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Innovative ArbeitszeitmodelleVier-Tage-Woche – top oder Flop?

Die Vier-Tage-Woche ist ein Weg, den mittlerweile viele Kliniken gehen, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. kma sprach mit einigen Geschäftsführern über ihre Erfahrungen mit einer neuen und flexibleren Dienstplangestaltung.

Vier-Tage-Woche
Andrea Gaitanides/stock.adobe.com
Symbolfoto

Immer häufiger liest man von ungewöhnlichen Arbeitszeitmodellen in deutschen Kliniken. Allem voran ist die Vier-Tage-Woche ein Modell, das an vielen Krankenhäusern getestet wird. Doch meist versteckt sich hinter dem Modell keine Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichem – oder gar steigendem – Lohn, wie dies in den Eisenberg Kliniken in Thüringen verhandelt wurde. In der Regel handelt es sich um eine Arbeitszeitumverteilung, denn die Gesamtarbeitszeit bleibt gleich.

Dennoch geht es bei der Vier-Tage-Woche darum, aus der Masse der Arbeitgeber herauszustechen und den Mitarbeitern „mehr zeitliche Flexibilität, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und längere Erholungsphasen“ zu ermöglichen, erklärt Dr. Julia Hefty, Geschäftsführerin der Hochtaunus-Kliniken, im Gespräch mit kma.

Jeder kann, keiner muss

Das Angebot, das seit 1. Januar 2024 für die drei Standorte der Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg, Usingen und Königstein, gilt, wird sehr gut angenommen. Es gilt im Übrigen auch für die nicht tarifgebundenen Tochtergesellschaften. Im Unterschied zu anderen Krankenhäusern haben die Hochtaunus-Kliniken kein Projekt aus der Vier-Tage-Woche gemacht: Es gilt seit Januar unbefristet für alle Mitarbeiter auf freiwilliger Basis – es ist also ein weiteres Add-On in der sowieso schon kleinteiligen Dienstplangestaltung des Klinikverbundes. „Auch wenn Sie die einzige Person auf einer Station sind, die die Vier-Tage-Woche machen möchten, machen wir es möglich“, erklärt Dr. Hefty das Konzept.

Die Resonanz ist durchweg positiv, bei allen Beschäftigten: „Wir haben bislang noch keine negativen Rückmeldungen bekommen und würden das immer wieder machen“, zieht die Geschäftsführerin ein Fazit. Kein Wunder. Denn in Hessen können alle Beschäftigten auch innerhalb einer Frist von drei Monaten zwischen der Fünf- und der Vier-Tage-Woche wechseln.

Modell ist besonders auf Intensivstationen beliebt

„Die Vier-Tage-Woche ist nicht für jeden geeignet. Aber diejenigen, die das neue Arbeitszeitmodell in Anspruch nehmen, profitieren davon stark. Etwa ein Fünftel der Pflegenden hat die Vier-Tage-Woche gewählt. Sie ist besonders auf unseren Intensivstationen beliebt. Dort ist mehr als die Hälfte des Pflegepersonals in der Vier-Tage-Woche und spiegelt uns zurück, dass die zusätzliche Erholungsphase von einem Tag enorm ins Gewicht fällt“, erklärt Dr. Hefty.

„Wir merken jetzt schon, dass Mitarbeitende – vor allem in der Pflege, die bisher 80 Prozent gearbeitet haben, weil sie einen zusätzlichen freien Tag benötigt haben – nun auf 100 Prozent aufgestockt haben“, führt Dr. Hefty die internen positiven Auswirkungen des neuen Dienstplanmodells aus. Aber auch von außen bekommen die Hochtaunus-Kliniken aufgrund der Vier-Tage-Woche Bewerbungen, „auch wenn wir nicht überrollt werden“. Bei der Berufsgruppe der Ärzte ist die Vier-Tage-Woche zudem ein tolles Instrument, um ungewollte Überstunden zu vermeiden, berichtet sie.

