
Krebs, Autoimmunerkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen – sie alle könnten durch Gen- und Zelltherapien (Advanced Therapy Medicinal Products, ATMPs) neue, gezieltere Behandlungsperspektiven erhalten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht in gezielten Gentherapien, individuellen Krebsimpfungen und neuartigen Antikörper-Wirkstoff-Kombinationen in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz gar eine neue Ära in der Medizin angebrochen.
Mit dem von der Universitätsmedizin Berlin und der Bayer AG geplanten Berlin Center for Gene and Cell Therapies sollen Ergebnisse aus der Grundlagenforschung schneller zu Patientinnen und Patienten gebracht werden. Der Baubeginn des Zentrums ist für 2025 geplant. Laut Stefan Oelrich, Mitglied im Vorstand der Bayer AG und Leiter der Division Pharmaceuticals, sei die geplante enge räumliche Verbindung von Forschung und Produktion in Deutschland einmalig.
Hier finden Wissenschaft und Wirtschaft zusammen und tragen dazu bei, wissenschaftliche Erkenntnisse durch Ausgründungen und Start-ups schneller in die Anwendung zu bringen.
Kreativer und interaktiver Hub für Biotech-Innovationen
Am Translationszentrum für Gen- und Zelltherapie finden Wissenschaft und Wirtschaft an einem Ort zusammen, der Ideen Wirklichkeit werden lässt, so Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Sie ist sich sicher, dass es dazu beitragen wird, wissenschaftliche Erkenntnisse durch Ausgründungen und Start-ups schneller in die klinische Entwicklung und damit auch in die Anwendung zu bringen. Dazu ist ein sogenannter Inkubator mit voll ausgestatteten Laborflächen sowie ein nach den Standards der guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) zertifizierter Produktionsbereich geplant, heißt es von der Charité.
Dieser „Brutkasten für innovative Ideen“ begleitet die Start-ups auf dem Weg der Gründung und bei der Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells. Dazu gehören unter anderem die Beratung zu regulatorischen Auflagen, klinischen Studien, Patentrechten und Business Development. Für den Betrieb gründen Bayer und die Charité eine gemeinschaftliche öffentlich-private, nicht gewinnorientierte Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die Charité wird 67 Prozent, Bayer 33 Prozent der Geschäftsanteile besitzen.
Forschung, Entwicklung und Herstellung von Gen- und Zelltherapien werden am Berlin Center for Gene and Cell Therapies damit vereint. Die Vielzahl an Einrichtungen der Biomedizin und der Gesundheitswirtschaft in der Hauptstadt sollen das Translationszentrum zu einem kreativen und interaktiven Hub für Biotech-Innovationen im Bereich neuartiger Therapien machen. Fördergelder erhält das Vorhaben sowohl vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – rund 80 Millionen Euro – als auch vom Land Berlin.
Die im Berlin Center for Gene and Cell Therapies geplante enge räumliche Verbindung von Forschung und Produktion ist in Deutschland bislang einmalig.
Der regierende Bürgermeister Berlins, Kai Wegner, sieht im neuen Translationszentrum ein Leuchtturmprojekt mit viel Potenzial. „Die Zusammenarbeit von Charité und Bayer auf einem der innovativsten Gebiete der Medizin ist ein klares Signal, dass wir Berlin und Deutschland gemeinsam zum Vorreiter auf diesem Gebiet machen können. Unser gemeinsames Ziel ist, mehr Patienten mit den modernsten Therapien zu helfen, dort, wo die Medizin heute noch an ihre Grenzen stößt.“
Bündelung am Bayer-Campus am Nordhafen
Das Berlin Center for Gene and Cell Therapies wird von dem auf Laborimmobilien spezialisierten Projektentwickler iQ spaces auf dem Berliner Bayer-Campus am Nordhafen entwickelt. Das zehnstöckige Gebäude gliedert sich auf 18 000 Quadratmetern in einen Inkubator mit voll ausgestatteten Labor- und Büroflächen und Platz für 15 bis 20 Start-ups in unterschiedlichen Entwicklungsphasen sowie eine GMP-zertifizierte Herstellungsstätte für die Entwicklung von Zell- und Gentherapeutika bis zur klinischen Phase II.





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