
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat in Berlin eine umfassende Studie vorgestellt, die die Verwundbarkeit deutscher Krankenhäuser offenlegt und dringenden politischen Handlungsbedarf formuliert. Angesichts der veränderten Sicherheitslage in Europa fordert die DKG massive Investitionen, um die Resilienz der Kliniken gegenüber militärischen und zivilen Krisenszenarien zu stärken.
Begriffe wie „Kriegstauglichkeit“ und „Resilienzstärkung“ sind laut DKG-Vorstand Dr. Gerald Gaß keine theoretischen Konstrukte mehr, sondern Teil einer notwendigen sicherheitspolitischen Realität. Die Studie, erstellt vom Institute for Health Care Business (hcb) und dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI), analysiert drei zentrale Bedrohungsszenarien: Cyberangriffe und Sabotage, den Bündnisfall mit Versorgung verletzter Soldaten sowie den Verteidigungsfall im Falle eines direkten Angriffs auf Deutschland.
Investitionsbedarf in Milliardenhöhe
Die Ergebnisse sind alarmierend: Allein für die Absicherung gegen Cyberangriffe und Sabotage beziffert die Studie den Investitionsbedarf auf rund 2,7 Milliarden Euro. Im Bündnisfall wären 4,9 Milliarden Euro nötig, im Verteidigungsfall sogar bis zu 15 Milliarden Euro. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten für bauliche, technische und personelle Maßnahmen.
„Unsere Analysen zeigen, dass deutsche Krankenhäuser in ihrer derzeitigen Struktur nur eingeschränkt krisen- und verteidigungsfähig sind“, sagt DKI-Vorstand Dr. Karl Blum. Besonders in den Bereichen Personal, Cybersicherheit, physische Sicherheit, Lagerhaltung medizinischer Vorräte und Vorbereitung auf CBRN-Bedrohungen (chemisch, biologisch, radiologisch, nuklear) bestehen laut Blum gravierende Defizite.
Kurzfristige Maßnahmen und langfristige Visionen
Kurzfristig müsse vor allem die IT- und Kommunikationssicherheit verbessert und der Objektschutz durch Sicherheitsdienste ausgebaut werden. Auch die personelle Resilienz sei essenziell – etwa durch gezielte Fortbildungen für chirurgisches und traumatologisches Personal.
Langfristig denkt die DKG auch an bauliche Konzepte wie unterirdische Operationsbereiche, wie sie etwa in Finnland bereits Realität sind. „Diese Maßnahmen brauchen Zeit, aber wir müssen jetzt starten“, fordert hcb-Geschäftsführer Prof. Boris Augurzky. Er plädiert für eine Beschleunigung der Bauprozesse nach dem Vorbild des LNG-Beschleunigungsgesetzes.
Resilienz als Teil der Krankenhausreform
Für DKG-Chef Gaß steht fest: Resilienz und Sicherheit müssen integraler Bestandteil der laufenden Krankenhausreform in allen Bundesländern werden. Die aktuellen Sparmaßnahmen und Fehlanreize stünden im Widerspruch zur sicherheitspolitischen Notwendigkeit. „Wir brauchen endlich einen gesamtgesellschaftlichen und finanziell hinterlegten Plan zur Stärkung der Krankenhausresilienz. Das unkontrollierte Krankenhaussterben darf nicht weiter befördert werden“, so Gaß.








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