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Dr. Hefty weiß: Je kleiner das Team, desto schwieriger ist die Vier-Tage-Woche im Betriebsalltag umzusetzen. Bei ihnen an den Häusern war die Vier-Tage-Woche für die Chefarztsekretärinnen eine echte Herausforderung. „Wenn alle Chefarztsekretärinnen nur noch vier Tage in der Woche arbeiten, bleibt das Problem, wer das Sekretariat an Tag fünf betreut.“ Aber auch dieses vermeintliche Problem konnte schnell mit einer entsprechenden Vertretungsregelung gelöst werden.

Wer hat's erfunden? Die Bielefelder!

Was in Hessen für die ganze Belegschaft Schule gemacht hat, hat seinen eigentlichen Ursprung in Nordrhein-Westfalen. Das Klinikum Bielfeld in kommunaler Trägerschaft hat sich nach Corona als erstes Krankenhaus in Deutschland auf den Weg gemacht, 2023 die Vier-Tage-Woche einzuführen – zunächst auf zwei Stationen.

„Wir haben das Projekt ohne Risikomatrix gestartet und haben mit dem Betriebsrat und der Personalabteilung einen Masterplan zusammengestellt, wie es theoretisch funktionieren kann. Und dann sind wir auf die Stationen und haben Werbung gemacht, in der Hoffnung, dass sich eine Pilotstation findet“, erklärt Henrik van Gellekom, Pflegedienstleitung für die Standorte Klinikum Bielefeld-Mitte und Rosenhöhe und Vater der Idee. Seit mittlerweile über einem halben Jahr gibt es die Vier-Tage-Woche in Bielefeld im Regelbetrieb, die zwar mehr Personal benötigt, aber sich insgesamt rechnet. Das Klinikum hatte bereits Ende 2023 – trotz des Fachkraftmangels – 30 Festanstellungen mehr als im Vorjahr.

Eine davon ist Antonia Posniak, die extra aus dem Ruhrgebiet nach Bielefeld gezogen ist, weil sie für sich nur Vorteile in dem Dienstzeitmodell sieht. „Neun Stunden am Stück arbeiten, hört sich erst einmal viel an und man schaut mitunter manchmal schon auf die Uhr, je nachdem auch, wie anstrengend der Dienst ist“, gibt sie zu. „Dennoch schätze ich den Freizeitausgleich, der mir persönlich für meinen Alltag und mein Privatleben sehr viel bringt“, ergänzt die junge Pflegekraft. In die Fünf-Tage-Woche würde sie nicht zurückwechseln wollen.

Die Vier-Tage-Woche in der Pflege ist ein Gamechanger im Gesundheitswesen, der auch die Patientenversorgung verbessert.

Van Gellekom ist sich sicher: „Dieses Arbeitszeitmodell ist ein Gamechanger im Gesundheitswesen. Auf der Pilotstation waren alle, für die es möglich war, in der Vier-Tage-Woche“, führt der Pflegeexperte aus. Die Pilotphase, die eigentlich bis Ende Dezember 2023 gehen sollte, wurde aufgrund der guten Resonanz bereits frühzeitig beendet und in den Regelbetrieb überführt.

Zudem ist dem Pflegedienstleiter wichtig, mit dem Mythos aufzuräumen, dass das neue Arbeitszeitmodell 20 Prozent mehr Personal benötige. „Es sind in der Tat nur zehn Prozent mehr Personal, das Sie brauchen, da die Überlappungszeiten länger sind. Diese zehn Prozent können zu einem großen Teil durch Kollegen intern abgedeckt werden, die eingearbeitet sind und die im alten Arbeitszeitmodell nicht voll gearbeitet haben. Jetzt in der Vier-Tage-Woche arbeiten sie Vollzeit, haben dennoch ihren Tag frei und verdienen auch noch mehr.“ Seit Februar 2024 wurde das Modell auch für die Intensivstation am Standort Rosenhöhe übernommen und drei weitere Stationen sind mittlerweile auf die Vier-Tage-Woche umgestellt.

