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Kassensturz im FebruarJohanniter – Auch 2023 unter Plan?

2022 verfehlten die Johanniter das Planergebnis deutlich. Für 2023 wird wieder mit einem Gewinn gerechnet – die Entwicklung der ersten Monate 2023 verlief allerdings schlechter als erwartet.

kma Kassensturz
Thieme Gruppe
Jeden Monat analysiert der Börsenexperte Hartmut Schmidt die finanzielle Lage deutscher Krankenhäuser anhand von Jahresabschlüssen aus Geschäftsberichten und dem elektronischen Bundesanzeiger.

2022 konnten die geplanten Leistungszahlen der Johanniter nicht erreicht werden und das Ergebnis brach auf allen Ebenen deutlich ein. Grund hierfür waren unter anderem Corona und der Fachkräftemangel. Dieser führte im Bereich Reha vereinzelt zu Stationsschließungen und in der Pflege zu einem deutlichen Anstieg der Zeitarbeit sowie inflationsbedingt zu deutlich erhöhten Kosten. 

So konnte der Umsatz 2022 zwar mit 1045 Millionen Euro um 2,8 Prozent über dem Vorjahr gesteigert werden. Geplant waren allerdings 1061 Millionen Euro. Das EBITDARS reduzierte sich um 27 Prozent auf 68,2 Millionen Euro. Grund dafür waren vor allem deutlich um 10,1 und 5,6 Prozent erhöhte Material- und Personalaufwendungen. EBIT, EBT bzw. EAT rutschten sogar von 27,7, 22,6 bzw. 17,8 Millionen Euro 2021 auf minus 0,7, minus 4,6 bzw. minus 10,3 Millionen Euro in den roten Bereich. Geplant war eine leichte Reduzierung der Ertragszahlen im schwarzen Bereich. Dass das Management diese Entwicklung als nicht zufriedenstellend bezeichnete, ist nachzuvollziehen.

Alle Bereiche verfehlten die Ziele

Bezogen auf die Bereiche war diese unerfreuliche Ertragsentwicklung auf die Sektoren Akut, Reha, MVZ und Dienstleistungen zurückzuführen, die das Plan-Ergebnis um 14,5, 10,5, 0,5 und 5,8 Millionen Euro verfehlten. Lediglich die Pflegeeinrichtungen konnten das Ergebnisziel um 4,2 Millionen Euro übertreffen, wobei dies ausschließlich auf nicht geplante Erträge aus dem Corona-Rettungsschirm in Höhe von 22,7 Millionen Euro (im Vorjahr waren es 21,7 Millionen Euro) basierte. Die Auslastung der 7713 stationären Pflege-Betten reduzierte sie dagegen von 95,6 Prozent im Jahre 2021 auf 94,5 Prozent in 2022.

Aufgrund der negativen Ertragslage und des von 53,4 auf 30,5 Millionen Euro reduzierten Cashflows aus operativer Geschäftstätigkeit hat sich die Bilanzqualität der Johanniter zwar leicht verschlechtert, sie ist allerdings immer noch als gut zu bezeichnen. Das Gesamtvermögen 2022 reduzierte sich leicht von 1019 auf 1017 Millionen und der Anteil der liquiden Mittel von 13 auf 12 Prozent. Finanziert war das Vermögen zu 33 Prozent (2021: 34 Prozent) durch Eigenkapital, unverändert gegenüber 2021 zu 17 Prozent durch Fördermittel und zu 26 (im Vorjahr waren es 27) Prozent durch Banken.

2023 wird es wieder besser

Für 2023 erwarten die Johanniter, dass das Leistungsgeschehen nicht mehr durch die Corona-Pandemie beeinflusst wird und das Ergebnis sich trotz erwarteter Kostensteigerungen in allen Bereichen wieder deutlich in den schwarzen Bereich bewegen wird. Plan ist, dass in allen Bereichen die Umsätze mehr (Sektor Akut plus 9,1 Prozent) oder weniger (Reha plus zwei Prozent) gesteigert werden, und mit Ausnahme im Sektor MVZ alle Bereiche wieder positive Ergebnisse erzielen.

Nach der Entwicklung der ersten drei Monate 2023, in denen die Ergebnisse der Bereiche Akut, Reha und MVZ unter Plan verliefen, rechnet das Management allerdings nicht damit, den im Abschluss 2022 veröffentlichten Umsatz-, EBITDA- und EAT Plan von 1090, 52 und 17 Millionen Euro zu erreichen. Es geht allerdings davon unverändert davon aus, dass die Ertragszahlen (deutlich) über denen von 2022 liegen. Nicht enthalten in den Zahlen sind allerdings die Ende 2022 vorgenommenen Akquisitionen. Zum einen wurde ein Vertrag zum 67-Prozent-Erwerb einer Klinikgruppe mit drei Krankenhäusern sowie verschiedenen ambulanten medizinischen und therapeutischen Einrichtungen unterzeichnet und zum anderen einer zum 100-Prozent-Erwerb eines weiteren Krankenhausunternehmens.
 

