
Immer mehr Kliniken rutschen in die roten Zahlen. Wie eine Auswertung des 15. Bayerischen Krankenhaustrends (BKT) ergeben hat, waren im Jahr 2022 sechs von zehn Krankenhäusern in Bayern defizitär, 2023 bereits sieben von zehn. Tendenz: steigend. Für das laufende Jahr erwarten die Krankenhausverantwortlichen, dass acht von zehn Kliniken in der Verlustzone landen werden.
Inflationslücke muss gelöst werden
Der aktuelle Krankenhaustrend unter dem Titel „Klarheit schaffen. Schaden begrenzen. Strukturwandel gestalten. Menschen mitnehmen.“ wurde am Donnerstag von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) vorgestellt. Sie pocht darauf, dass sich Bund und Länder auf eine gemeinsame Gesetzesgrundlage für die Krankenhausreform einigen, um Planungssicherheit für die Krankenhäuser zu schaffen. Für einen guten Strukturwandel müsse weiterhin eine faire Finanzierungsgrundlage her. Dazu forderte BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen: „Die Inflationslücke von vier Prozent je Behandlungsfall ist jetzt zu lösen, wie es der Bundesrat gefordert hat, um den Strukturwandel aus Sicht der Patientinnen und Patienten gut gestalten zu können.“
Wir verlieren Zeit, die wir nicht mehr haben.
Die BKG bedauerte, dass der Bund jetzt zunächst nur einen Rahmen der Reform im Alleingang durchsetzen will. Erst 2025 sollen Struktur- und Personalvorgaben für Leistungsgruppen gemeinsam mit den Ländern mittels einer Rechtsverordnung geregelt werden. Zu spät, meint Landrätin Tamara Bischof, 1. Vorsitzende der BKG: „Damit verlieren wir wertvolle Zeit und Klarheit, wohin die Reise genau gehen soll. Zeit, die wir aber nicht mehr haben.“ Aktuell würden die immensen Defizite und große Sorgen der Krankenhäuser in Bayern im Fokus stehen.
Es ist ein Skandal, dass Insolvenzen bei der Umsetzung der derzeitigen Krankenhausreform offenbar ganz bewusst eingeplant sind.
Im Hinblick auf die zu erwartenden Insolvenzen für das kommende Jahr sagte sie: „Es ist ein Skandal, dass Insolvenzen bei der Umsetzung der derzeitigen Krankenhausreform offenbar ganz bewusst eingeplant sind.“ Der Anteil der Kliniken mit Betriebskostendefiziten wurde in der Prognose der letztjährigen Umfrage sogar noch höher als erwartet. „Die Nachbesserungen beim Hilfsfonds des Bundes und die zusätzliche Unterstützung des Freistaates hat das Schlimmste kurzfristig verhindert, doch jetzt stehen wir wieder leer da, weil diese Hilfen auslaufen und eine Gesetzesreform mit einer fairen Anpassung der Erlöse weiter auf sich warten lässt“, betonte Landrätin Bischof.
Schwere Bürde: Betriebskosten und Bürokratie
Wie dramatisch die Situation ist, macht die BKG deutlich: „Wie bei einem Deich durch ständiges Hochwasser irgendwann ein Bruch droht, ist jetzt ohne Lösung der finanziellen Notlage in der stationären Versorgung ein struktureller Kollaps unmittelbar zu befürchten“, erläuterte Bischof. Die größten Sorgen bereiten den Klinikverantwortlichen vor allem die Betriebskostendefizite (87,8 Prozent), aber auch die Bürokratie (83,5 Prozent) sowie der Fachkräftemangel (71,3 Prozent) und mangelnde Investitionsmittel (63,5 Prozent).
Immer dynamischere Veränderungen
In Bayern nehmen die Krankenhausträger daher den Strukturwandel immer häufiger selbst in die Hand. „Der jetzige Veränderungsprozess ist bereits viel dynamischer als in den letzten Jahrzehnten. Regionalkonzepte werden entwickelt, Fusionen angestrebt, digitale Vernetzungen ausbaut und bisherige Krankenhausstrukturen verstärkt ambulant umgewandelt sowie teilweise Leistungsangebote konzentriert“, erläuterte der 2. BKG-Vorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Marktredwitz, Oliver Weigel.
Im Rahmen des Bayerischen Krankenhaustrends werden die 190 Krankenhausträger des Landes jährlich befragt. Neben der wirtschaftlichen Lage werden die Klinikverantwortlichen auch nach ihrer Einschätzung der Gesamtlage in den kommenden zwei bis drei Jahren befragt. In diesem Jahr ging es schwerpunktmäßig um das KHVVG und das Krankenhaustransparenzgesetz.






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