Positive Bilanz in NRW

Nicht nur in Bielefeld, auch am Klinikum Stadt Soest gibt es seit Sommer 2023 eine Vier-Tage-Woche. Die flexiblere Arbeitszeitgestaltung für die Pflege auf der Neurologischen Station ergibt sechs freie Tage mehr im Monat, was bei der Pflege sehr gut ankommt. „Mit diesem Arbeitszeitmodell wird die Anzahl freier Tage pro Monat annährend verdoppelt. Eine Vollzeitkraft hat somit oftmals elf bis zwölf Tage im Monat frei“, weiß Jonas Gramen, stellvertretender Stationsleiter in der Neurologie, zu berichten.

Doch nicht nur in der Pflege kommt die Vier-Tage-Woche gut an, auch bei den Patienten, denn für sie bleibt ebenfalls mehr Zeit für individuelle Zuwendung. „Alle Beteiligten, auch die Patienten, haben sofort den Effekt der neuen Vier-Tage-Woche gespürt. Mit diesem Modell können wir zudem individuelle Wünsche viel besser bei der Dienstplangestaltung berücksichtigen. Das sorgt für mehr Zufriedenheit im Team, mehr Professionalität, Ruhe und Gelassenheit“, berichtet Pflegedirektorin Nicole Juschkus.

Es verwundert daher kaum, dass auf der Teststation 30 Prozent weniger Krankheitstage anfielen und keine einzige Überstunde mehr. Ein Aspekt der Vier-Tage-Woche, der sich für alle Kliniken rechnet, isofern dadurch weniger Zeitarbeitskräfte beschäftigt werden müssen.

Auch die Angehörigen profitieren

Juschkus führt auch aus, dass sich die Kolleginnen und Kollegen in diesem merkbar stressreduzierteren Arbeitsumfeld deutlich wohler fühlen. „Von der guten Stimmung im Team, dem mehr an Zeit für die einzelnen Patienten sowie der optimierten Organisation profitieren am Ende auch die Angehörigen, für die in Gesprächen ebenfalls mehr Zeit bleibt“, komplettiert sie die Erfahrungen der Klinik aus dem vergangenen Jahr. Letztendlich gewinnen alle Parteien. „Auch wenn die tägliche Arbeitszeit bei dem Modell der Vier-Tage-Woche von sieben auf neun Stunden anwächst, fühlen sich diese nicht wie neun Stunden an“, erklärt Gramen, auf dessen Neurologie das Projekt im vergangenen August gestartet ist.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt hat sich zudem eingestellt. Gerade zum Schichtwechsel und in der Mittagszeit ist mehr Personal vor Ort. Dadurch werden Informationen zum Pflegestatus der einzelnen Patienten sehr viel genauer schriftlich dokumentiert, was Zeit bei den Übergaben am Schichtende einspart. „Durch die fast doppelt so starke Personalbesetzung in der Mittagszeit haben wir zudem mehr Zeit, um besser und effektiver planen und interdisziplinär arbeiten zu können“, führt die Pflegedirektorin weiter aus. Ein weiterer Vorteil des neuen Arbeitszeitmodells sei, dass Pflegekräfte beispielsweise immer an der ärztlichen Visite teilnehmen und sich direkt ein Bild der Patienten auf Station verschaffen können.

Vor- und Nachteile der Vier-Tage-Woche

Positive Aspekte

  • Lange Überlappungszeiten in der Mittagszeit. Da sehen sich beide Dienste 2,5 Stunden auf der Normalstation: Es steht mehr Zeit für Ausbildung, gemeinsame Visite, Übergabe am Bett zur Verfügung. Dienstgespräche können in diese Zeit gelegt werden, planbare Interventionen können in der Überlappungszeit gemacht werden.
  • Dokumentation, Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten werden besser.
  • Aufwendige pflegerische Versorgung in der Überlappungszeit mit zwei Diensten besser handelbar. Dadurch verbessert sich auch die Patientenversorgung.

