
Für Patienten ohne niedergelassenen Hausarzt vor Ort gibt es unter dem Dach der Mainzer Universitätsmedizin eine neue Anlaufstelle. Von März an gibt es dort eine Hochschulambulanz für Allgemein- und Hausarztmedizin, wie es in einer Mitteilung des größten Krankenhauses von Rheinland-Pfalz heißt. Menschen, die eine akute Behandlung brauchen, können ohne vorherige Terminvereinbarung und ohne Überweisung eines Facharztes kommen.
Die neue „Allgemeinmedizinische hausärztliche Hochschulambulanz“ (AHA) biete laut Prof. Dr. Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, ein „hochwertiges Leistungsspektrum an ambulanter, universitärer Spitzenmedizin an“. Abgedeckt seien sowohl schwere, komplexe und seltene Krankheiten, als auch das breite Spektrum der Allgemein- und Hausarztmedizin.
Studierende sammeln Erfahrungen
Die AHA wird außerdem in die Lehre integriert, „denn die vielfältige Patientenklientel der Allgemein- und Hausarztmedizin bietet für Lehre und Forschung viel Potential“, wie Kiesslich erklärt. Das bedeutet, dass dort auch Medizinstudenten nach vorheriger Einverständniserklärung Patienten untersuchen.
Auch Prof. Dr. Michael Jansky, Direktor des Zentrums für Allgemeinmedizin und Geriatrie der Universitätsmedizin, begrüßt diese neue Möglichkeit für Studierende, schon in vorklinischen Semestern Erfahrung im Patientenkontakt zu sammeln. „Das kann sehr motivierend wirken, zumal die Krankheitsbilder, die den Studierenden dort begegnen, den ganzen Körper umfassen. Das schult auch den ganzheitlichen Blick.“
Das Ziel ist es, Forschung und Lehre in dieser Disziplin weiterzuentwickeln und damit langfristig auch die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Rheinland-Pfalz zu fördern. Denn hierbei spiele die Ambulantisierung der Medizin eine zentrale Rolle, sagt Kiesslich. „Die Universitätsmedizin Mainz beteiligt sich intensiv daran, diese Entwicklung mitzugestalten.“ Für Patienten ist die neue Hochschulambulanz ein zusätzliches Versorgungsangebot außerhalb der Regelversorgung.
Kein Ersatz für Modellprojekt
Weil die Ambulanz allerdings kein Teil des regulären ambulanten Sektors ist, ist sie kein Ersatz für das im Dezember 2024 beendete Modellprojekt „Allgemeinmedizinische Praxis auf dem Campus“ der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Es war fast sechs Jahre gelaufen und in der Form bundesweit einzigartig gewesen. Ziel war die Entlastung der Notaufnahme des einzigen Universitätsklinikums von Rheinland-Pfalz. Die neue Hochschulambulanz hat dagegen nur wochentags geöffnet, spätestens bis 18 Uhr.
Die KV hatte nach Auslaufen des Modellprojekts zwar ein positives Fazit gezogen, gleichzeitig aber betont, dass der Betrieb in den derzeitigen Strukturen defizitär sei. Um eine langfristige Finanzierung zu ermöglichen, müsse eine angemessene Vergütung durch die Krankenkassen gewährleistet werden, argumentierte die KV zum Abschluss des Projekts.





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