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Reform angestrebtLauterbachs Pläne für ein „kriegsfittes“ Gesundheitswesen

Gesundheitsminister Lauterbach plant das Gesundheitssystem mit Blick auf potenzielle militärische und pandemische Krisen zu reformieren. Hierfür sei es noch nicht optimal aufgestellt, wie in der Corona-Zeit deutlich wurde. Das soll sich ändern.

Prof. Dr. Karl Lauterbach
Jan Pauls/BMG
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD).

Prof. Karl Lauterbach will das deutsche Gesundheitswesen besser gegen Krisen und auch für militärische Konflikte wappnen. Deutschland müsse sich nicht nur für künftige Pandemien, sondern „auch für große Katastrophen und eventuelle militärische Konflikte besser aufstellen“, sagte der SPD-Politiker der Neuen Osnabrücker Zeitung. Er rechne mit der Vorlage eines Gesetzentwurfs im Sommer. Unterstützung bekommt er dabei vom Koalitionspartner, den Grünen.

Im Bündnisfall könnte Deutschland zur Drehscheibe bei der Versorgung von Verletzten und Verwundeten auch aus anderen Ländern werden.

Lauterbach führt aus: „Es braucht auch eine Zeitenwende für das Gesundheitswesen. Zumal Deutschland im Bündnisfall zur Drehscheibe bei der Versorgung von Verletzten und Verwundeten auch aus anderen Ländern werden könnte.“ Als Reaktion auf die Corona-Pandemie habe die Ampel-Koalition vereinbart, die Strukturen des Gesundheitssystems für große Krisen besser zu rüsten. „Nach dem verbrecherischen russischen Angriff auf die Ukraine hat diese Herausforderung leider an Bedeutung gewonnen“, sagte Lauterbach. „Und deswegen haben wir eine Gesetzeslücke, die wir angehen, um für einen Katastrophenfall oder sogar einen militärischen Bündnisfall − so unwahrscheinlich er ist − vorbereitet zu sein.“

Wer macht was?

Wie das Gesetz aussehen soll, skizzierte der Bundesgesundheitsminister so: „Im Krisenfall muss jeder Arzt, jedes Krankenhaus, jedes Gesundheitsamt wissen, was zu tun ist. Wir brauchen klare Zuständigkeiten − etwa für die Verteilung einer hohen Zahl an Verletzten auf die Kliniken in Deutschland.“ Auch die Meldewege und die Möglichkeiten von Patientenverlegungen im gesamten Bundesgebiet müssten für alle Beteiligten klar sein. Ebenso reichen die Vorschriften zur Bevorratung nicht aus. „Schließlich muss für den Krisenfall der Einsatz und die Verteilung von medizinischem Personal geklärt sein. Und all das muss geübt werden.“

Panikmache sieht der Minister in den Plänen nicht. „Es wäre albern zu sagen, wir bereiten uns nicht auf einen militärischen Konflikt vor, und dann wird er auch nicht kommen. Nach der Logik bräuchte man auch keine Bundeswehr. Nichtstun ist keine Option.“

Unterstützung von den Grünen, Kritik aus Bayern

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen stützt Lauterbachs Pläne. Es brauche dringend ein landesweites Lagebild über die Kapazitäten und die Leistungsfähigkeit der Gesundheitsversorgung. „Wir sollten tagesaktuell wissen, wie viel Verletzte oder Erkrankte können wir wo, wie, wann und wie lange versorgen“, schrieb er auf X (vormals Twitter). Die Achillesferse der Gesundheitsversorgung in Deutschland sei die Abhängigkeit von globalen Lieferketten für Medizinprodukte und Arzneimittel. Es brauche genügend Vorräte und den Aufbau dezentraler Reservekapazitäten.

Schließlich muss für den Krisenfall der Einsatz und die Verteilung von medizinischem Personal geklärt sein.

„Die andauernden Kriege und Krisen machen es erforderlich, dass wir uns auch auf die Versorgung einer großen Anzahl Verletzter und Erkrankter einstellen“, erklärte Dahmen weiter. „Das geht nur mit guter zivilmilitärischer Zusammenarbeit und einer bundesweiten Steuerung der Patientenzuweisungen und Transporte.“ Krisen, Katastrophen und Kriege müssten regelmäßig geübt werden − nicht nur in einzelnen Krankenhäusern. 

CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek ist von den Plänen Lauterbachs wenig angetan und erhob Vorwürfe. Es sei es absolut unverständlich, dass Lauterbach mit der Krankenhausreform einen Strukturwandel zulasse, der dezentrale Versorgungseinrichtungen in der Fläche verschwinden lasse. „Ohne Krankenhäuser in der Nähe stehen wir im Ernstfall hilflos da“, sagte Holetschek, der bis Herbst noch bayerischer Gesundheitsminister war. „Wir brauchen eine Krankenhausreform, die die ländlichen Räume nicht im Stich lässt und jetzt unbedingt neue finanzielle Mittel, um die strukturellen Defizite auszugleichen.“

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