Negative Aspekte

  • Längere Dienstzeiten (9 Stunden, statt bisher 7,5 Stunden), da muss man sich dran gewöhnen.
  • Veränderung des sozialen Lebens.
  • Auf den ersten Blick scheinbar weniger Urlaubstage (24 statt 30 Tage). Aber es bleiben sechs Wochen Urlaub im Jahr. Da ist Kommunikation wichtig!

Das Modell kam beim Pflegeteam der Neurologischen Klinik so gut an, dass jetzt ermittelt wird, ob die Vier-Tage-Woche in allen Pflegebereichen des Klinikums eingeführt werden kann. Juschkus ist sich wohl bewusst, dass nicht alle Mitarbeiter ohne Probleme in ein Neun-Stunden-Modell wechseln können. „Da müssen eventuell Kinder aus der Kita oder von der Schule abgeholt werden, oder andere familiäre oder private Verpflichtungen stehen dem entgegen. Aber auch dafür wird es individuelle Lösungen geben, ohne dass ein Team auf die vielen Vorteile der neuen Arbeitszeitgestaltung verzichten muss“, ist sich die Pflegeexpertin sicher.

Gramen und seine Kollegen der Teststation können sich nicht vorstellen, dass man zu den alten Arbeitszeitmodellen zurückkehrt. „Wir haben jetzt viel mehr Zeit für unsere Patienten, unsere Fachlichkeit und für uns – so einfach geht das“, erklärt der Pfleger.

Fürth: Erstes OP-Team in Vier-Tage-Woche

Nicht das erste Krankenhaus in Deutschland, aber das erste Krankenhaus, deren Funktionspersonal seit November 2023 die Wahl hat, liegt in Franken: Am Klinikum Fürth können sich OP- und Anästhesiepflege entscheiden, ob sie in der Vier- oder Fünf-Tage-Woche arbeiten wollen. Die sechsmonatige Testphase ist jetzt vorbei und das Fazit durchweg positiv, erklärt Prof. Christoph Raspé, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, gegenüber kma. „Wir sind jetzt in der Entfristung und werden die Vier-Tage-Woche weiterhin im OP fortführen“, resümiert der Chefarzt zufrieden.

Die Mitarbeiter hatten die Wahl, ob sie das neue Vier-Tage-Modell ausprobieren wollen oder bei der klassischen Fünf-Tage-Woche bleiben möchten. Bislang nutzen etwa 15 Prozent der Pflegekräfte im OP das neue Arbeitszeitmodell. Raspé legt jedoch Wert darauf, dass die Vier-Tage-Woche alle anderen Arbeitszeitmodelle ergänzt, wie Teilzeit oder „Kita“-Dienste mit verkürzten Arbeitszeiten, die in Fürth ebenfalls bereits im Angebot sind.

Vier-Tages-Dienstplanmodelle sprießen in den Kliniken – meist für die Pflege – wie Pilze aus dem Boden. „Im Operationssaal ist dieses Modell aber ein absolutes Novum. Wir sind hier in Fürth unserer Recherche nach deutschlandweit die erste Klinik, die dieses Arbeitszeitmodell im OP wagt“, erklärt der stellvertretende Ärztliche Direktor. Das mutet seltsam an, da dieses Dienstplankonzept gerade für den OP prädestiniert sei, sagt er.

Durch die im Rahmen des neuen Arbeitszeitmodells geplant längeren Arbeitszeiten an vier Tagen pro Woche können wir Belastungsspitzen und damit auch Überstunden reduzieren.

„Besonders in der werktäglichen Kernarbeitszeit von 7.00 Uhr bis 15:30 Uhr kommt es zu einer extrem hohen Arbeitsbelastung durch geplante OPs, ungeplante längere OP-Zeiten, zusätzliche Notfälle und andere dringende Eingriffe“, führt er aus. Ziel war es, diese Spitzen abzufangen. Die Rechnung ging voll auf, die Testphase hat gezeigt: Es gibt sogar einen Triple Win.

