
Trotz bestehender Zählprozesse können im OP immer mal wieder Fehler auftreten – und chirurgisches Material bleibt im Körper eines Patienten. Jährlich komme es in Deutschland zu rund 1000 zusätzlichen Eingriffen, weil Tupfer, Bauchtücher oder Instrumente derart „vergessen“ werden, teilt die Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ) mit. Gründe seien etwa Zeitdruck, Kommunikationsprobleme oder Personalwechsel im OP-Team.
Um solche „Never Events“, die schwerwiegende Komplikationen und enorme Kosten verursachen, zu vermeiden, wird an der WHZ ein neues Assistenzsystem entwickelt, das Operationsteams bei der Zählkontrolle unterstützen und dadurch die Patientensicherheit sowie Effizienz im OP verbessern soll. Für das Projekt DSCC (Digital Surgical Count Control) arbeitet die Hochschule mit Medik Hospital Design und Code’n’ground zusammen. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) fördert das Projekt für drei Jahre.
Ein KI-gestütztes System soll die manuelle Zählkontrolle digital unterstützen, Fehler vermeiden und die Dokumentation vereinfachen. Zentrales Element ist eine speziell entwickelte Kameraeinheit, die den Instrumententisch während der Operation erfasst. Mithilfe künstlicher Intelligenz soll das System die dort befindlichen Objekte erkennen und klassifizieren.
Zur besseren Detektion textiler Materialien wie Tupfer oder Bauchtücher werde ergänzend ein hyperspektraler Bildgebungsansatz (HSI) untersucht, so die WHZ. Die erfassten Daten sollen in Echtzeit auf einem interaktiven Bildschirm visualisiert werden, der dem OP-Team den Soll- und Ist-Zustand für jede Objektklasse übersichtlich anzeigt und bei Diskrepanzen automatisch warnt.
Einsparpotenzial in Millionenhöhe
Das System solle den Zählvorgang nicht nur zuverlässiger, sondern auch effizienter gestalten, erklären die WHZ-Verantwortlichen. Schon eine Reduktion der Zähl- und Dokumentationszeit um rund eine halbe Minute pro Eingriff könne bei den jährlich etwa 17 Millionen Operationen in Deutschland Einsparpotenziale von rund 500 Millionen Euro freisetzen. Gleichzeitig trage DSCC dazu bei, das OP-Personal zu entlasten und die Patientensicherheit messbar zu verbessern.
Nach Projektende plant die WHZ, die entwickelte Lösung in ein zertifiziertes Medizinprodukt zu überführen. Das System soll demnach so ausgelegt werden, dass es sich sowohl in neue als auch in bestehende Operationssäle integrieren lässt.








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