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ACT-KursNotfallchirurgische Manöver im Stresstest

Unfallchirurgen haben erstmals an der Universitätsmedizin Rostock in einem Notfallkurs die Versorgung von Schuss- und Explosionsverletzungen unter Extrembedingungen trainiert. Dabei werden die Teilnehmer bewusst an ihre Belastungsgrenzen geführt.

ACT-Kurs an der Universitätsmedizin Rostock
Universitätsmedizin Rostock
Bei einem Notfallkurs konnten Besucherinnen und Besucher, darunter auch Staatssekretärin Sylvia Grimm, im Großtier-OP, den übenden Ärzten über die Schulter schauen.

Mit einem neuen Spezialkurs zur Versorgung schwerstverletzter Patientinnen und Patienten hat die Universitätsmedizin Rostock ihre Notfalltrainingsstrategie erweitert. Der international anerkannte „Acute Care in Trauma“ (ACT)-Kurs fand vom 11. bis 13. September erstmals in Rostock statt und wurde in enger Kooperation mit der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) durchgeführt.

Zielgruppe des Kurses waren erfahrene Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen, die in Extremsituationen komplexe Verletzungsmuster – wie Schusswunden und Explosionsverletzungen – versorgen müssen. Die praxisnahe Schulung umfasste mehrere Phasen – von chirurgischen Übungen an Körperspenden bis hin zu einem Live-Tissue-Training an einem narkotisierten Tiermodell. Die Teilnehmenden wurden dabei mit realitätsnahen Szenarien konfrontiert, die von isolierten Verletzungen bis zu komplexen Mehrfachtraumata reichten.

Wir brauchen diese Form der Ausbildung, weil wir sie weder im OP noch auf Station abbilden können.

„Wir brauchen diese Form der Ausbildung, weil wir sie weder im OP noch auf Station abbilden können“, betonte Prof. Dr. Sven Märdian, Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. Ein zentrales Element des Kurses war das Berliner Notfallsieb – ein Triage-Werkzeug, das unter Mitwirkung von Märdian nach dem Anschlag am Breitscheidplatz entwickelt wurde und eine schnelle Priorisierung von Verletzten ermöglicht.

Besuch von Staatssekretärin Sylvia Grimm

Auch das Gesundheitsministerium war bei der Übung vertreten: Staatssekretärin Sylvia Grimm würdigte das Engagement der Fachkräfte vor Ort. „Die Universitätsmedizin Rostock zeigt mit diesem Kurs eindrucksvoll, wie eine praxisnahe Vorbereitung auf mögliche Notfälle und Katastrophensituationen gelingen kann“, sagte Grimm. „Regelmäßige Trainings sind unverzichtbar, damit im Krisenfall jeder Handgriff sitzt.“

Regelmäßige Trainings sind unverzichtbar, damit im Krisenfall jeder Handgriff sitzt.

Die Durchführung des Kurses wurde durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Institut für Anatomie unter Prof. Dr. Dr. Markus Kipp und dem Institut für Rechtsmedizin unter Prof. Dr. Andreas Büttner ermöglicht. Beide Einrichtungen stellten zentrale Ressourcen für die Übungen bereit.

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Ziel: Belastungsrenzen bewusst testen

Prof. Dr. Brigitte Vollmar, Direktorin des Rudolf-Zenker-Instituts für Experimentelle Chirurgie, hob die Belastungsgrenzen hervor, an die die Teilnehmenden bewusst geführt wurden: „Die Versorgung schwer verletzter Patientinnen und Patienten erfordert nicht nur medizinisches Können, sondern auch eingespielte Abläufe im Team.“

Der ACT-Kurs ergänzt die bereits etablierten Trainingsformate der Universitätsmedizin Rostock. Im April wurde ein Massenanfall von Verletzten simuliert,im August folgte eine gemeinsame Übung mit der Deutschen Marine zur Versorgung verwundeter Soldaten. Mit dem ACT-Kurs wurde nun gezielt die operative Kompetenz unter maximaler Belastung gestärkt.

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