„Durch die im Rahmen des neuen Arbeitszeitmodells geplant längeren Arbeitszeiten an vier Tagen pro Woche können wir die Belastungsspitzen und damit auch Überstunden reduzieren, was für die Mitarbeiter gut ist. Die Anästhesie- und OP-Pflege hat mit diesem Modell statt drei freier Tage in zwei Wochen, nun sechs Tage frei. Das Haus per se profitiert ebenfalls davon, weil wir insgesamt länger am Tag operieren und damit die Erlöse steigern können. Und auch der Patient ist froh, weil sich die Wartezeiten für planbare Eingriffe reduzieren und er am Ende im OP eine Pflegekraft hat, die ausgeruht ist“, weiß Raspé zu berichten.

Ähnlich wie im Klinikum Soest konnte auch in Fürth fesgestellt werden: Durch den geringeren Personalwechsel und bessere Übergaben verbesserte sich zudem die gesamte Versorgungsqualität und auch die Patientensicherheit.

Vier-Tage-Woche nicht für alle interessant

Doch nicht überall wird die Vier-Tage-Woche so positiv angenommen wie in Soest, Fürth, Bielefeld oder Eisenberg. Am Krankenhaus Bethanien Moers ist das Projekt bereits in der Anfangsphase quasi wieder begraben worden. Hier wurde das Angebot von den Mitarbeitenden nur „in sehr geringem Maße“ angenommen. Auch wenn die Möglichkeit per se für die Vier-Tage-Woche weiterhin bestehe, seien es „nicht viele Personen, die den Wunsch zu einer Vier-Tage-Woche umsetzen“, erklärt eine Kliniksprecherin. Diejenigen, die dies wünschen, gehen direkt auf ihre Vorgesetzten zu und suchen individuell nach einer Lösung, heißt es aus dem Klinikum in der Nähe von Duisburg.

Sicherlich ist eine Vier-Tage-Woche nicht für alle Mitarbeitenden interessant oder relevant. Vor allem Jüngere nehmen das Angebot aber gerne an. Den allgemeinen Denkanstoß in Richtung Flexibilisierung der Arbeitszeit begrüßen Betriebsräte und auch Pflegekammern.

„Es ist unglaublich wichtig, neue Wege zu gehen und flexiblere Dienstzeitmodelle auszuprobieren – auch um langfristig dem Fachkraftmangel entgegenzuwirken“, ist sich Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, sicher. Auch wenn sie die Vorteile des Modells sieht, gibt Postel zu bedenken, dass der Begriff Vier-Tage-Woche „unlauter“ sei, da es in den wenigsten Fällen ein Zeitgeschenk an die Mitarbeiter ist. Oft werde lediglich eine Umstrukturierung der Arbeitszeit vorgenommen.

Fazit

Die Vier-Tage-Woche kann deutlich positive Effekte sowohl auf die Mitarbeiterzufriedenheit als auch auf die Patientenversorgung haben. Gleichzeitig können sich auch finanzielle Vorteile für die Kliniken ergeben. Doch dieses Modell ist nur eine von vielen Möglichkeiten, Arbeitszeiten flexibler und attraktiver zu gestalten. Daneben bieten einige Kliniken in Deutschland noch weitere interessante Ansätze an.

So hat die Sophienklinik in Hannover ein konkurrenzloses Bonusprogramm eingeführt, bei dem die Mitarbeiter 45 Tage Urlaub im Jahr erhalten. Am Klinikum Westfalen hingegen gibt es das Modell „FerienFreiZeit“, in dem 64 freie Tage bei einem geringen Lohnverzicht garantiert werden.

