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Klinikum WilhelmshavenVarel dicht? Neues Haus? Der Friesland-Plan der Gutachter

Werden drei Krankenhäuser an der Nordsee bald zu einem? Gutachter raten den Friesland Kliniken, den Standort Varel zu schließen. Eine zweite Studie empfiehlt einen Neubau mit dem Klinikum Wilhelmshaven. Es geht um viele Millionen Euro.

Klinikum Wilhelmshaven
Das Klinikum Wilhelmshaven könnte mit den Friesland Kliniken in einem völlig neuen Standort aufgehen.

Die Krankenhauslandschaft im niedersächsischen Landkreis Friesland und in der Stadt Wilhelmshaven steht vor einschneidenden Veränderungen. In der Region an der Nordsee werden derzeit zwei kürzlich vorgestellte Gutachten diskutiert, die sich mit der Zukunft der aktuell drei Klinikstandorte auseinandersetzen. Bislang betreiben die Friesland Kliniken Krankenhäuser in Varel und Sande, die Stadt Wilhelmshaven ist Trägerin des dortigen Klinikums. Alle drei Häuser stecken tief in finanziellen Schwierigkeiten.

Für die Friesland Kliniken schlägt das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PWC) vor, das St.-Johannes-Hospital in Varel aufzugeben und alle Leistungen in Sande zu bündeln. Das dortige Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch würde dann zu einem Schwerpunktkrankenhaus mit rund 400 Betten entwickelt. Bei dieser Variante würden die Gynäkologie und die Geburtshilfe aufgegeben, und auch die in Varel derzeit betriebenen MVZ-Praxen würden in Sande konsolidiert. Durch die gleichzeitige Verlegung der ambulanten Operationen würde das Portfolio dort auch für ambulante Versorgungen komplettiert, so die PWC-Experten.

Ein Krankenhaus in Varel ist ein zur Sicherstellung flächendeckender Versorgung nicht notwendiges Zusatzangebot.

Hintergrund des Gutachtens ist ein prognostiziertes jährliches Defizit von 25 Millionen Euro für die Friesland Kliniken. Vor diesem Hintergrund sei „eine Optimierung der aktuellen Strukturen unumgänglich“, betont Geschäftsführerin Petra Hohmann. Bliebe Varel erhalten, würde sich das Defizit laut PWC innerhalb von fünf Jahren auf rund 45 Millionen Euro summieren. Ohne das Haus dagegen sei es möglich, das Minus in dieser Zeit „auf nahezu null zu reduzieren“.

Das Fazit fällt daher klar aus: „Ein Krankenhaus in Varel ist ein zur Sicherstellung flächendeckender Versorgung nicht notwendiges Zusatzangebot, das aufgrund der hohen Kosten, die nicht reduziert oder gar gedeckt werden können, in der jetzigen Zeit und auch auf lange Sicht nicht haltbar ist“, so PWC.

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Die Bewertung der Gutachter werde nun von den politischen Gremien weiter beraten, sagt Landrat Sven Ambrosy. Letztlich werde der Kreistag des Landkreises Friesland die Entscheidung für die zukünftige Struktur der Versorgung in der Region treffen. „Ich gehe davon aus, dass unsere Gremien hier zeitnah Entscheidungen treffen werden“, so Ambrosy. Dennoch gelte es, „sorgfältig vorzugehen und nicht übereilt zu handeln“. Die nächste Sitzung des Kreistages ist für den 2. Juli angesetzt.

Neues Haus mit Wilhelmshaven?

Bis dahin werden die Kommunalpolitiker auch die einen Tag vor dem PWC-Gutachten vorgelegte Machbarkeitsstudie des Beratungsunternehmens WMC diskutieren. Die Münchner haben sich im Auftrag der Stadt Wilhelmshaven und des Landkreises Friesland mit der Zukunft der Krankenhäuser in Friesland und Wilhelmshaven beschäftigt. Ihre Empfehlung ist, statt weiter drei Klinikstandorte zu betreiben, „an einem neuen, noch festzulegenden Standort ein neues Klinikum zu errichten“, so WMC-Partner Burkhard Holz als beauftragter Gutachter.

Die Studie betone, dass eine Einhäusigkeit langfristig die beste Lösung darstelle, da sie wirtschaftliche Nachhaltigkeit maximiere und Versorgungsstrukturen zukunftssicher optimiere, erklärt Holz. Es entstehe ein Einsparpotenzial von insgesamt mehr als 30 Millionen Euro. Im Vergleich dazu würde das Einsparpotenzial bei weiterhin bestehenden mehreren Standorten bei rund acht Millionen Euro liegen. Die zu erwartenden Kosten der nächsten Jahre könnten damit nicht gedeckt werden.

Die kommunale Trägerschaft eines gemeinsamen Klinikums ohne dauerhaften Zuschussbedarf aus den kommunalen Haushalten bleibt ein wichtiges Ziel.

„Wir haben die Verantwortung, alle Optionen unvoreingenommen zu prüfen“, betont Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist. Für ihn bleibe die kommunale Trägerschaft eines gemeinsamen Klinikums an einem Standort ohne dauerhaften Zuschussbedarf aus den kommunalen Haushalten ein wichtiges Ziel. Neben der Beratung in den politischen Gremien von Landkreis und Stadt werde er die vorgestellten Varianten mit Landrat Ambrosy und den Geschäftsführern der beiden Krankenhäuser Ende April auch im niedersächsischen Gesundheitsministerium diskutieren. Bevor Ergebnisse vorliegen, werde also noch einige Zeit vergehen, betonen Landrat und Oberbürgermeister.

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