
2024 ist das zweite Rekordjahr für Europas größte Messe für digitale Gesundheitsversorgung. Über 800 Aussteller, mehr als 320 Speaker und acht internationale Pavillons erwarten die Besucher, die auch in diesem Jahr wieder zahlreich nach Berlin strömen. Der Branchentreff hat sich von der conhIT, wie die DMEA bis 2018 hieß, hin zu einer internationalen Plattform der digitalen Medizin und Gesundheitsversorgung entwickelt. Pflege, niedergelassene und Klinik-Ärzte, Klinikmanager und IT-Unternehmen sowie Start-ups nutzen die Chance, sich über Innovationen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
„Die Epoche der KI hat begonnen.“
Was Bill Gates bereits im vergangenen Jahr festgestellt hat, ist bestimmendes Thema auf der DMEA 2024. Die nächsten drei Tage dreht sich in den Berliner Messehallen alles um Digitalisierung und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen. Bevor Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Publizist sowie Podcaster Sascha Lobo sich dem Thema am Eröffnungstag widmen, hat Dr. Nilofar Badra-Azar, Referentin für Grundsatzfragen, neuer Technologien & Datennutzung im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), in der Session „KI im Gesundheitswesen“ mit Vertretern der Krankenhäuser, der Forschung und der Industrie darüber diskutiert, wie man ohnehin vorhandene Daten aus dem Gesundheitswesen künftig besser nutzen kann.
Ziel des BMG in Bezug auf die Nutzung von KI ist es, die Patientenversorgung zu verbessern und Deutschland als Innovationsstandort international zu etablieren. Badra-Azar legt wie ihr Chef Lauterbach große Hoffnung auf den European Health Data Space (EHDS) als Plattform, um große Datenmengen zu sammeln und zur Verfügung zu stellen. „Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eine riesige Chance für die medizinische Forschung. Denn für die Wissenschaft ist KI ein echter Analyse-Booster“, führt Lauterbach bei seiner Keynote auf der DMEA weiter aus.
Der Mensch will Daten sammeln
Lauterbach will den Mehrwert der ePA und der KI im Generellen für die Menschen spürbar machen und betont in seiner Keynote, dass sein Ministerium viel angestoßen und die Digitalstrategie in der Legislatur maßgeblich verändert hat. „AI in all polcies“ ist die Maxime, die der Gesundheitsminister auf der DMEA ausgibt. Denn er ist sich sicher, dass KI und Digitalisierung die Medizin maßgeblich verändern werden und KI daher bereits heute eine hohe gesellschaftliche Relevanz hat.
Lobo hebt in seiner Keynote pointiert hervor, dass Gesundheit mittlerweile zu einem digitalen Lifestyle geworden ist und die Menschen per se datenbegeistert sind und diese gerne teilen. Er zeigt dies an Beispielen wie hulahq.com auf, einer Plattform, auf der Krankheiten geteilt werden können, und erklärt, wie Apps a la „Natural Cycles“ die Funktion der Anti-Baby-Pille ersetzen können.
AI in all polcies!
Er führt auch aus, wie KI Effizienzen deutlich hebt, z.B. im Bereich von Clinical Decision Tools oder der Patient Safety. Gleichzeitig wird jedem Zuhörer klar, dass KI jetzt schon im Gesundheitswesen verwendet wird. Die Kultur, dass Patientinnen und Patienten den Mehrwert des Datenteilens erkennen und daher diese selbstbestimmt zur Verfügung stellen – wie Lauterbach fordert – ist laut Lobo eigentlich vorhanden.
Dennoch zeigt das Panel zum Thema „ePA für alle“, dass die Akzeptanz der ePA und damit zusammenhängend auch die der KI langsam besser wird, hier aber noch viel Informationsbedarf für alle Nutzer besteht. Dafür müssen jedoch noch einige Fragen geklärt werden, wie z.B. der gesetzliche Umsetzungsstand derzeit ist oder wie die Finanzierung gestaltet werden soll.
Was die Zukunft bringt
Alles in allem ist die DMEA auch in diesem Jahr wieder sehr gut besucht. Auffallend viele junge Besucher*innen, die digital-affin sind, sind vor Ort. Das ist zum einen ein hoffnungsvolles Zeichen Richtung Zukunft, lässt jedoch die Frage aufkommen, ob das ausreicht. Denn: Die Beauftragung der KHZG-Projekte muss bis Ende 2024 abgeschlossen sein und es gibt noch im dreistelligen Bereich Kliniken, die noch nicht in die Umsetzung gegangen sind.
Hier würden sich Hersteller von Krankenhaussoftwarelösungen wie Recare ein Mehr an Klinikverantwortlichen wünschen, die die DMEA als Chance nutzen, um sich zu informieren und das wichtige Thema KHZG anzugehen. Die Frage wird also perspektivisch sein, ob der Gesetzgeber wirklich – wie angekündigt – die Sanktionen von bis zu zwei Prozent des Jahresumsatzes verhängt, wenn Kliniken die Umsetzungsfrist des KHZG Ende des Jahres reißen, oder ob er die Frist noch einmal verlängert.









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