Egal wie es sich im Detail dann gestaltet, eines ist klar: Krankenhäuser müssen auf dem derzeitigen Arbeitnehmer-Markt immer neue Wege beschreiten, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen und diese an ihr Haus zu binden.

Was es sonst noch gibt: Probate Arbeitszeitmodelle im Einsatz

Die Vier-Tage Woche ist nur eins der vielen Mittel im Kampf um Fachkräfte.

Die Sophienklinik in Hannover hat ein bislang konkurrenzloses Angebot: Im Rahmen des neuen Klinik-Bonusprogramms bekommen alle Mitarbeiter in der Fünf-Tage-Woche (außer Praktikanten, FSJ-ler, Azubis und Studierende) 45 Tage Urlaub im Jahr: 30 reguläre Urlaubstage und 15 zusätzliche freie Tage. Refinanziert wird der Mehrurlaub durch die Einsparung bei Ausgaben für Zeitarbeit, erklärt ein Kliniksprecher. Damit will das Krankenhaus nicht nur der bestehenden Belegschaft Entlastung verschaffen, sondern auch neue Fachkräfte anlocken, heißt es von der Krankenhausleitung. Diese Regelung gilt seit dem 1. Januar 2024, zunächst für zwei Jahre.

Am Klinikum Westfalen gibt es sogar 64 freie Tage im Rahmen des Arbeitszeitmodells „FerienFreiZeit“, wenn man im Gegenzug auf 13 Prozent des Lohns verzichtet. Wer es nutzt, bekommt für den Lohnverzicht garantiert alle Ferientage in NRW frei – inklusive der Brückentage. Es werde keine Anrufe und keine Bitten zum Einspringen geben, betont Kliniksprecherin Susanne Janecke. Dieses Modell, das auf Initiative des Pflegedirektors Klaus Böckmann zurückgeht, ist vor allem als Erleichterung für Eltern gedacht. Bislang nutzen 27 Mitarbeitende das Angebot, das zum 1. Januar 2024 an den Start gegangen ist.

„Wir rechnen damit, dass wir im kommenden Jahr durch die positiven Erfahrungen und den entsprechenden zeitlichen Vorlauf noch deutlich mehr Bewerbungen haben werden“, erklärt Janecke. Bereits jetzt habe sich das Modell im Klinikalltag bestens bewährt. Die Dienstplanung klappe super und es gebe auch keine Differenzen, „schließlich möchten viele Mitarbeitende, die keine Kinder haben, gerade nicht in den Ferienzeiten Urlaub nehmen“.

Weniger Stress

Die Resonanz derer, die die FerienFreiZeit nutzen, ist durchweg positiv. Nahezu alle schätzen die Planungssicherheit und die Zeit mit ihrer Familie. „Ich habe weniger psychischen Stress, weil die Frage, wer wann zuhause bleibt, wegfällt. Und mein Sohn freut sich und sagt: Wenn ich frei habe, hat Mama auch frei“, erklärt eine Pflegekraft, die das Angebot in Anspruch nimmt. Eine andere, alleinerziehende Pflegekraft ist sogar allein deshalb ans Klinikum Westfalen gewechselt, eine weitere überlegt, ihre Wochenstundenzahl generell aufzustocken.

Nebenbei bietet das Klinikum Westfalen noch weitere attraktive Arbeitszeitmodelle an wie zum Beispiel „1/2 ganzes Jahr“. Mitarbeiter können so ein halbes Jahr lang die Hälfte ihres Gehaltes einsparen (Arbeitsphase) und werden dann das zweite Halbjahr von ihrer Tätigkeit in vollem Umfang freigestellt. In dieser Freizeitphase erhalten sie dann die angesparte Hälfte ihres Gehalts weiter. Das Gleiche gilt für das Model „1/4 ganzes Jahr“, bei dem die Mitarbeiter ein Dreivierteljahr lang ein Viertel ihres Gehalts ansparen. Hier werden sie dann drei Monate freigestellt und bekommen weiter die angesparten Teile des Gehalts ausbezahlt.

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