
Das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac kann nach Einschätzung seines Miteigentümers Dietmar Hopp möglicherweise bereits im Herbst einen Impfstoff liefern. „Bei positivem Verlauf könnten wir ungefähr im Frühsommer mit klinischen Tests beginnen“, sagte der SAP-Gründer und Mäzen des Fußball-Bundesligisten Hoffenheim der „Bild“-Zeitung. Weil der Druck enorm hoch sei, sollte es mit der Genehmigung durch die Behörden schneller gehen als in anderen Fällen. „Wir wären also in der Lage, den Impfstoff im Herbst zu liefern“, sagte Hopp.
Kein Exklusivvertrag mit den USA
Am Wochenende hatte es Berichte gegeben, wonach die USA exklusiv die Rechte an einem Impfstoff gegen das Coronavirus von CureVac erwerben wollten. Die Firmenspitze hatte aber gesagt, ein Exklusivvertrag etwa mit den USA für einen Corona-Impfstoff komme für CureVac nicht infrage. Seit Januar forscht das Pharmaunternehmen an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Die EU will die Firma bei der Entwicklung mit bis zu 80 Millionen Euro unterstützen. Hopp fügte in dem Interview hinzu, ein Impfstoff könne vorbeugend die Gesunden schützen. „Wenn zum Beispiel die Corona-Pandemie im nächsten Winter wieder verstärkt auftreten sollte, was einige Experten befürchten.“ Kranke könnten damit natürlich nicht geheilt werden.
Seine vor rund 14 Jahren getätigten Investitionen in die Firma begründete Hopp damit, er sei davon fasziniert, dass der Mensch seine Krankheiten mit körpereigenen Mitteln bekämpfen könne, ohne Chemie. Das Coronavirus sei dabei ein sehr aktuelles Thema. „Die CureVac-Forscher beschäftigen sich allerdings auch schon lange damit, haben mit Erfolg einen Impfstoff gegen Tollwut entwickelt und diese Erfahrung sollte nützlich sein für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs.“
Bundesforschungsministerin Karliczek mahnt zur Geduld
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs zur Geduld gemahnt. „Überall arbeiten die Forscherinnen und Forscher mit allem Hochdruck daran. Wir sind mit ihnen in einem engen Austausch, aber die Entwicklung braucht ihre Zeit“, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“. Es gebe bei der Entwicklung von Medikamenten hohe Sicherheitsstandards. „Soweit wir es verantworten können, beschleunigen wir die Verfahren.“ Das Robert Koch-Institut rechnet derzeit mit einem Impfstoff frühestens nächsten Frühling.
Tübinger Institut für Tropenmedizin will Medikament Chloroquin testen
Das Tübinger Institut für Tropenmedizin will das Medikament Chloroquin im Kampf gegen Corona-Erkrankungen testen. Wie Institutsdirektor Peter Kremsner am Mittwoch mitteilte, soll in der kommenden Woche mit einer Studie an Menschen begonnen werden. Zuvor hatte der SWR berichtet. Laut Kremsner ist Chloroquin schon sehr lange als Mittel gegen Malaria auf dem Markt. Es wirke aber auch gegen viele Viren - auch gegen Sars-CoV-2, wie zumindest Versuche im Reagenzglas zeigten.
In China und Italien sind Kremsner zufolge sehr viele Covid-19-Patienten mit Chloroquin behandelt worden. Unklar sei aber, ob mit Erfolg, da die Erkrankten Chloroquin teils in sehr hoher Dosierung und gemeinsam mit vielen weiteren Medikamente bekommen hätten. „Es kann auch sein, dass es nicht wirkt oder sogar schadet“, sagte Kremsner. Die Tübinger Tropenmediziner wollen mit Chloroquin eine moderat an Covid-19 erkrankte Testgruppe behandeln und einer Kontrollgruppe Placebos verabreichen. Der Antrag für die Studie sollte am Mittwoch bei der Tübinger Ethikkommission eingereicht werden. Medikamente sind immer nur für bestimmte Krankheiten zugelassen, zuständig dafür ist das Bonner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm). Ärzte können sie nur in Ausnahmefällen davon abweichend in Heilversuchen an einzelne Patienten geben.





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