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Staatsanwalt ermitteltKlinikmanager abberufen – HMG-Chef muss in Hann. Münden einspringen

HMG-Chef Florian Friedel hat im Klinikum Hann. Münden kurzfristig selbst die Geschäftsführung übernommen. Der bisherige Amtsinhaber Andreas Schultz wurde abberufen. Gegen ihn wird im Zusammenhang mit einer früheren Tätigkeit ermittelt.

Florian Friedel
Privat
Florian Friedel ist jetzt übergangsweise Geschäftsführer im Klinikum Hann. Münden.

Nach nur vier Monaten brauchte das Klinikum Hann. Münden wieder einen neuen Chef. Seit vergangener Woche wird das 250-Betten-Haus in Niedersachsen übergangsweise von Florian Friedel geleitet. Der Chef der Hospital Management Group (HMG) musste selbst in die Bresche springen, weil der bisherige Amtsinhaber Andreas Schultz vom Gesellschafter des Klinikums abberufen wurde.

Schultz hatte die Position in Hann. Münden im Auftrag der HMG erst am 1. September 2023 übernommen. Die HMG stellt in dem Klinikum seit ihrer Gründung im Jahr 2017 die Geschäftsführung, Friedel selbst führte das Haus 2016 aus der Insolvenz.

Zu den Gründen von Schultz' Abberufung formuliert Friedel im Gespräch mit kma vorsichtig. Der Wechsel sei im Zusammenhang mit Vorwürfen vorgenommen worden, über die der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet hat. Dabei gehe es um eine Tätigkeit außerhalb der HMG, betont Friedel. Einzelheiten dazu kenne er nicht.

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Friedel sagt, der Wechsel sei nötig gewesen, um das Klinikum Hann. Münden funktionsfähig zu halten. Schultz sei noch bei der HMG beschäftigt, und grundsätzlich gelte die Unschuldsvermutung. Sein Unternehmen betreibe nun weitere Sachverhaltsaufklärung und entscheide dann über das Vorgehen, so Friedel. Zudem werde geprüft, ob es in Hann. Münden Unregelmäßigkeiten gab. Derzeit habe er dafür jedoch keinerlei Anzeichen. Friedel zufolge ist bereits ein neuer Geschäftsführer für das Klinikum gefunden, der zum 1. Februar 2024 antreten soll.

Ermittlungen wegen bandenmäßiger Untreue

In dem von Friedel genannten Bericht des „Kölner Stadtanzeigers“ geht es um Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn. Ein Sprecher der Behörde bestätigt auf Anfrage von kma ein entsprechendes Verfahren im Zusammenhang mit Veruntreuungen beim Marien-Hospital Euskirchen. Es richte sich gegen mehrere Beschuldigte „wegen des Verdachts der bandenmäßigen Untreue sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten bei Bauvorhaben des Marien-Hospitals in Euskirchen“.

Bei den insgesamt sechs Beschuldigten handelt es sich dem Sprecher zufolge um zwei ehemalige für finanzielle Angelegenheiten verantwortliche Mitarbeiter des Marien-Hospitals, einen Dienstleister im Gesundheitswesen und mehrere Bauunternehmer. Im Zuge umfangreicher Ermittlungen seien mehrere Durchsuchungen durchgeführt worden. Zudem seien zahlreiche Beweismittel sichergestellt und bereits teilweise ausgewertet worden.

Millionenschaden für Marien-Hospital Euskirchen

Die bisherigen Ermittlungen und Auswertungen, so der Sprecher, hätten im Hinblick auf einen Geschäftsvorfall den dringenden Tatverdacht erhärtet, dass einer der beiden ehemals verantwortlichen Mitarbeiter des Marien-Hospitals private Bauvorhaben an seinem Privatgrundstück durch einen diesbezüglich eingeweihten Bauunternehmer habe ausführen lassen. Die von dem Unternehmer absprachegemäß auf das Marien-Hospital ausgestellten Rechnungen sollen die beiden ehemals verantwortlichen Mitarbeiter dann gemeinsam freigegeben und aus dem Vermögen des Hospitals beglichen haben. Den bei dem Bauunternehmer eingegangenen Betrag sollen sie unter sich aufgeteilt haben. Allein durch diesen Geschäftsvorfall soll dem Marien-Hospital ein Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro entstanden sein.

Zwei Beschuldigte in U-Haft

Vor diesem Hintergrund befinden sich seit dem 20. Dezember 2023 zwei Beschuldigte wegen des dringenden Tatverdachts der bandenmäßigen Untreue und eines besonders schweren Falls der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in Untersuchungshaft, erklärt der Sprecher weiter. Bezüglich beider Beschuldigten bestehe jeweils der Haftgrund der Fluchtgefahr, bei einem darüber hinaus der weitere Haftgrund der Verdunklungsgefahr.

Die weiteren Ermittlungen und Auswertungen dauern den Angaben zufolge an. Für alle Beschuldigten, die sich bisher nicht eingelassen haben, gelte uneingeschränkt die Unschuldsvermutung, betont der Sprecher. Die Bewertung von Tatversacht und Haftgründen seien „immer Momentaufnahmen“.

Andreas Schultz war bis Juni 2023 Geschäftsführer der Stiftung Marien-Hospital Euskirchen. Die Stiftung hatte ihm damals gekündigt und ihn als Geschäftsführer abberufen. „Im Verwaltungsrat war in den vergangenen Monaten zunehmend eine Unzufriedenheit über die Kommunikation und die Informationspolitik von Herrn Andreas Schultz aufgekommen“, hieß es dazu in einer Erklärung der Stiftung. Zu ihr gehören neben dem Marien-Hospital Euskirchen ein Seniorenzentrum, ein Hospiz, ein MVZ am Standort Zülpich sowie eine Psychiatrische Tagesklinik am Standort Mechernich. Deren Geschäfte führt seit Juni 2023 der Diplom-Kaufmann Johannes Hartmann.

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