
In seinem Spezialgebiet „Transmissionsdynamik“ erforscht Prof. Mutters, wie und mit welcher Geschwindigkeit sich beispielsweise multiresistente Erreger (MRE) ausbreiten. Zudem liegt dem Nachfolger des langjährigen Institutsdirektors Dr. Dr. h.c. Martin Exner die europaweite und globale Nachwuchsförderung am Herzen. Hierzu ist er unter anderem seit 2014 Vorstandsmitglied des Europäischen Komitees für Infektionskontrolle (EUCIC).
Prof. Mutters machte seinen Master in „Public Health“ an der Freien Universität Amsterdam. Jetzt kommt er vom Universitätsklinikum Heidelberg, wo er Leiter der Sektion Krankenhaushygiene und stellvertretender Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene war.
Antibiotika in Zeiten von Corona
Für seine neue Tätigkeit hätte Prof. Mutters sich keine herausfordernde Zeit aussuchen können. „Trotz aktuell stark ansteigender Infektionszahlen ist die COVID-19-Krise bisher in Deutschland vergleichsweise glimpflich abgelaufen, obwohl wir uns initial eher abgeschottet und auf uns selbst konzentriert haben, anstatt stärker auf internationalen Austausch und Kooperation zu setzen. Verständlich, aber global hat COVID-19 nicht vor Grenzen Halt gemacht“, sagt der neue Institutsdirektor, der sich zumindest europaweit eine Vereinheitlichung und Koordination der Vorgehensweise wünscht.
Einen Fehler, der auch nicht unsere Lebensrealität widerspiegele, sieht er beispielsweise darin, dass jedes Land seine eigene Corona-App hat. „Eine solche Warn-App hätte auf Europaebene entwickelt werden müssen. Das wäre nicht nur viel effektiver, sondern auch kostengünstiger“, konstatiert Prof. Mutters. Auf der anderen Seite sieht er eine Gefahr in der derzeit steigenden Zahl multiresistenter Erreger, da in der Corona-Krise aufgrund der Angst vor Begleiterkrankungen Antibiotika verstärkt ungezielt gegeben werden. „Anders als COVID-19 wird das Problem trotz Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO medial und in der Öffentlichkeit nicht wirklich wahrgenommen. Doch ohne neue Antibiotika werden MRE ein langfristiges Problem bleiben“, sagt der neue Institutsdirektor.
Schwerpunkt öffentliche Gesundheit
Das Forschungsgebiet von Prof. Mutters ist die Transmissionsdynamik von Infektionserregern, die von vielen Wechselwirkungen in unserer auch global zunehmend vernetzten Welt abhängt. Eine wachsende Weltbevölkerung, steigende Mobilität, schwindende Lebensräume, industrielle Landwirtschaft und intensivierte Nutztierhaltung spielen bei den Verbreitungsketten zwischen Mensch, Tier und Umwelt eine entscheidende Rolle. Daraus entspringt der One Health-Gedanke: Mediziner, Veterinäre und Umweltwissenschaftler arbeiten im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen fächerübergreifend zusammen. „Krankheitserreger kennen keine Grenzen. Bisher sind wir aber meist zu fokussiert auf Einzelpunkte wie beispielsweise das Eindämmen von MRE auf Intensivstationen. Dabei werden aber die Vernetzungen übersehen, wie die Einweisung durch den Hausarzt, die Nachsorge im Altenpflegeheim und das persönliche Umfeld.“, so Prof. Mutters.
Neben der starken klassischen Hygiene reizt den neuen Institutsdirektor an Bonn die Ausrichtung bezüglich öffentlicher Gesundheit. „Sauberes Wasser ist ein dauerhaftes Thema, mit hoher Priorität nicht nur für Schwellenländer“, erinnert Prof. Mutters daran, dass das Bonner Hygiene-Institut unter anderem WHO Kollaborationszentrum für Wassermanagement und Risikokommunikation ist. Sein Ziel ist es die sektionsübergreifende Zusammenarbeit am Institut voranzubringen, etwa durch Kooperationen mit Einrichtungen auf dem Campus Venusberg und der Universität Bonn. „Zukünftige Hygiene-Ärzte müssen etwas von globaler und öffentlicher Gesundheit verstehen“, sagt der neue Institutsdirektor, der damit auch auf den Studiengang Global Health am Universitätsklinikum Bonn hinweisen möchte.
Ihn selbst fasziniert die Vielfältigkeit des Faches Hygiene. Zur Problemlösung müsse ein Hygieniker überkuppelnd denken und alle Seiten – auch politische und kulturelle – im Austausch mit anderen Experten wie Veterinären und Epidemiologen betrachten.





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