
Für viele Kliniken in Bayern dürfte es im kommenden Jahr eine finanzielle Verschnaufpause geben. Die Bundesregierung habe eine Nachzahlung organisiert, von der die Krankenhäuser profitierten, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Roland Engehausen, bei der Mitgliederversammlung der Organisation am 5. Dezember in München.
Die Finanzierung der Krankenhäuser ist derzeit ein Jojo-Spiel.
Das Jahr 2027 könne dann allerdings die „schwierigste Defizitsituation aller Zeiten“ bringen, warnte Engehausen. „Die Finanzierung der Krankenhäuser ist derzeit ein Jojo-Spiel.“ Grund dafür seien Regelungen in der Krankenhausreform der Bundesregierung, die derzeit Schritt für Schritt umgesetzt wird. Hier müsse bei zahlreichen Details noch nachgesteuert werden, forderte Engehausen und nannte vier zentrale Forderungen auf Bundesebene zur Krankenhausreform:
Erstens dürfe die Umsetzung der Reform nicht bestraft werden. Bei einer gezielten Leistungskonzentration dürfe es nicht zu Erlösabschlägen kommen, wie es beim Fixkostendegressionsabschlag und der sogenannten Vorhaltefinanzierung der Fall wäre.
Zweitens dürfe die Umwandlung von Krankenhausstandorten in sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen kein Abenteuer werden mit ungewissem Ausgang für die Kliniken und die Bevölkerung in den betroffenen Regionen. Verlässliche Leistungs- und Vergütungsregelungen seien mehr als überfällig.
Drittens müsse die Überregulierung reduziert werden. Neue Mindestvorhaltezahlen gefährdeten die Regel- und Grundversorgung im ländlichen Raum und seien bei speziellen Leistungen überflüssig, wenn es bereits bewährte medizinisch definierte Mindestmengen gebe.
Viertens seien Kooperation und Vernetzung in der Versorgung zu fördern. Gute medizinische Zusammenarbeit sichere eine flächendeckende bedarfsgerechte Patientenversorgung bei knappen Mitteln und mache die Krankenhausreform besser.
Weitere Schließungen möglich
Der Umbau der Krankenhauslandschaft setze sich laufend fort, erklärte der BKG-Chef. Es werde in einzelnen Regionen „weitere Standortveränderungen, vielleicht auch Standortschließungen“ geben. Die Konzentration von Leistungen auf bestimmte Häuser sei politisch gewollt, sagte Engehausen und es gebe dafür auch Gründe: „Die Konzentration macht teilweise ja auch medizinisch Sinn.“ Sein Verband setze sich aber für eine flächendeckende Versorgung ein.
Eine Pleitewelle unter den rund 300 Kliniken in Bayern, die zeitweise befürchtet worden war, ist nach Daten der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bislang ausgeblieben. Nach Zahlen der DKG haben in Bayern seit 2022 neun Krankenhäuser mit elf Standorten einen Insolvenzantrag gestellt. Tatsächlich schließen mussten zwei Kliniken, neun insolvente Häuser sind auf anderen Wegen aus der Zahlungsunfähigkeit gekommen.
Unterstützung durch Staatsregierung
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagte den Kliniken im Freistaat ihre Unterstützung zu. Sie werde gemeinsam mit anderen Bundesländern weiter Widerstand gegen das Sparpaket leisten, mit dem Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Vergütung der Kliniken kommendes Jahr um rund 1,8 Milliarden Euro senken will. Warken will damit einen Anstieg der Krankenkassenbeiträge verhindern.
Die einzelne Behandlung ist nach wie vor unterfinanziert.
Bei den Zuschüssen für Investitionen stocke Bayern weiter auf, sagte Gerlach. Kommendes Jahr sollen 900 Millionen Euro fließen, nach 800 Millionen Euro in diesem Jahr. Die BKG fordert schon seit längerem mindestens eine Milliarde Euro für Investitionen. Man dürfe aber diese Gelder nicht isoliert betrachten, sagt der BKG-Chef Engehausen: „Wir haben inzwischen relativ viel Geld für die Investitionen in Steine, also in Baumaßnahmen. Aber die einzelne Behandlung ist nach wie vor unterfinanziert.“








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