter den Tarifvertrag Ärzte Länder, das wissenschaftliche Personal als Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.

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