Johanniter:

Die Johanniter GmbH ist eine Holding, die teils mittelbar an neun Krankenhäusern (Umsatzanteil 45 Prozent), sechs Fach- und Rehakliniken (14 Prozent), 93 Altenpflegeeinrichtungen mit zusammen 7713 stationären Betten und 1476 betreuten Wohneinheiten (39 Prozent) sowie weiteren Versorgungs- und Therapiezentren (zwei Prozent) beteiligt ist. Als Holding steuert und koordiniert sie die Tätigkeit aller Einrichtungen sowohl im Sinne des Auftrages der Johanniter als auch angepasst an die markt- und sozialwirtschaftlichen externen Rahmenbedingungen. Strategische Ziel sind, zum einen die Einrichtungen zu stärken (Reduzierung der Kosten, Steigerung der Effizienz), zum anderen die Optimierungspotenziale zu realisieren (z.B. durch Vernetzung von ambulanten und stationären Bereichen oder Gründung von MVZ) sowie (auch durch Akquisitionen) weiter zu wachsen.


Wie im Vorjahr war auch 2022 das Geschäft der Sana Kliniken AG zum einen durch Corona und zum anderen durch umfangreiche Portfolioveränderungen beeinflusst. Hinzu kamen die enormen Preissteigerungen auf allen Ebenen. Diese hatten zur Folge, dass sich Umsatz bzw. Ergebnis leicht bzw. deutlich gegenüber 2021 reduzierten. Dies hielt das Management allerdings nicht davon ab, die wirtschaftliche Lage und den Geschäftsverlauf insgesamt als verhältnismäßig zufriedenstellend zu bezeichnen.

Im Einzelnen zeigte 2022 einen Rückgang des Umsatzes um 0,4 Prozent auf 3000 Millionen Euro. Bereinigt um Konsolidierungseffekte stieg er allerdings um 4,5 Prozent, zurückzuführen vor allem auf Preissteigerungen und einen bereinigten Anstieg der stationären Fallzahlen um 1,1 Prozent. Zu den wesentlichen Portfolioveränderungen 2022 gehörten die Erst- bzw. Entkonsolidierung der Kliniken Niederlausitz und OTS Schadock GmbH Orthopädie bzw. der Sana Kliniken Bad Wildbad, der Sana Klinik Bethesda Stuttgart und im Vorjahr vorgenommenen unterjährigen Verkäufe.

Die Portfolioveränderungen, die zu Entkonsolidierungsgewinnen (2021 19,5 Millionen Euro) und -verlusten (52,9 Millionen Euro 2021 und 20,1 Millionen Euro 2022) führten, verzerrten zudem die Ertrags- und Aufwandskennzahlen der GuV. Zusätzlich erschwert wird die Analyse der Zahlen durch im Jahre 2022 vorgenommenen außerplanmäßigen Abschreibungen von 30,5 bzw. 16 Millionen Euro in Folge einer Wertanpassung von Vermögens- bzw. Firmenwerten. Zudem entstand ein Ertrag aus einer Zuwendung für gemeinnützige Zwecke von 75,4 Millionen Euro. Diese Verzerrungen und Einmalerträge bzw. -aufwendungen führten zum einen zu einem Anstieg des EBITDA 2022 gegenüber 2021 um 12 Prozent auf 240 Millionen Euro. Zum anderen reduzierten sich EBIT und EBT um 23,2 und 34,5 Prozent auf 77 und 63 Millionen Euro.

Bilanziell zeigte sich eine zufriedenstellende Entwicklung. Der Rückgang des Cashflows aus betrieblicher Tätigkeit um 61,1 Prozent auf 77 Millionen Euro und die Erhöhung der Investitionen um 51,7 Prozent auf 253 Millionen Euro wurde durch die Begebung eines Schuldscheindarlehens von 316 Millionen Euro finanziert – der finanzielle Cashflow, der durch eine Ausschüttung an die PKV-Gesellschafter von 29 Millionen Euro belastet war (2021 waren es 15), erhöhte sich dadurch von plus 21 auf plus 199 Millionen Euro. Die Bilanzsumme stieg infolgedessen von 2595 auf 2889 Millionen Euro. 41 Prozent des Vermögens waren eigen- (2021 waren es 44 Prozent) und 28 (24) Prozent bankenfinanziert.

