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JahresbilanzDeutsche Medizintechnik-Industrie verzeichnet Umsatzplus von 2,5 Prozent

Die deutsche Medizintechnik-Industrie zieht für das vergangene Jahr eine positive Bilanz, bleibt aber hinter den Erwartungen des Industrieverbandes Spectaris zurück: 2017 erzielten die deutschen Unternehmen einen Umsatz von 29,9 Milliarden Euro. 

Unterlagen mit Taschenrechner und Stift
Foto: Pixabay
Taschenrechner, Controlling

Das entspricht einem Zuwachs von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei der Zahl der Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigen (1.310 / +4,1 Prozent) und der Anzahl der Mitarbeiter (137 857 / +3,9 Prozent) zeigen die jetzt vorliegenden Daten des Jahresberichts des Statistischen Bundesamtes einen Anstieg. Für das laufende Jahr 2018 rechnet Spectaris mit einem Zuwachs von vier Prozent.

„Medizintechnik bleibt ein wichtiger Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, auch wenn die Entwicklung nicht alle Erwartungen erfüllt hat“, stellt Spectaris-Geschäftsführer Jörg Mayer klar. „Der Hightech-Charakter der meisten Anwendungen verschafft unseren Herstellern Wettbewerbsvorteile, die erfreulicherweise in ein Bekenntnis zu noch mehr Beschäftigung in Deutschland münden.“

China macht es der deutschen Produktion schwer, Trumps Ansatz führt zu Verunsicherungen

Auffällig ist jedoch eine Abschwächung der Ausfuhren in die USA, nach China, Frankreich, Italien und nach Großbritannien. Die Gründe sind hierfür unterschiedlich. So macht es China mit neuen Zulassungs- und Registrierungsanforderungen sowie Absatzregulierungen den deutschen Unternehmen schwer.

In den USA haben Gerüchte über die Abschaffung von Obamacare und der Ansatz „America First“ von US-Präsident Trump zu einer Verunsicherung geführt, die zur vergleichsweise schwachen Nachfrageentwicklung beigetragen hat. Und der Brexit wirft beim Geschäft mit dem Vereinigten Königreich seinen Schatten voraus.

„Umsatzwachstum wird an Dynamik verlieren"

 „Mit Blick auf die kommenden Jahre erwarten wir, dass das Umsatzwachstum auf dem europäischen Markt durch die neue Medizinprodukteverordnung an Dynamik verlieren wird“, prognostiziert der Vorsitzende des Spectaris-Fachverbandes Medizintechnik, Dr. Martin Leonhard. Vor einem Jahr trat die neue Verordnung in Kraft, doch noch immer sind viele Fragen zur praktischen Umsetzung offen, die Probleme der Unternehmen angesichts der steigenden Bürokratie nicht gelöst.

Die Medizinprodukteindustrie in Deutschland befürchtet einen enormen Engpass bei den Benannten Stellen wie z.B. Dekra oder TÜV Süd. Diese sind zum Bewerten bestimmter Produkte zwingend notwendig, bevor die Hersteller sie in Verkehr bringen können.

Stärkung von eHealth soll zu Wachstumsimpulsen führen

„Sollte sich die Lage in den nächsten Jahren weiter zuspitzen, werden Hersteller ihre Produkte nicht mehr vermarkten können, wirtschaftliche Einbußen hinnehmen oder unter Umständen sogar ihre Geschäftstätigkeit einstellen müssen.Dies hätte zur Folge, dass Arbeitsplätze verschwinden, Innovationen nicht mehr in den Markt gelangen und Produkte nicht beim Patienten ankommen, in vielen Punkten das Gegenteil dessen, was die Intention des Gesetzgebers war“, so Dr. Leonhard.

Ein Gegengewicht zu dieser Entwicklung kann das Potenzial der Digitalisierung für neue Geschäftsmodelle sein. Der Industrieverband Spectaris erwartet daher von den im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zur Stärkung von eHealth wieder Wachstumsimpulse. „Die Gesundheitswirtschaft befindet sich in einem rasanten Prozess des Wandels, die Digitalisierung berührt bereits alle Bereiche der Versorgung“, betont Jörg Mayer.

So zeigt sich unter anderem auf der Medica, der Weltleitmesse der Medizinbranche, dass deutsche Hersteller technologisch schon heute mehr liefern könnten, als es die engen Rahmenbedingungen zulassen. Dies wird bei der Neuauflage der Messe im November 2018 nicht anders sein. Die Politik sollte daher schnell die geeigneten Voraussetzungen schaffen.

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