Doch anfänglich habe die ungewohnte Situation schon ein wenig am eigenen Selbstverständnis gerührt.Ohne Konflikte ist die Zusammenarbeit zwischen Chefärzten und den für die wirtschaftliche Strategie zuständigen Geschäftsführen ohnehin selten. Zu unterschiedlich sind Ausbildung, Traditionen und berufliches Selbstverständnis. Hinzu kommen divergierende Interessen: Chefärzte haben ihr Netzwerk vielfach vor Ort, sind dort politisch zumeist gut vernetzt. Die jungen Geschäftsführer betrachten den aktuellen Job als Sprungbrett.
Ihr Blick richtet sich auf die Konzern-Holding, wo sie wahrgenommen und anerkannt werden wollen. Schnelle Wechsel an der Spitze können Organisationen überdies in eine Art Burnout treiben. Bei Helios und Asklepios helfen hausübergreifende medizinische Beiräte und Fachgruppen, Konflikte aufzulösen und Strategien zu formulieren. Sie bieten fachliche Unterstützung für die Mediziner vor Ort ebenso wie für ihre Geschäftsführer.
Größere Lockerheit, weniger Stillstand
Er sei inzwischen dankbar für die Erfahrung und neue Ansätze im Umgangston, in der Art zu kommunizieren – sogar über eine WhatsApp-Gruppe, sagt Professor Rath. Er beobachte eine größere Lockerheit, weniger Stillstand. Und er schätze die guten Moderationstechniken, die Fähigkeit, Wertschätzung zu vermitteln und Beobachtungen zu objektivieren. „Dass die Medizin ein sehr konservatives Fach ist, hat mir zuweilen sogar geholfen“, glaubt Nina Heitger.
Hierarchien werden akzeptiert, auch wenn die Chefs jung sind: „Letztlich punktet immer derjenige, der in Konfliktsituationen die besseren Argumente hat.“Wer als Nachwuchstalent in die Führungsschmieden von Krankenhauskonzernen aufgenommen werden möchte, müsse zeigen, dass er imstande ist, mit Widerstand umzugehen, ohne das fünfte Alphatierchen in der Verwaltung sein zu wollen, erklärt Berater Nienaber. Gefragt sind ein pragmatisches und uneitles Management-Verständnis: „Manchmal“, sagt Nina Heitger, „kann es durchaus von Vorteil sein, wenn die Leute einen wegen des Alters unterschätzen.“





Bitte loggen Sie sich ein, um einen neuen Kommentar zu verfassen oder einen bestehenden Kommentar zu melden.
Jetzt einloggen