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Matthias Bracht zum KHSG"Wer Hygiene richtig macht, muss viel mehr investieren"

Mit Blick auf Hygienefragen ist das KHSG "leider noch nicht zu Ende gedacht", kritisiert Matthias Bracht im Interview mit kma. Den Aufwand, den die Kliniken heute schon haben und den sie künftig erwarten müssten, bilde das Gesetz nicht ab, warnt der Geschäftsführer des Klinikums Region Hannover (KRH).

Der Hygienediskussion wird sich Matthias Bracht ausführlich während des Gesundheitskongresses des Westens widmen. Bei der Veranstaltung, die am 7. und 8. März 2017 in Köln stattfindet, referiert er zu dem Thema "Das KHGS scharfgestellt". Einige Fragen hat er kma bereits im Vorfeld beantwortet.

Herr Bracht, wie schätzen Sie die Vorgaben ein, die das KHSG zum Thema Hygiene macht?
Im Grunde steht im KHSG, Krankenhäuser sollen Fachleute anstellen, die in Sachen Hygiene beraten und die Prozesse überwachen. Das ist alles gut und notwendig, aber es reicht bei weitem nicht.

Warum?
Weil wir die Entwicklung vollkommen außer Acht lassen. Wir haben heute viel mehr gefährliche Keime, die auf gängige Antibiotika nicht ansprechen und sich stark verbreiten und zwar überall. Die Keime kommen nicht aus dem Krankenhaus, sondern ins Krankenhaus. Natürlich besteht hier ein Infektionsrisiko, dem wir besonders begegnen müssen, weil unsere Patienten häufig immungeschwächt sind. Das Problem ist aber, dass die Keimkonzentration in der Bevölkerung zunimmt.

Was wären sinnvolle Konsequenzen?
Wir wissen, dass sich etwas in der Patientenstruktur verändert, aber wir reagieren eher formal-theoretisch. Natürlich brauche ich den Hygiene-Fachmann, aber zusätzlich benötige ich aufwendigere Prozesse und andere bauliche Strukturen. Das ist ein enormer Mehraufwand, den Krankenhäuser heute schon leisten müssen, der aber in diesem Programm überhaupt nicht abgebildet wird. Die Prozesse werden sich weiter massiv ändern müssen in den nächsten Jahren, weil wir uns mit Isolierung und anderen Sicherheitsmaßnahmen viel stärker auf die Keimsituation einstellen müssen. Das findet sich noch nicht wieder in der Rahmengestaltung.

Da steht, wir brauchen mehr Hygieniker ...
Genau, der erklärt mir die Theorie, und das ist auch notwendig, aber das reicht nicht, wenn ich die Empfehlungen in der Praxis nicht umsetzen kann, weil ich das zusätzliche Personal, die Schleusen und die Strukturen nicht habe. Wir haben jetzt schon Patientengruppen, die wir testen, wenn sie zur Tür reinkommen. Bis Testergebnisse da sind, dauert das aber ein paar Stunden oder einen Tag. Im Grunde müsste ich alle Patienten einen Tag lang isolieren, bis ich es genau weiß. Das geht aber mit den heutigen Strukturen nicht immer. Da sehe ich das große Problem in der Hygienediskussion. Den Aufwand, den wir heute schon haben und den wir für die Zukunft erwarten müssen, um das umzusetzen, was der Hygieniker empfiehlt, sehe ich nicht abgebildet. Das ist leider noch nicht zu Ende gedacht.

Matthias Bracht wird am Mittwoch, 8. März 2017, Referent auf dem Gesundheitskongress des Westens sein. Das gesamte Kongressprogramm finden Sie hier.

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