Für 2023 erwartet Sana in Folge leicht steigender Leistungszahlen und Preise mit einem moderaten Umsatzanstieg. Das Ergebnis soll dagegen unter das von 2022 fallen,  was angesichts der verbuchten Einmalerträge 2022 und des weiter steigenden Kostendrucks nachvollziehbar ist.

Der Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV) wurde 2014 gegründet und gehört mit seinen 13 Krankenhäusern, drei Altenheimen und verschiedenen anderen soziale Einrichtungen, wie MVZ, Hospize oder Bildungsstätten nach eigenen Angaben zu den sechs größten konfessionellen Trägern in Deutschland. Das Unternehmen ist stark wachsend und wies seit der Gründung noch nie rote Zahlen auf.

Diese Entwicklung setzte sich auch 2022 fort. Bei einer Umsatzsteigerung von 6,3 Prozent auf 970 Millionen Euro brach der Ertrag zwar auf allen Ebenen der GuV ein. So reduzierte sich beispielsweise EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) um 11,4 Prozent auf 29 Millionen Euro, und EBIT bzw. EBT sogar um 51,5 bzw. 77,5 Prozent auf 3,9 bzw. 1,7 Millionen Euro. Dies hielt das EVV-Management allerdings nicht davon ab, von einem positiven Geschäftsverlauf zu sprechen, was angesichts des deutlich von vier auf 80 Millionen Euro gestiegenen Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit nachvollziehbar ist. Diese Cashflow-Explosion führte dazu, dass das von 929 auf 999 Millionen Euro erhöhte Vermögen zu 19 (2021 waren es 18) Prozent aus liquiden Mittel bestand. Bankverbindlichkeiten finanzierten nur zwei (2021 waren es ein) Prozent des Vermögens und Eigenkapital plus Fördermittel 61 (2021: 64) Prozent.

2023 erwartet er Verbund wie bereits im Vorjahr mit einem Null-Ergebnis, was sich trotz der steigenden Kosten und Tarife wie in der Vergangenheit als zu konservativ herausstellen könnte.

Ertragsmäßig unter Plan entwickelte sich 2022 das Geschäft der SRH Holding, ein Unternehmen in den Bereichen Gesundheit (Umsatzanteil 71 Prozent) und Hochschulen/Bildung (29 Prozent). Ursächlich hierfür waren die über Plan gestiegenen Aufwendungen, die dazu führten, dass die Aufwendungen stärker stiegen als die Erlöse: Bei einem Umsatzanstieg von 3,6 Prozent auf 1223 Millionen Euro reduzierten sich EBITDA, EBIT und EBT um 21,5, 71,3 und 79,1 Prozent auf 72, sieben und fünf Millionen Euro. Während die Bereiche Hochschulen und Bildung den Umsatz um 7,2 und 3,2 Prozent auf 121 und 215 Millionen Euro steigern konnten, wuchs das Segment Gesundheit „nur“ um 2,9 Prozent auf 864 Millionen Euro. Letzteres Segment entwickelte sich auch ertragsmäßig am schlechtesten: Während im Sektor Hochschulen das EBIT um 12,6 Prozent auf acht Millionen Euro sank, reduzierte es sich im Bereich Bildung um 49,6 Prozent auf sieben Millionen Euro und in der Gesundheit um 58,2 Prozent auf sieben Millionen Euro. 

Die Bilanzqualität wurde durch diesen Ertragsrückgang allerdings kaum beeinflusst. Das von 1386 auf 1422 Millionen Euro erhöhte Vermögen, das zu 12 (2021 elf) Prozent aus liquiden Mitteln und unverändert gegenüber 2021 zu 12 Prozent aus Finanzanlagen bestand, war zu 54 (2021 56) Prozent hoch eigen-, zu 16 (17) Prozent fördermittel- und zu nur (unverändert zum Vorjahr) elf Prozent bankenfinanziert.

Für 2023 sieht der Unternehmensplan von SRH bei einem Umsatzanstieg von zwischen sechs und sieben Prozent ein EAT von „nur“ zwei bis drei Millionen Euro. Dieser neuerliche Ertragseinbruch – 2022 betrug das EAT neun Millionen Euro – erscheint konservativ, da nicht davon auszugehen ist, dass im operativen Geschäft die Aufwendungen stärker als die Erlöse steigen.
 

Was EAT, EBT & Co. bedeuten

EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.

EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.

EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.

EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.

EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.

Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.

Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.

Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.

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