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Berliner Initiative RosiLebensfrohe Räume auf der Chemotherapie-Ambulanz der Charité

Von steriler Klinikatmosphäre zu lebensfrohen Räumlichkeiten: Im November weihte die Charité neue Therapieräume auf der Chemotherapie-Ambulanz ein. Das Konzept berücksichtigt die Bedürfnisse der Patienten und tut auch den Mitarbeitern gut.

Initivative Rosi
Tina Müller und Prof. Dr. Jalid Sehouli präsentieren den Entwurf für das neue Raumkonzept der Chemotherapie-Ambulanz.

„Das sieht aus wie ein Wohnzimmer“ – diesen Satz hat Prof. Dr. Jalid Sehouli schon öfter gehört, wenn es um die neue Chemotherapie-Ambulanz an der Frauenklinik der Charité geht. Warme Farben, freundliches Licht, bequeme Behandlungsstühle, ein leiser Geräuschpegel und ausreichend Platz für Privatsphäre zeichnen diesen Ort nun aus. Das war nicht immer so.

„Für mich hatte es vor dem Umbau sowas wie eine Flughafen-Atmosphäre: Laut, hektisch und nur mit Glück landet man mit seiner Chemo nicht im Flur auf dem Klappsitz“, beschreibt eine Patientin ihre Eindrücke. Der Satz ist auf der Facebook-Seite der Initiative Rosi zu finden. Gegründet wurde die Initiative von Jalid Sehouli und Tina Müller. Die Berliner Kommunikationsdesignerin hatte ihre krebskranke Mutter – die Initiative wurde nach ihr benannt – selbst zu Therapiesitzungen begleitet und erlebt, dass inmitten der Betriebsamkeit auf der Station und in steriler Klinikatmosphäre kaum die Angst vor der Krankheit genommen werden kann. Das wollte Tina Müller ändern.

Vor acht Jahren kam sie deshalb ins Büro des Direktors der Klinik für Gynäkologie am Campus Virchow-Klinikum, Jalid Sehouli. Sie fragte, ob man in die Räume nicht mehr Lebensfreude einziehen lassen könne, erinnert er sich. In den folgenden Jahren erarbeiteten sie ein Konzept, das die Bedürfnisse der Patientinnen berücksichtigt und gleichzeitig mit den räumlichen Gegebenheiten der Klinik vereinbar ist. Der Wunsch nach Veränderung kam an.

Wie bei den Bremer Stadtmusikanten

„Es war ein bisschen wie bei den Bremer Stadtmusikanten“, sagt Sehouli. Zuerst sei eine einzelne Person mit einer Idee vorangegangen und immer mehr hätten sich dem Projekt dann angeschlossen, „weil sie davon überzeugt waren und sich als Team gefunden haben“. 2019 und 2020 wurden in zwei Spendenaktionen der Initiative Rosi gut 200 000 Euro gesammelt, die Charité finanzierte ebenfalls das Vorhaben, so dass der Umbau im Februar vergangenen Jahres starten konnte – im laufenden Betrieb. Nicht nur für Patientinnen, auch für das Klinikpersonal war die Situation durch den damit verbundenen Platzmangel und Lärm belastend.

Am Ende zahlte es sich aber aus. Die Therapieräume wurden im November eingeweiht, die Zufriedenheit über die neue Chemotherapie-Ambulanz ist bei Patientinnen wie auch Mitarberinnen und Mitarbeitern hoch. Doch das Spendensammeln geht weiter. Gut 70 000 Euro fehlen noch, um das inhaltliche Angebot für krebskranke Frauen – dieses besteht aktuell unter anderem aus Yogakursen oder Informationsveranstaltungen – auszubauen.

Jalid Sehouli und sein Team sind sehr stolz auf die Chemotherapie-Ambulanz, die Presse berichtete sogar in Frankreich und Spanien. Dass die Initiative Rosi mit viel bürgerschaftlichem Engagement zum Erfolg geführt hat, ist für Sehouli nur folgerichtig: „Teilhabe und partizipatorische Entscheidungsprozesse halte ich für extrem wichtig, das sollten Gesundheitseinrichtungen öfter ermöglichen und Strukturen dafür bereitstellen. So können wir alle einen Beitrag leisten und die Welt verändern.“

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